Zwischen „Vaterland“ und „Mutterstadt“
Freiwilliges und erzwungenes Grenzgängertum bei Franz Hessel
Gerhard Gamm, Matthias Luserke-Jaqui, Lilian Ranc
Literaturwissenschaftlern und interessierten Lesern vor allem als „Meister der kleinen Form“ und als Flaneur des Berlins der Zwanziger Jahre bekannt, einem etwas breiteren Publikum als Vorlage zur Filmfigur des Jules in François Truffauts Jules und Jim, beleuchtet Lilian Ranc in dieser Studie das Werk des Feuilletonisten, Romanciers, Lyrikers und Übersetzers Franz Hessel aus einem neuen Blickwinkel. Es ist die Figur des „von Paris und Berlin, wie ein Mensch von zwei Lungenflügeln“ lebenden Grenzgängers. In Paris und der französischen Literatur ebenso zuhause wie in Berlin und der Literatur der Weimarer Jahre, spannt sich auch der Bogen von Hessels Werk über eine „Berliner Kindheit“ – ähnlich der seines Freundes und Kollegen Walter Benjamin –, eine Pariser Romanze am Vorabend des Ersten Weltkriegs und eine Vielzahl von Feuilletons und weiterer kleiner Prosa bis hin zu fragmentarisch gebliebenen Arbeiten, die noch kurz vor seinem Tod (1941) im französischen Exil entstanden. Anhand exemplarisch ausgewählter Texte aus den drei Jahrzehnten seines Schaffens legt Lilian Ranc dar, wie sich das Motiv des Grenzgängertums, aber auch die politischen und historischen Wechselfälle seiner Zeit auf das literarische Werk des „Dichter der leisen Töne“ niederschlugen.