Unter den noch heute florierenden Geschlechtern der Kraichgauer Ritterschaft nehmen die Neipperg von altersher eine Sonderstellung ein. Ihr Herrschaftsbesitz konzentrierte sich seit dem hohen Mittelalter im südöstlichen Kraichgau, um den Heuchelberg und im Zabergäu. Nachdem sie sich, wie die anderen Kraichgauer Ritter, früh der Reformation angeschlossen hatten, kehrten sie im 18. Jahrhundert zur römischen Kirche zurück und stellten sich damit außerhalb der ansonsten dezidiert lutherisch geprägten Kantonsgemeinschaft. Die Konversion war sowohl Folge als auch Voraussetzung des sozialen Aufstiegs, den die Familie seit dem späteren 17. Jahrhundert in kaiserlichen Diensten genommen hatte und der ihr im weiteren nicht allein den Grafenrang, sondern - als einziger aus dem Kraichgau - über die Teilhabe an der schwäbischen Grafenbank und der damit einhergehenden Reichsstandschaft auch die Zugehörigkeit zu den Standesherren des 19. Jahrhunderts, das heißt zum hohen Adel bescherte. Im Umkreis des Wiener Hofes partizipierten die Neipperg an der großen Politik und zählten zur Hocharistokratie der Donaumonarchie.
Aktualisiert: 2023-05-31
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Unter den noch heute florierenden Geschlechtern der Kraichgauer Ritterschaft nehmen die Neipperg von altersher eine Sonderstellung ein. Ihr Herrschaftsbesitz konzentrierte sich seit dem hohen Mittelalter im südöstlichen Kraichgau, um den Heuchelberg und im Zabergäu. Nachdem sie sich, wie die anderen Kraichgauer Ritter, früh der Reformation angeschlossen hatten, kehrten sie im 18. Jahrhundert zur römischen Kirche zurück und stellten sich damit außerhalb der ansonsten dezidiert lutherisch geprägten Kantonsgemeinschaft. Die Konversion war sowohl Folge als auch Voraussetzung des sozialen Aufstiegs, den die Familie seit dem späteren 17. Jahrhundert in kaiserlichen Diensten genommen hatte und der ihr im weiteren nicht allein den Grafenrang, sondern - als einziger aus dem Kraichgau - über die Teilhabe an der schwäbischen Grafenbank und der damit einhergehenden Reichsstandschaft auch die Zugehörigkeit zu den Standesherren des 19. Jahrhunderts, das heißt zum hohen Adel bescherte. Im Umkreis des Wiener Hofes partizipierten die Neipperg an der großen Politik und zählten zur Hocharistokratie der Donaumonarchie.
Aktualisiert: 2018-11-01
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Es hätte so perfekt sein können. Durch die Heirat zwischen Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen und Ottilie Freiin von Faber war das Stiftunternehmen gerettet. Der hochadelige Kandidat begründete 1898 die neue Linie Faber-Castell und machte sich daran, den Vorsitz der Firma seiner Frau zu übernehmen. Obwohl damit ein gewisser Prestigeverlust für das Haus Castell einherging, begrüßte man die Heirat, versprach sie doch wenigstens eine finanzielle Absicherung, welche man angesichts der vielen Kinder gute gebrauchen konnte. Als aber sein jüngerer Bruder Graf Wolfgang es ihm gleichtat und 1903 die Schwester Ottilies, namens Hedwig, heiratete, war man über diese Entscheidung weit weniger glücklich. Eine weitere unebenbürtige Heirat empfand man als unvorteilhaft. Die dementsprechende Reaktion verhieß nichts Gutes. Wolfgang Graf zu Castell-Rüdenhausen musste sich ebenso den strengen Ebenbürtigkeitsregeln seiner Familie unterwerfen wie sein Bruder. Seine Frau und Kinder wurden vom Haus Castell nicht anerkannt – ein bis dahin üblicher Vorgang. Die Sache war damit eigentlich vom Tisch, hätte Wolfgang nicht eine völlig andere Auffassung von einer standesmäßigen Heirat vertreten. Seiner Meinung nach war das Haus Faber keineswegs unebenbürtig. Und auch Graf Alexander stellte sich schützend hinter ihn. So kam es zu einem Ereignis, welches die Grundfesten beider Familien erschütterte. Wolfgang verklagte seine eigene Familie auf Anerkennung der Standesmäßigkeit. Ein Prozess, der sich über alle drei Instanzen der bayerischen Justiz ziehen sollte. Es ging um nicht weniger als die Frage, wer überhaupt entscheiden durfte, welche Ehe standesgemäß war und welche nicht – der Staat oder die Familie selbst? Die bisher angewandte hausgesetzliche Regelung, dies durch ein Schiedsgericht aus Standesherren entscheiden zu lassen, versuchte Graf Wolfgang für rechtswidrig zu erklären. Dutzende Gutachten von Juristen sollten seine Meinung stützen. So begann ein detaillierter Beweisführungskrieg über das hochadelige Autonomierecht im späten Kaiserreich. Dieses Buch beschäftigt sich mit einem weiten Spektrum der gesellschaftlichen Zusammenhänge im späten Deutschen Kaiserreich. Dabei wird beispielsweise die Entwicklung der Vorrechte der Deutschen Standesherren in Bayern untersucht, wie auch das Verhältnis zwischen Hochadel und Industrialisierung an sich. Wie häufig waren Heiraten zwischen Adeligen und Industriellen? Wieso hat man dies als Prestigeverlust empfunden? Welche Vorrechte hatte das hochadelige Haus überhaupt? Und was geschah, wenn ein hochadeliger Mann unebenbürtig heiratete? Wer sich für Adel interessiert, wird um dieses Buch also kaum herumkommen. Eine Geschichte im Spannungsfeld zwischen Industrialisierung und hochadeligem Standesbewusstsein. Ein gelungener Einblick in die Kuriositäten einer Zeit, die heute nicht mehr existiert.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Die Erforschung der deutschen Adelsgeschichte in ihrer Spätphase ab dem 19. Jahrhundert wurde in der Geschichtswissenschaft bisher vernächlässigt. Erst in jüngster Zeit erregt dieser Komplex etwas stärker das Interesse der Historiker. Die Arbeit hat den Teil des deutschen Hochadels zum Gegenstand, der in den Jahren ab 1806 unter die Souveränität des Großherzogs von Baden gelangt war. Sie untersucht, wie diese Familien auf ihre neue Situation als privilegierte Untertanen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts reagierten. Im Zentrum steht dabei zum einen der Kampf der Standesherren mit dem souveränen Staat um den Erhalt ihrer 1806 noch verbliebenen Rechte und zum anderen die Frage, inwieweit der hohe Adel die politischen und sozialen Möglichkeiten nutzte, die sich ihm in dem Mittelstaat Baden boten.
Aktualisiert: 2019-12-19
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Die Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 besiegelte neben dem Untergang des Alten Reichs das Ende von rund 70 kleinen Reichsständen, darunter auch der Grafschaft Wertheim. Ein Teil fiel Baden, der andere nach einem Intermezzo fürstprimatischer Herrschaft Bayern zu. In der Folge entspann sich ein heftiger Streit über Art und Umfang der den ehemaligen Landesherren – nunmehr Standesherren – durch die Akte belassenen Rechte. Besonders hervor taten sich die Fürsten und Grafen zu Löwenstein-Wertheim, die in der Zeit des Deutschen Bundes in zahlreichen Eingaben und Beschwerden ihre Argumente vortrugen. Die Arbeit will diesen weitgehend erfolglosen juristischen Kampf dokumentieren, in den Zusammenhang der damaligen staatsrechtlichen Diskussion stellen und rechtshistorisch bewerten.
Aktualisiert: 2019-12-19
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