Zwischen barocker Vielfalt und ultramontaner Uniformierung
Eine exemplarische Edition von Pfarreibeschreibungen des 19. Jahrhunderts aus dem Bistum Regensburg (Dekanat Geiselhöring 1859/1861)
Johannes Kirchinger
In den bayerischen Bistumsarchiven befinden sich tausende von Pfarreibeschreibungen des 19. Jahrhunderts. Sie dienten als Informationsgrundlage für regelmäßige Visitationen und die periodisch veröffentlichten Bistumsbeschreibungen. Deshalb handelt es sich um eine Quelle, deren Bedeutung mit derjeniger frühneuzeitlicher Visitationsakten vergleichbar ist. Ihr serieller Charakter wurde von der Geschichtswissenschaft bisher aber nicht genutzt. Mit den Pfarreibeschreibungen der Jahre 1859/1861 besitzt das Bistum Regensburg eine grundsätzlich lückenlose Dokumentation pastoralliturgischer Zustände in einer wichtigen kirchlichen Umbruchphase zwischen dem Ende barocker Vielfalt und dem Beginn ultramontaner Uniformierung. Dabei spiegeln sich darin nicht nur kirchengeschichtlich relevante Entwicklungen, sondern auch solche von politik- und wirtschafts- sowie kulturgeschichtlicher Bedeutung. Das macht die Pfarreibeschreibungen des Bistums Regensburg zu einer hervorragenden Ergänzung der im selben Zeitraum verfassten Physikatsberichte der Landgerichtsärzte. Ihre Auswertung ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil umfassender mikrohistorischer Analysen lokaler Räume. Die exemplarische Edition der Pfarreibeschreibungen des Dekanats Geiselhöring will die Pfarreibeschreibungen des 19. Jahrhunderts bekannt machen und ihre Benutzung als Quelle für mikrohistorische Analysen anregen.