Zwischen Baum und Borke
Collin Coel
Aus der Orgie religiöser Pluralität à la Hawaii und Washington wird nix. Hat das buddhistische Disneyland zuvor schon für reichlich Unmut gesorgt, ist mit dem Bau der Moschee die Kacke unstreitig am Dampfen. Halb Zug steigt auf die Barrikaden, macht entschieden und mit Nachdruck gegen den Stadtpräsidenten, einen glühenden Sozialdemokraten, Front. In Sonderheit Exbundespräsident im Ruhestand Wunderlich senior, der Ätti, wie er liebevoll vom Sohnemann, dem erfolgreichen Weinhändler, genannt wird. Einem überzeugten Christdemokraten und praktizierenden Katholiken wie ihm ist die dräuende Islamisierung der Schweiz durch und durch ein Dorn im Auge. Kaspar Krieg, dem Bundespräsidenten und Departementsleiter für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, kommt die Islamophobie der Landsleute indes ungemein zupass. Für den von jeher kriegslüsternen Kerl, einen gnadenlosen Interventionisten, scheint nämlich nun die Zeit reif zu sein, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und mit ferngesteuerten Robotern und Drohnen alle Welt das Fürchten zu lehren. Ruth Keller, Departementsleiterin für auswärtige Angelegenheiten und Konstruktivistin, vermag der Reorganisation des Schweizer Militärs freilich nichts abzugewinnen. Vielmehr versucht sie nach besten Kräften, dem Regierungskollegen Einhalt zu gebieten. Nicht zuletzt deshalb, weil der Knilch auf Rache sinnt, als ihn der türkische Premier ungeniert ein Schwein heißt. Die Satire prangert die kulturelle Engstirnigkeit der Eidgenossen an, verurteilt ihre religiöse Intoleranz aufs Schärfste. Zwar ist die Ambivalenz der Religion nichts Neues, weil Ausdruck der menschlichen Natur, grade drum ist es aber unerlässlich, ihr auf den Zahn zu fühlen, zumal dann, wenn mit der unseligen Verbindung von Staat und Religion, mit Totalitarismus und Fundamentalismus Unheil ins Haus steht.