Schlüsselwort: Thraker

Man sagt, dass “die Geschichte von den Gewinnern geschrieben wird”, aber das ist nicht immer so. Als die Germanen und die Steppenvölker den Gnadenstoß dem jetzt in voller Krise befindlichen Römischen Reich gaben, waren es immer die Verlierer, die die Chronik dieser Zusammenstöße schrieben. Die Einzigen, die nicht nur den umfangreichen Gebrauch von Schrift kannten, sondern auch die Erzähltechnik, um der Nachwelt all die Bestürzung und den Schrecken jener dunklen Tage zu vermitteln. Was jahrhundertelang das Königreich der Zivilisation, des Fortschritts und der Gerechtigkeit war, zerfiel. Schuld daran waren nicht nur die Völker, die immer wieder über die Grenzen eindrangen und, indem sie die Legionen der Cäsaren erniedrigten, Land und Privilegien beanspruchten. Aber sicherlich machten ihre Rücksichtslosigkeit, die Massaker, die Gewohnheit, aus allem, was ihnen begegnete, verbrannte Erde zu machen, sie in den Augen der damaligen römischen Bürger zu den Hauptprotagonisten einer Tragödie, ohne dass die Gründe der “Anderen” ein Ende fanden. Sie sahen aus wie Dämonen aus der Hölle, wie gesetzlose Völker, die jener minimalen Qualitäten von Menschlichkeit, Frömmigkeit und Toleranz beraubt waren, die die neue Religion des zerschlagenen Reiches, das Christentum, unter seinem Volk zu verbreiten versuchte. Heute wissen wir jedoch, dass selbst diese Wutanfälle ihre eigenen Ehrenkodexe hatten, Götter, denen man huldigen sollte, Regeln und Bräuche, die es zu respektieren galt. Die folgenden Seiten beleuchten wenig bekannte Aspekte all jener Völker, die von den Kelten bis zu den Langobarden, von den Vandalen bis zu den Hunnen die Straße Roms kreuzten. Wir werden auch über die “Barbaren” der Zeit nach dem Fall des Reiches sprechen, wie die Ungarn, die Wikinger oder die Sarazenen, die den Kontinent jahrhundertelang von Norden nach Süden gequält haben. Und sie alle, niemand ausgeschlossen, haben dazu beigetragen, Europa, wie es heute ist, zu schmieden, die Tochter des Gesetzes und der Zivilisation Roms, aber auch der Sitten, der Kunst, der Sprachen und der Mythen jener, die es zerstört und dann sein Erbe angetreten haben.