Die weltweite Zunahme der Migrationen brachte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ungeahnte Vielfalt heterogener Lebensformen hervor und trug damit zur inneren Differenzierung der (west)europäischen Gesellschaften insbesondere in ihren urbanen Zentren bei. Der neue kulturelle Erfahrungshorizont findet seit den 70er Jahren auch in der deutschsprachigen Literatur seinen Niederschlag, wobei neben der bisher eher im überschaubaren Rahmen stattfindenden Internationalisierung der deutschen und österreichischen Gegenwartsliteratur eine aus der Arbeitsmigration hervorgegangene Literatur zunehmend eine Rolle spielt. Die in ihren Schreibweisen, ästhetischen Ansprüchen und Repräsentationen der eigenen Kultur(en) sehr unterschiedlichen Texte, für die sich in den letzten Jahren in der BRD die Bezeichnung „interkulturelle Literatur“ durchzusetzen scheint, sind Gegenstand eines wachsenden Interesses in der (deutschen und nordamerikanischen) Germanistik, Komparatistik und Interkulturellen Germanistik. Ihre vielfältigen Forschungsansätze bilden den theoretisch-methodischen Rahmen auch dieses Bandes.
Die vorliegende Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund bei Barbara Frischmuth, Dzevad Karahasan und Zafer Senocak, drei zeitgenössischen europäischen Schriftstellern, den Diskurs von „Eigenem“ und „Fremdem“ in Prosa und Essayistik und zeigt, wie sich im Laufe der Jahre bei jedem von ihnen die Ideen über Europa im Verhältnis zu Multikulturalität und zivilisationsprägenden Religionen entwickelt haben. Sie geht außerdem der Frage nach, wie die Theorien der Multikulturalität auf das literarische Selbstverständnis der Autoren wirken und wie in ihren Werken Multikulturalität als Thema, Konzept und Gestaltungsprinzip auftritt.
Aktualisiert: 2020-01-14
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Mit der Frage nach der Adoleszenz bzw. dem Adoleszenz-Begriff ist in literatur- wie kulturwissenschaftlicher Perspektive ein Bezug hergestellt zu Disziplinen, die sich dieser "Zwischenzeit" zuwenden. Aufgerufen sind mindestens Medizin, Neurophysiologie, Psychologie, Neurobiologie, Hirnforschung, Soziologie, Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft oder Genderforschung. Von daher ist eine transdisziplinäre Betrachtung der Adoleszenz notwendig. Die Besonderheit von Adoleszenz als "lebensgeschichtlicher Phase" besteht - darin existiert Konsens - gerade im Mit- und Gegeneinander von körperlichen, psychischen und sozialen Prozessen. Dies erklärt, warum Adoleszenz als ein "transistorischer Zeitabschnitt" gilt, der durchaus chaotisch-anarchische Züge tragen kann. Insofern kann die Phase der Adoleszenz auch als eine besondere Form der 'Aufstörung' gelten. Wenngleich es in dem Band insbesondere um die Darstellung von Adoleszenz in der deutschsprachigen Literatur geht, ist ein Dialog zwischen Geistes- und Naturwissenschaften ausdrücklich angestrebt. Die literatur- bzw. kulturwissenschaftlichen Beiträge gehen zurück bis in die Literatur des Mittelalters und reichen bis in die Gegenwart. In den Blick geraten Texte von Augustinus bis Jörg Wickram ebenso wie Autoren des Sturm und Drang sowie der Klassik. Dabei wird einmal mehr deutlich, dass die Adoleszenz kulturgeschichtlich determiniert ist und es einen Unterschied ausmacht, ob von Adoleszenz im 18. bzw. 19. Jahrhundert, um 1900 oder 2010 die Rede ist. Offensichtlich wird in den Beiträgen, inwiefern und warum Adoleszenz ein Produkt eines Prozesses von gesellschaftlicher Modernisierung ist und es gerade auch in der Literatur offensichtliche Unterschiede im Erzählen über männliche und weibliche Adoleszenz gibt.
Aktualisiert: 2022-07-19
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Die wissenschaftlichen Diskurse, mit denen kulturelle Konstellationen und literarische Entwicklungen bezeichnet und analysiert werden, stehen in einem dialektischen Verhältnis zu ihren Objekten. Innerhalb der postmodernen Kondition werden Theorien und Methoden entwickelt, um eine Literatur zu verstehen, die weniger kanonischen Ehrgeiz hatte, die multikultureller, postkolonialer und globaler ausgerichtet war als die Dichtungen der Nachkriegszeit. In diesem Band wird die Interrelation der Diskurse von der Postmoderne bis zur Globalisierung profiliert. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die erzählerische und essayistische Literatur der Postmoderne und des Postkolonialismus im Deutschland der letzten Jahrzehnte. Zudem werden zahlreiche Einzelwerke interpretiert, u.a. postmoderne Romane und Poetikvorlesungen von Angela Krauss, Gert Hofmann, Barbara Frischmuth, Hanns-Joseph Ortheil, Sten Nadolny und postkoloniale Reiseberichte und Romane von Peter Schneider, Hans Christoph Buch, Uwe Timm, Günter Grass und Angelika Mechtel.
Aktualisiert: 2019-11-18
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Mit dem Begriff Kindheitsliteratur wird das Zusammentreffen zweier synchroner Phänomene erörtert, die besonders in der neueren österreichischen Gegenwartsliteratur vermehrt anzutreffen sind: zum einen die Thematisierung von Kindheit und zum anderen die Adressierung literarischer Texte an eine kindliche Leserschaft auch von Autorinnen und Autoren, die an sich nicht zur Kinderliteratur gezählt werden. Unter diesem Aspekt erscheint es angebracht, die von der allgemeinen Literatur üblicherweise als Subsystem abgetrennte Kinderliteratur als Teil der Kindheitsliteratur zu verstehen und damit gleichzeitig literarische Wertung und pädagogisches Urteil zu entflechten. Dieses Ziel wird in mehreren analytischen Diskursen und in Interpretationen einschlägiger Werke verfolgt.
Aktualisiert: 2019-12-19
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