Reflexionslogische Semiotik

Reflexionslogische Semiotik von Ort,  Nina
Auch Semiotik und Literaturwissenschaft sind mit dem Problem beschäftigt, Theorien zur Erklärung von Prozessen und zur Entstehung von Neuem zu entwickeln. Das klassische dualistische Erkenntnismodell hat sich in dieser Hinsicht als unzulänglich erwiesen. Nina Ort entwickelt nun einen überzeugenden Vorschlag, dieses um ein umfassenderes dreiwertiges Modell zu ergänzen, das eine angemessenere Darstellung von Prozessualität erlaubt. Sie entfaltet dieses durch die Kombination der 'nicht-Aristotelischen Logik' von Gotthard Günther mit der Semiotik von Charles S. Peirce zu einer reflexionslogischen Semiotik. Das dualistische Erkenntnismodell liefert den Rahmen für die Bearbeitung seins- und identitätslogischer Probleme. Es ist auf das Thema 'Sein' fixiert und kann daher nur behandeln, was als abgeschlossener Prozess vorliegt. Es kann weder Prozessualität konzeptionell fassen, noch das Auftreten von Neuem erklären, sondern nur auf 'Sein' reflexiv reagieren. Versuche, Prozessualität auf der Grundlage des dualistischen Erkenntnismodells darzustellen, münden daher notwendigerweise in Widersprüche und Paradoxien. Sollen jedoch Prozesse oder die Entwicklung von Neuem beschrieben werden, so wird eine Alternative zum klassischen Erkenntnismodell und der Axiomatik der klassischen Logik benötigt. Der hier im Anschluss an Günther und Peirce formulierte Vorschlag lautet: Wenn das klassische Erkenntnismodell als zu restringiert abgelehnt wird, dann muss dies noch nicht bedeuten, kein nicht-klassisches Erkenntnismodell konstruieren zu können. Ein solches nicht-klassisches, reflexionslogisches, und das heißt: mehrwertiges Erkenntnis- und Logikmodell hat Günther zu entwickeln begonnen. Es wird in der vorliegenden Arbeit mit der Semiotik von Peirce kompiliert. Dabei wird gezeigt, dass sich Peirce’ System als logisch und erkenntnistheoretisch dreiwertiges, also reflexionslogisches System rekonstruieren lässt, und dass sich somit ein formal geschlossenes Modell einer Zeichentheorie formulieren lässt. Diese reflexionslogische Semiotik verwirft nicht das klassische Erkenntnismodell, sondern schließt es als limitierten Sonderfall ein, wodurch auch die klassische Axiomatik, insbesondere der Satz vom ausgeschlossenen Dritten, nur noch eingeschränkte Gültigkeit hat. Das der reflexionslogischen Semiotik zugrunde liegende Erkenntnis- und Logikmodell ist also umfangreicher als das klassische und stellt eine Erweiterung von diesem dar. Mit diesem Modell können Prozessualität und die Möglichkeit der Kreation von Neuem nicht nur dargestellt, sondern auch logisch begründet werden. Damit können nunmehr lebendige Systeme beschrieben werden, die nicht nur passiv reflektieren, sondern über einen prozessualen, evoluierenden Handlungsspielraum verfügen. Dieser Spielraum entsteht nicht in der objektiven, abgeschlossenen Realitätsthematik des klassischen 'Seins', sondern in der Multinegationalität als subjektivem Reflexionsprozess. DIE REFLEXIONSLOGISCHE SEMIOTIK erschließt dort als innovatives Instrument neue Forschungsperspektiven, wo es nicht mehr gilt, 'Seiendes' zu identifizieren, sondern wo Multinegationalität Entwicklung erlaubt, auf welche die 'Wirklichkeit' keine Hinweise liefert. Somit liegt erstmals ein Instrumentarium vor, mit dem Semiose als semiotischer Prozess adäquat behandelt werden kann. Die reflexionslogische Semiotik eignet sich daher insbesondere zur Analyse solcher literarischer Texte, die selbst keine 'identifikatorischen' Erzählstrategien entfalten, sondern als subjektive Reflexionsprozesse aufgefasst werden können.
Aktualisiert: 2020-01-14
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Zeichen und Gewißheit

Zeichen und Gewißheit von Linde,  Gesche
Vergewisserungsprozesse, auch die des christlichen Glaubens, sind Zeicheninterpretationsprozesse. Die theologischen Entwürfe des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts versuchen die Glaubensgewißheit auf der Grundlage des Erfahrungsbegriffs zu begründen oder zu rechtfertigen und sind daher mit Schwierigkeiten belastet. Gesche Linde schlägt vor, den Erfahrungsbegriff durch den Begriff der Interpretation und damit den des Zeichens zu ersetzen. Der Umstand, daß das Zeichen für die Theoriebildung insgesamt keine größere Rolle gespielt hat, führt sie auf den Einfluß Augustins zurück, der den Erkenntnisprozeß von der Vermittlungsleistung des Zeichens abkoppelt. Sie liest Martin Luther als einen Autor, der unter humanistischem Einfluß die Gewißheitsfrage wieder neu mit dem Begriff des Zeichens verbindet: Vergewisserung ist ein trinitarisch bestimmter Prozeß, der auf Zeichen zurückgreift. Schließlich führt die Autorin den integrativen Zeichenbegriff des späten Peirce ein und rekonstruiert zu diesem Zweck erstmals dessen zehntrichotomisches Klassifikationssystem, auf dessen Grundlage sich alle denkbaren Formen von Bewußtseinsprozessen beschreiben und auf ihre logischen Voraussetzungen hin explizieren lassen sollen, von der Manifestation vorbegrifflicher Gefühlsqualitäten über Handlungen bis hin zu Denk- bzw. Sprachprozessen. Auf diese Weise läßt sich die christliche Gewißheitsbildung schließlich in einem Kontext von Gewißheitsbildung überhaupt ansiedeln, sich als vielschichtiges Phänomen unterschiedlicher Interpretantenformen verstehen und sich als Ergebnis logisch valider Interpretationsprozesse analysieren, ohne daß die Einsicht in diese seine eigene Strukturbedingung den christlichen Glauben zur Relativierung seines Wahrheitsanspruches nötigen oder ihn seines Gewißheitscharakters berauben würde.
Aktualisiert: 2022-12-22
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Leerheit und Bewusstsein

Leerheit und Bewusstsein von Niklaus,  M. Sebastian
Ziel dieser Arbeit ist es, religiöse Erfahrungsbeschreibungen nach empirischem Vorbild auszuwerten. Hierzu wird eine pragmatisch-hermeneutische Methode erarbeitet, wobei moderne Forschungsergebnisse – wie z.B. die spezielle erkenntnistheoretische Situation, die Kontextabhängigkeit von Sprache und die Korrelation von Erfahrungsinhalt und Tradition – berücksichtigt werden. Die entworfene Methode wird auf die Gelug-Tradition des tibetischen Buddhismus angewendet, was zu einer transparenten und präzisen Darstellung ihrer Lehren führt. Entscheidend hierfür ist der Begriff der . Eine darauf aufbauende Analyse von Meditationsanweisungen (auch von tantrischer Literatur) legt schließlich die Annahme nahe, religiöse Erfahrungen allgemein als Erfahrungen von Bewusstsein zu verstehen.
Aktualisiert: 2023-04-12
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Konkrete Vernünftigkeit

Konkrete Vernünftigkeit von Erny,  Nicola
Charles S. Peirce (1839-1914) ist in erster Linie bekannt als Begründer des modernen Pragmatismus und für seine Untersuchungen zur Semiotik, Logik und Erkenntnistheorie. Bisher gibt es allerdings keine zusammenhängende Analyse und Darstellung der Konzeption der Ethik des Begründers des Pragmatismus. Tatsächlich hat der frühe Peirce die Ethik als eigene philosophische Disziplin abgelehnt. Doch ab etwa 1902 bemühte er sich um eine pragmatistische Begründung der normativen Wissenschaften Ästhetik, Ethik und Logik. In dieser Arbeit analysiert Nicola Erny die systematische Relevanz und die theoretischen Begründungsansätze der Peirceschen Ethikkonzeption. Ergebnisse: In Analogie zu der erkenntnistheoretischen Konstruktion einer finalen konsensualen Aussage konstruiert Peirce das moralische Fernziel ( summum bonum) keineswegs als finalen Abschluß des moralischen Fortschritts. Es handelt sich um ein dynamisches Prinzip, das, ohne inhaltliche Festlegung, das Ideal konkreter Vernünftigkeit darstellt. Insoweit markiert das summum bonum einen idealen Grenzwert, auf den hin sich gemäß Peirce das moralische Handeln in einem geschichtlichen Prozeß zunehmender Konkretisierung der Vernünftigkeit ( reasonableness) zubewegt.
Aktualisiert: 2022-12-22
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Wie sind Bilder möglich? Argumente für eine semiotische Fundierung des Bildbegriffs

Wie sind Bilder möglich? Argumente für eine semiotische Fundierung des Bildbegriffs von Halawa,  Mark A
Mit Wie sind Bilder möglich? legt Mark Halawa eine Studie vor, die den Bildbegriff im Einklang mit phänomenologischen Bildtheoretikern an die Wahrnehmung bindet, ohne den für die Bilderkenntnis so wesentlichen Wahrnehmungsprozess vom Zeichenbegriff abzulösen. In Rekurs auf die erkenntnis- und wahrnehmungstheoretischen Gedanken des amerikanischen Semiotikers Charles Sanders Peirce (1839-1914), legt der Autor Argumente für eine semiotische Fundierung des Bildbegriffs vor, die die Konstitutionsbedingungen des Bildes darin sehen, dass ein bestimmter Gegenstand von einem kompetenten Betrachter im Rahmen der Wahrnehmung als Bild verzeichnet werden muss. Zu erläutern, wie dieser Akt des Verzeichnens konkret beschaffen ist, umschreibt neben einer kritischen Auseinandersetzung mit vorherrschenden Theorieansätzen zum Bildbegriff das Hauptanliegen des Autors.
Aktualisiert: 2020-01-10
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