Was bedeuten abgelaufene Pässe? Sind alte Reisekoffer eigentlich nicht etwas für den Sperrmüll? Und lassen sich die Wanderschuhe eines Autors mit dessen Werk in Beziehung setzen?
Der vorliegende Band widmet sich archivierten »Lebensdokumenten«, die allzu leicht als scheinbar unauffällige und ephemere Zeugnisse des Lebensalltags übersehen werden könnten. Als ›Beweismittel‹ für sozial- und kulturhistorische wie auch textgenetische Prozesse eröffnen sie jedoch eine vielfältig bestückte Asservatenkammer. Wissenschaftliche Beiträge beleuchten Identitätspapiere und Urkunden, Kontoauszüge und Quittungen, Kalendereinlagen, Postkartenalben, Familienfotos, Flaschenetikette und Speisekarten, die eindringlich und anschaulich Geschichte(n) erzählen. Neben ›Gebrauchsgegenständen‹ aus der Sammlung Künstlerandenken im Wiener Theatermuseum werden auch Kuriosa wie Lessings Spieltisch, Adalbert Stifters Totenschädel, W. H. Audens VW Käfer, Thomas Bernhards Arbeitshose und eine Einladung zum festlichen Picknick in Heimito von Doderers Künstler-WG unter die Lupe genommen.
Auf eine kreative Spurensuche zum Thema in Poesie und Prosa begeben sich zudem die Autor*innen Thomas Ballhausen, Josef Haslinger, Barbi Marković, Rainer Merkel, Terézia Mora und Peter Rosei, Marion Steinfellner und Herbert J. Wimmer.
Aktualisiert: 2021-09-30
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EIN DICHTER IN DER SCHAFFENSKRISE VERSUCHT SEIN GLÜCK AUF STORD
"dieser brief soll ein monstrum werden EINE ART FORTSETZUNGSROMAN", schreibt Norbert C. Kaser im SOMMER 1970 an Christian Alton, den Südtiroler Landsmann und Wiener Wohnungsnachbarn. Kaser sitzt auf der NORWEGISCHEN INSEL STORD, drei ganze Monate wird er dort verbringen. Gerade 23 Jahre alt geworden, durchlebt er SEINE ERSTE SCHAFFENSKRISE und erhofft sich vom Tapetenwechsel neuen Antrieb. Außerdem braucht der notorisch Mittellose Geld.
FASZINIERENDE BEOBACHTUNGEN AUS DER PERSPEKTIVE DES AUSSENSEITERS
In der Folge bringt Kaser seine Eindrücke, Empfindungen und Erlebnisse zu Papier: Einfühlsam und distanziert, immer aber treffsicher und schonungslos schildert der Dichter als TEILNEHMENDER BEOBACHTER ein Land, das ihm fremd bleibt und ihn gerade deshalb AN DIE SÜDTIROLER HEIMAT erinnert.
FAST EIN BRIEFROMAN
Neben seinen berühmten "STADTSTICHEN" ergeben die Briefe aus Stord Kasers einziges längeres zusammenhängendes Prosastück. Dieser kleine UND UNVOLLENDETE BRIEFROMAN LIEGT NUN ERSTMALS EIGENSTÄNDIG VOR. Weiters in dem Band zu finden sind die Gedichte, die Kaser auf Norwegen verfasst hat, sowie viele bisher UNVERÖFFENTLICHTE FOTOGRAFIEN.
Mit erläuternden Beiträgen des Herausgebers RALF HÖLLER.
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"Norbert C. Kaser hat noch postum die poetische Kraft, zu einem Stern erster Ordnung zu werden."
DIE ZEIT
"In der Sprache Norbert C. Kasers weitet sich das regional Beschränkte zur Provinz des Menschen."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Aktualisiert: 2023-01-11
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In vier Bänden wird der Briefwechsel Ludwig von Fickers aus der Zeit von 1909 bis zu seinem Tode 1967 in reicher Auswahl veröffentlicht. Mit dem Erscheinen dieser Bände ist nun das zu Lebzeiten freiwillig gewählte Inkognito eines Schriftstellers preisgegeben, der bisher, als „Typ“, nie recht zu fassen war. Gerade weil man seinen Namen legendenhaft in die Aura einbegriffen sah, die den Namen seines Freundes Georg Trakl umgibt, glaubte man der unverkennbar eigenen Sehweise und Denkökonomie dieses „Freundes und Förderers“ nicht näher treten zu müssen, von dem man außerhalb der enger befaßten Wissenschaft und eines Kreises von Freunden bestenfalls weiß, daß er in den Jahren von 1910 bis 1954 in Innsbruck die Zeitschrift „Der Brenner“ herausgegeben hat.
Jetzt stellt sich heraus: hier ereignet sich in vielfacher Brechung deutschsprachiger Literatur unseres Jahrhunderts. Wenn es so etwas wie „Zeitgeist“ gibt: hier erscheint er – mit wechselndem Gesichtsausdruck – krisengeschüttelte Jahrzehnte hindurch exemplarisch eingefangen. Und es geht nicht nur um die Literatur. Der Briefwechsel spiegelt – „interdiszipliär“ – auch Durchbruchsvorgänge in der Malerei, in der Musik, in der Philosophie und Theologie.
Dennoch repräsentiert der Briefwechsel keine Schule oder Richtung. Da ist kein festgefügter geistiger Standpunkt selbstgewiß vorgetragen, keine literarische „Aktion“ absichtsvoll für die Nachgeborenen zum Dokument einer geistigen Bewegtheit, die zwei Weltzusammenbrüche – ohne Anpassung, ohne Resignation – überlebte, somit zum Dokument einer Tradition, die uns – als zukunftsschließende Energie – heute stark anrührt.
Das „Eigenständige“ an Ludwig von Fickers Persönlichkeit bestand darin, sich zu anderen, deren eigenständige Begabung er oftmals früher und tiefer witterte als sie selbst, in ein Verhältnis zu setzen, das ihnen die Selbstfindung ermöglichte, zumindest erleichterte. In diesen Briefen schöpft nicht ein autonomes Ich Weisheiten aus einem brunnentiefen Verlies der Lebenserfahrung. Hier stellt sich einer unausgesetzt in Frage, um Begegnungen herzustellen, um Licht in künftige Verhältnisse zu bringen. Deshalb bewegte sich Ficker in seinem brieflichen Austausch immer auf der Höhe der Zeit. „Hora et tempus est“ war das Motto des „Brenner“.
Der vierte Band schließt mit 165 Briefpartnerinnen und Briefpartnern in 396 Briefen die Auswahl aus dem Briefwechsel Ludwig von Fickers ab.
Während des Zweiten Weltkriegs steht neben der Korrespondenz mit jungen Frontsoldaten die Auseinandersetzung um Orientierungsmöglichkeiten in der zeitbedingten Notlage wie in der Ausgesetztheit überhaupt. Themen und Problemlagen der Nachkriegszeit kristallisieren sich im Briefwechsel mit Martin Heidegger sowie in den daran anschließenden Kontroversen Ludwig von Fickers mit der jüngeren Generation und einer ihrer markanten Leitfiguren während der 60er Jahre: Theodor W. Adorno.
Bis an sein Lebensende hielt Ficker engsten Kontakt mit Künstlern und Künstlerinnen: Paul Celan, Christine Levant, Christine Buste, Michael Guttenbrunner, Thomas Bernhard, Hilde Nöbl, Paul Flora, Max Weiler, Oskar Kokoschka, Werner Berg, Alfred Kubin, Hans Erich Apostel. Sein Hauptaugenmerk richtete sich bis zum Ende des „Brenner“ (1945) auf dessen Konzept, was den Briefwechsel auch zur Geschichte dieser Zeitschrift werden läßt.
Aktualisiert: 2020-05-06
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Die vorliegende Publikation entstand im Zuge der vom 11.12.2015 bis 21.2.2016 im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck gezeigten Sonderausstellung „Geschenke und Präsente“. Die Ausstellungskuratoren, die zugleich die Redaktion dieses „Studioheftes 27“ innehatten, wählten aus den zahlreichen Geschenken, die in den vergangenen 15 Jahren die Sammlungen dieses für die Tiroler Kulturgeschichte so wichtigen Museums bereicherten, ausgewählte Beispiele heraus. 46 davon werden mit ihrer jeweiligen Geschichte vorgestellt. Sie dokumentieren althergebrachte Handwerkstechniken, sie berichten von freudigen Ereignissen im Lebenslauf (von Kindstaufen, Erstkommunion oder Eheschließungen), von Feiern im Jahreslauf (wie Ostern, Weihnachten, Muttertag), sie legen Zeugnis ab vom Alltagsleben (etwa durch Beispiele von zu unterschiedlichen Anlässen getragenen Kleidungsstücken oder in Tiroler Haushalten verwendetes Geschirr, durch Klein- und auch Großmöbeln). Auch das Kunsthandwerk und die Volksfrömmigkeit sind durch ausgewählte Beispiele vertreten. Eingebettet sind diese Mikrogeschichten in eine kulturgeschichtliche Darstellung des Schenkens allgemein, in den Versuch, Motive des Schenkens – gerade auch an ein Museum – namhaft zu machen wie einen Überblick über die wichtigsten Geschenkgeber an das Tiroler Volkskunstmuseum in den mehr als 100 Jahren seines Bestehens. – Auch auf restauratorische und konservatorische Fragestellungen wird eingegangen, denn, so willkommen Geschenke auch sind, so stellt ihr neuer musealer Kontext andere Anforderungen an sie als ihr vormals privates Umfeld. So gibt der Band Einblick in die Ausstellungsbesuchern in der Regel nicht sichtbare Museumsarbeit, konkret in die Arbeit, aber auch in die Sammlungen des Tiroler Volkskunstmuseums.
Aktualisiert: 2020-02-10
Autor:
Herta Arnold,
Karl C. Berger,
Ellen Hastaba,
Anna Horner,
Meike Jockusch,
Wolfgang Meighörner,
Herlinde Menardi,
Katharina-Sophie Niedermüller,
Ingrid Rittler,
Roland Sila,
Friedrich Stepanek
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In vier Bänden wird der Briefwechsel Ludwig von Fickers aus der Zeit von 1909 bis zu seinem Tode 1967 in reicher Auswahl veröffentlicht. Mit dem Erscheinen dieser Bände ist nun das zu Lebzeiten freiwillig gewählte Inkognito eines Schriftstellers preisgegeben, der bisher, als „Typ“, nie recht zu fassen war. Gerade weil man seinen Namen legendenhaft in die Aura einbegriffen sah, die den Namen seines Freundes Georg Trakl umgibt, glaubte man der unverkennbar eigenen Sehweise und Denkökonomie dieses „Freundes und Förderers“ nicht näher treten zu müssen, von dem man außerhalb der enger befaßten Wissenschaft und eines Kreises von Freunden bestenfalls weiß, daß er in den Jahren von 1910 bis 1954 in Innsbruck die Zeitschrift „Der Brenner“ herausgegeben hat.
Jetzt stellt sich heraus: hier ereignet sich in vielfacher Brechung deutschsprachiger Literatur unseres Jahrhunderts. Wenn es so etwas wie „Zeitgeist“ gibt: hier erscheint er – mit wechselndem Gesichtsausdruck – krisengeschüttelte Jahrzehnte hindurch exemplarisch eingefangen. Und es geht nicht nur um die Literatur. Der Briefwechsel spiegelt – „interdiszipliär“ – auch Durchbruchsvorgänge in der Malerei, in der Musik, in der Philosophie und Theologie.
Dennoch repräsentiert der Briefwechsel keine Schule oder Richtung. Da ist kein festgefügter geistiger Standpunkt selbstgewiß vorgetragen, keine literarische „Aktion“ absichtsvoll für die Nachgeborenen zum Dokument einer geistigen Bewegtheit, die zwei Weltzusammenbrüche – ohne Anpassung, ohne Resignation – überlebte, somit zum Dokument einer Tradition, die uns – als zukunftsschließende Energie – heute stark anrührt.
Das „Eigenständige“ an Ludwig von Fickers Persönlichkeit bestand darin, sich zu anderen, deren eigenständige Begabung er oftmals früher und tiefer witterte als sie selbst, in ein Verhältnis zu setzen, das ihnen die Selbstfindung ermöglichte, zumindest erleichterte. In diesen Briefen schöpft nicht ein autonomes Ich Weisheiten aus einem brunnentiefen Verlies der Lebenserfahrung. Hier stellt sich einer unausgesetzt in Frage, um Begegnungen herzustellen, um Licht in künftige Verhältnisse zu bringen. Deshalb bewegte sich Ficker in seinem brieflichen Austausch immer auf der Höhe der Zeit. „Hora et tempus est“ war das Motto des „Brenner“.
DER ZWEITE BAND mit 391 Briefen von 99 Autoren ist wie ein von selbst zum Epitaph für Georg Trakl geraten. Dessen letzte Lebenszeit und Tod sind mit allem verfügbaren Quellenaufwand dokumentiert, auch in den ungeklärten Aspekten. Neben Ficker zeigen sich auch andere erschüttert: die Schwester Grete, Karl Kraus, Oskar Kokoschka, Else Lasker-Schüler und Ludwig Wittgenstein, zu dessen Briefen an Ficker nun erstmals die Antworten vorliegen.
Unerbitterlicher Geschehens-Katalysator: der Erste Weltkrieg. Entbehrungen und oft äußerste Gefahr jahrelangen Frontdienstes, und spürbar die Vereinsamung und Sprachlosigkeit, in die er führte. Das vielgestaltige kulturelle Räsonnement der Vorkriegszeit wandelt sich zur pochenden Gewissensfrage nach der eigenen Mitschuld am Verhängnis. Daraus erwächst das Konzept des neuen „Brenner“. Ein Konzept unter dessen Einschluß des Konflikts zwischen so gegensätzlichen Erscheinungen wie Carl Dallago, Theodor Haecker und Ferdinand Ebner. Die Zerreißproben, denen Zeitschrift und Herausgeber sich aussetzen, machen viel von den damaligen Zeit-Widersprüchen faßbar.
Aktualisiert: 2020-05-06
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Der Ingenieur Albert Gasteiger von Rabenstein und Kobach aus der bekannten Südtiroler Familie verbrachte um die Mitte des 19. Jahrhunderts 28 Jahre in Persien, wo er als Kulturpionier, im Straßen- und Festungsbau und in der militärischen Organisation glänzende Leistungen vollbrachte. Er begann seine Laufahn als Genieoffizier und Professor an der Universität Teheran und stieg zum General und Fürsten (Khan) auf. Diese Lebensbeschreibung stützt sich vorwiegend auf den Schriftennachlass Albert Gasteigers und ist als Darstellung eines Auswandererschicksals ebenso von Wert wie als Beitrag zur Erschließungsgeschichte des mittleren Ostens und als Zeugnis der Kulturbetätigung Altösterreichs in der Welt.
Aktualisiert: 2020-05-06
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"unsaeglich liebe ich meine Kinder: oft endet der tag mit einer muedigkeit die etwas warmes hat wie ein ofen .. ich habe revolution gemacht .. ich einem kind vielleicht ein augenlied angehoben einen zipfel wahrheit gezeigt & das macht muede unsaeglich muede. nicht jeder tag geht so aus aber viele. wozu sollte ich mich loben? nicht noetig! Du weißt halbwegs wie ich unterrichte ..." bozen 150478
"immer auf achse auf tour gedichte verkaufen - versaufen. man wird wer nur daß ich in vier tag' um ein jahr aelter und doch nicht klueger bin. immer muede. meine augen netzt schlaf. troepfelweis sind die verse mein."
Aktualisiert: 2021-12-14
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Ihre Freundschaft begann 1903 im Brixner Priesterseminar und wurde durch das gemeinsame Theologiestudium und die folgende, vorwiegend der Kunstgeschichte geltende Weiterbildung in Wien gefestigt. Beruflich folgte der Meraner Josef Garber (1883-1933) dem aus Dölsach in Osttirol stammenden Josef Weingartner (1885-1957) in dessen Tätigkeit als Sekretär des Innsbrucker Denkmalamtes, als Leiter der Außenstelle des Denkmalamtes in Bozen und als Generalkonservator des Staatsdenkmalamtes in Wien nach. Der fast dreißig Jahre umspannende Briefwechsel (1906-1933) der beiden Priester ist ein aufschlussreiches Zeitbild des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens Tirols, er spiegelt aber auch die umwälzenden politischen Ereignisse in Tirol und Österreich wider
Aktualisiert: 2020-05-01
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In vier Bänden wird der Briefwechsel Ludwig von Fickers aus der Zeit von 1909 bis zu seinem Tode 1967 in reicher Auswahl veröffentlicht. Mit dem Erscheinen dieser Bände ist nun das zu Lebzeiten freiwillig gewählte Inkognito eines Schriftstellers preisgegeben, der bisher, als „Typ“, nie recht zu fassen war. Gerade weil man seinen Namen legendenhaft in die Aura einbegriffen sah, die den Namen seines Freundes Georg Trakl umgibt, glaubte man der unverkennbar eigenen Sehweise und Denkökonomie dieses „Freundes und Förderers“ nicht näher treten zu müssen, von dem man außerhalb der enger befaßten Wissenschaft und eines Kreises von Freunden bestenfalls weiß, daß er in den Jahren von 1910 bis 1954 in Innsbruck die Zeitschrift „Der Brenner“ herausgegeben hat.
Jetzt stellt sich heraus: hier ereignet sich in vielfacher Brechung deutschsprachiger Literatur unseres Jahrhunderts. Wenn es so etwas wie „Zeitgeist“ gibt: hier erscheint er – mit wechselndem Gesichtsausdruck – krisengeschüttelte Jahrzehnte hindurch exemplarisch eingefangen. Und es geht nicht nur um die Literatur. Der Briefwechsel spiegelt – „interdiszipliär“ – auch Durchbruchsvorgänge in der Malerei, in der Musik, in der Philosophie und Theologie.
Dennoch repräsentiert der Briefwechsel keine Schule oder Richtung. Da ist kein festgefügter geistiger Standpunkt selbstgewiß vorgetragen, keine literarische „Aktion“ absichtsvoll für die Nachgeborenen zum Dokument einer geistigen Bewegtheit, die zwei Weltzusammenbrüche – ohne Anpassung, ohne Resignation – überlebte, somit zum Dokument einer Tradition, die uns – als zukunftsschließende Energie – heute stark anrührt.
Das „Eigenständige“ an Ludwig von Fickers Persönlichkeit bestand darin, sich zu anderen, deren eigenständige Begabung er oftmals früher und tiefer witterte als sie selbst, in ein Verhältnis zu setzen, das ihnen die Selbstfindung ermöglichte, zumindest erleichterte. In diesen Briefen schöpft nicht ein autonomes Ich Weisheiten aus einem brunnentiefen Verlies der Lebenserfahrung. Hier stellt sich einer unausgesetzt in Frage, um Begegnungen herzustellen, um Licht in künftige Verhältnisse zu bringen. Deshalb bewegte sich Ficker in seinem brieflichen Austausch immer auf der Höhe der Zeit. „Hora et tempus est“ war das Motto des „Brenner“.
DER DRITTE BAND mit 279 Briefen von 85 Autoren zeigt den "Brenner" und seinen Herausgeber in besonderer Weise, dem Gegenwind der politischen Zeitgeschichte ausgesetzt. In kaum überbietbarer Schärfe kritisiert Carl Dallageo 1926 den Mussolini-Faschismus: er muß sofort nach Nordtirol übersiedeln. Die 13. Folge des "Brenner" (1932) mit Haeckers "Reich"-Aufsatz darf ab 1933 nur mehr mit geschwärzten Seiten nach Deutschland ausgeliefert werden. Theodor Haecker erhält im nationalsozialistischen Deutschland Rede- und Schreibverbot. Fickers Korrespondenzen mit Wilhelm Kütemeyer und Alfred Baeumler zeigen Ficker und den "Brenner" zentral im Entscheidungsbereich der jungen deutschen Intelligenz zwischen Marxismus, aufkeimender nationalsozialistischer Ideologie und einem kierkegaardisch verstandenen Christentum.
Mit Fickers Rückkehr zur Katholischen Kirche 1933 vollzieht auch der "Brenner" eine exemplarische Wende, freilich mit anderen Konsequenzen, als der politische Katholizismus sie damals erwarten ließ.
Ficker steht mit vielen Juden in Verbindung, die in den 30er Jahren ins Exil gehen müssen, auf mit dem vom Judentum konvertierten Kaplan Johannes Österreicher, der in Wien "Die Erfüllung" herausgibt, damals die einzige Zeitschrift in Österreich, die sich um eine Versöhnung von Christentum und Judentum bemüht.
Gleichfalls von Wien aus versucht August Zechmeister - vom Geist des "Brenner" erfüllt - Christentum und Sozialdemokratie zusammenzubringen, um in Österreich die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus zu verhindern. Im selben angestrengten Bemühen schickt Hermann Broch 1937 seine "Völkerbund-Resolution" an Ludwig von Ficker, ein Manifest, sozusagen in letzter Minute, zur Wahrung des Friedens, der Menschenwürde und der Menschenrechte.
Aktualisiert: 2020-05-06
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"Höhnel war ein enkel jenes k.u.k. Linienschiffsleutnants Ludwig Ritter von Höhnel, der ende des letzten jahrhunderts zusammen mit Graf Telecki den Rudolphsee in Kenia kartographierte. Er selbst war dort ende der 70er Jahre zusammen mit Schiaparelli, einem französischen archäologen, an den ausgrabungen Leakeys beteiligt. Die einzelnen passagen beziehen sich teils auf seine jugend im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, wohin seine eltern während des letzten krieges auswanderten, teils auf eine reise, die ihn nach ausbruch seiner krankheit zurück nach Europa führte, über Portugal, den nordwesten Spaniens und die Bretagne in dieses hotel in Sennen, Cornwall."
Aktualisiert: 2020-05-01
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