Zur Theorie der Ästhetik und der ästhetischen Kommunikation
Norbert Gutenberg
Dass die Rhetorik der Kunst nicht entgegensteht, sondern Ästhetizität und
Rhetorizität zusammengehören, lässt sich, überzeugend begründet, in diesem
Buch nachlesen. Norbert Gutenberg argumentiert mit der historischen
Semantik von ‚téchne‘ oder ,ars‘. Kunst kommt für den Volksmund wie für
Gutenberg vom Können, der Meisterschaft. Die Kunst muss auf der anderen
Seite genossen werden, ohne ihr Publikum und seine Wahrnehmungsfähigkeit
(Aisthesis) und Phantasiebegabung erscheint sie fruchtlos. Was die
Anhänger eines verbreiteten, sagen wir in Anführungszeichen bürgerlichen
Ästhetik-Begriffs nicht verstehen mögen: Der Kunst der Rezitation, des
Schauspiels, der Dichtung, der Malerei, des Films, der Kunst als bildender
entsteht kein Schaden, wenn sie vom Spiel, vom Tun, vom Können, von
der Meisterschaft abgeleitet und diese dem Handwerk ebenfalls zugestanden
wird: als vollendetes Können. Es mag den Ästheten irritieren, dass sich
die Kunst damit demokratisiert und ihr jede Form menschlicher Kreativität
zugerechnet werden kann. Einen Schreiner als Künstler und seine Möbelstücke
und Intarsienarbeiten als Kunst anerkennen? Gleichzeitig steht fest,
dass große Kunst nicht per se dem Wahren, Schönen und Guten dient, der
Kritik, dem Fortschritt oder der Herausbildung einer demokratischen Identität,
sondern dass sie vielen Herren folgen kann. Welche Ästhetik dem Wahren
oder Guten dient, klärt sich erst vor der von uns Menschen gemachten
Geschichte.