Übersetzen

Übersetzen von Amaladass,  Anand, Baatz,  Ursula, Boteva-Richter,  Bianca, Dussel,  Enrique, Fornet-Ponse,  Thomas, Gmainer-Pranzl,  Franz, Kaloianov,  Radostin, Oduwole,  Ebunoluwa O., Shorny,  Michael, Wimmer,  Franz Martin, Wiredu,  Kwasi
"Übersetzung" lautet das Thema der vorliegenden Nummer 24. Damit steht ein zentrales Problem interkulturellen Philosophierens im Mittelpunkt dieser Nummer. Denn Grundvoraussetzung für die Annäherung an und Auseinandersetzung mit Denktraditionen, Konzepten, Ideen, Diskussionen und Lösungsansätzen aus anderen Regionen der Welt ist ein sprachlicher Zugang - und damit das Übersetzen in eine von uns beherrschte Sprache. Der Akt des Übersetzens zieht sogleich eine ganze Reihe philosophischer und auch rein praktischer Probleme nach sich: Wie kann ein Begriff, ein Konzept, eine Idee aus einem anderen soziohistorischen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Hintergrund vo vermittelt werden, dass einerseits möglichst wenig an Inhalt und Kontext verloren geht und andererseits trotzdem ein Verstehen, im Sinne eines Nachvollziehens, in meiner Sprache möglich ist? Wie kann vermieden werden, dass im Prozess der Übersetzung eine Übertragung der eigenen epistemologischen Voraussetzungen, der in unserer Sprache verankerten Denkstrukturen und Bilder, zu einer Verzerrung der zu übersetzenden Gedanken führt? Kann das überhaupt vermieden werden? Ist Übersetzung also überhaupt möglich oder nicht? Und ist der Prozess des Übersetzens, des Aneignens des Anderen nicht bereits wieder ein kolonisierender, unterdrückender Akt der Einverleibung und Anpassung des Anderen an das Eigene? Es ist uns eine große Freude mitzuteilen, dass Professor Wimmer im Oktober 2010 für seine Pionierarbeiten zur interkulturellen Philosophie mit dem "Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" ausgezeichnet worden ist. Ein Beitrag dieser Nummer widmet sich den Leistungen Franz M. Wimmers. Das FORUM dieser Nummer enthält diesmal drei Beiträge: Enrique Dussel plädiert für die Anerkennung und Akzeptanz des Werts und der Geschichte aller regionalen philosophischen Traditionen auf der Erde und fordert, dass sich das auch in der philosophischen Lehre widerspiegeln sollte. Der Beitrag von Radostin Kaloianov beschäftigt sich mit der Debatte um den Begriff "Multikulturalismus", und Thomas Fornet-Ponse bringt uns das Denken von Xavier Zubiri und Ignacio Ellacuría näher. An den großen Vorreiter eines interkulturellen Philosophierens und eines interreligiösen Dialogs, Raimundo Panikkar, verstorben am 26. August 2010 im Alter von 98 Jahren, erinnert ein Nachruf von Anand Amaladass und Ursula Baatz.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Ästhetik

Ästhetik von Baier,  Karl, Diaconu,  Madalina, Elberfeld,  Rolf, Faber,  Roland, Follari,  Roberto, Punte,  Maria José, Shorny,  Michael
In der neuen Ausgabe von polylog greifen wir ein Thema auf, das in der interkulturellen Philosophie bisher nicht im Zentrum des Interesses gestanden ist, nämlich die Ästhetik. Bereits in den Voru¨berlegungen sind so vielfältige Fragestellungen aufgetaucht, dass sofort klar wurde, dass die vorliegenden Beiträge nur eine erste Annäherung an eine philosophische Ästhetik in interkultureller Perspektive darstellen können. Dass wir uns u¨berhaupt an die „Ästhetik“ herangewagt haben, verdanken wir einer Anregung von Karl Baier, der auch selbst einen spannenden Beitrag zu diesem Thema vorlegt. Rolf ELBERFELD hat zuletzt die redaktionelle Betreuung u¨bernommen. Im forum finden Sie zwei Beiträge. Der erste Artikel setzt sich mit dem Denken von Alfred North Whitehead auseinander, dessen Bedeutung fu¨r eine interkulturelle Philosophie noch näher zu erschließen sein wird. Roland FABER, ein anerkannter Whitehead-Spezialist, versucht dessen Prozesstheologie fu¨r eine Theorie des 'Transreligiösen Diskurses' fruchtbar zu machen. Der zweite Beitrag stammt von Roberto Augustin FOLLARI, einem der wichtigsten Proponenten eines lateinamerikanischen Postmodernismus, der Motive der europäischen Postmoderne im Licht der lateinamerikanischen Erfahrungskontexte einer kritischen Revision unterwirft.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Vier Ansätze interkulturellen Philosophierens

Vier Ansätze interkulturellen Philosophierens von Baatz,  Ursula, Fornet-Betancourt,  Raúl, Mall,  Ram Adhar, Panikkar,  Raimon, Shorny,  Michael, Weidtmann,  Niels, Wimmer,  Franz M
Vorwort zur zweiten Auflage 2014 1998 startete das Projekt „Polylog – Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren“ dezidiert „nicht bloß als Ort der Präsentation, sondern auch als Raum für Austausch und Begegnung, Raum für einen Polylog“, wie es im ersten Editorial hieß. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2014, und inzwischen ist die 30. Nummer der Zeitschrift erschienen. Im „polylogischen Raum“ ist viel philosophiert undd diskutiert worden, beispielsweise in Themenschwerpunkten zu Natur, Übersetzen, Geld und Ästhetik, zum Gerechten Krieg und zum Arabischen Frühling, zu Formen des Philosophierens und zu Sinneskulturen, um nur einige der sehr unterschiedlich akzentuierten Themenschwerpunkte zu nennen. Die programmatischen Fragen, die in der ersten Nummer der Zeitschrift gestellt wurden, fordern immer noch zu Antworten heraus; manche Fragen wurden ausdifferenziert, neue Fragen sind hinzugekommen, aber die Notwendigkeit interkultureller Vermittlung ist nach wie vor aktuell, ja drängender denn je. Nach wie vor bestehen verschiedene Ansätze interkulturellen Philosophierens nebeneinander und entfalten ein vielfältiges Potential. Das Vorhaben, interkulturell zu philosophieren, ist zwar (noch) nicht in allen Curricula philosophischer Studiengänge verankert, ist jedoch bei vielen Tagungen und Sitzungen nationaler sowie internationaler philosophischer Gesellschaften zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das Thema findet zunehmend Interesse, stößt aber auch auf grundsätzliche Kritik aus den eigenen Reihen – auf den Vorwurf, dass durch den Fokus auf „Interkulturalität“ Fremdheit erst erzeugt, Kulturen essentialisiert und Differenzen stereotypisiert werden können. Diese Kritik ist in die Arbeit von Polylog eingegangen und hat immer wieder zu kreativen Auseinandersetzungen geführt. Und damit dieser Diskussionsprozess immer wieder neu angestoßen wird und der Anspruch eines „polylogischen Raums“ auch programmatisch eingelöst wird, drucken wir die mittlerweile vergriffene erste Nummer von Polylog wieder nach. Die hier veröffentlichten Texte beschreiben maßgebliche Perspektiven interkulturell philosophischer Ansätze, die heute vielleicht um die eine oder andere ergänzt werden könnten, aber weiterhin relevant sind. Es geht uns nicht darum, die Beiträge der ersten Nummer unserer Zeitschrift zu kanonisieren, sondern vielmehr darum, uns an ihnen abzuarbeiten, ihre Inspiration aufzunehmen und daraus neue Impulse zu setzen. Der Text der Wiederauflage ist fast identisch mit dem Original; der Text läuft aus technischen Gründen etwas anders, ist aber im Wesentlichen seitengleich mit der Auflage von 1998. Typographische Fehler wurden nicht korrigiert, dafür aber die URLs und Adressen im Impressum aktualisiert. Auf Seite U3 sind schließlich die aktuellen Abo- und Verkaufsdaten zu finden. Die Redaktion ist heute wesentlich größer und umfasst fünfzehn Mitglieder; Herausgeberin von Polylog ist weiterhin die WiGiP. Wir wünschen viel Freude und Inspiration bei der Lektüre der neuen alten Nummer 1! Für die Redaktion: Nausikaa Schirilla Mai 2014
Aktualisiert: 2020-12-31
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Sinneskulturen

Sinneskulturen von Baier,  Karl, Diaconu,  Madalina, Falaiye,  Muyiwa, Fürlinger,  Ernst, Heubel,  Fabian, Lee,  Eun-Jeung, Ramos Lamar,  Adolfo, Shorny,  Michael, Surana,  Vibha, Yousefi,  Hamid Reza
Der Themenschwerpunkt "SINNESKULTUREN" ist in der Redaktion bereits seit mehreren Jahren dieskutiert worden. Es ist für uns daher eine besondere Freude, dass Dank des Engagements von Madalina Diaconu und Karl Baier das Vorhaben einer interkulturellen Annäherung an dieses komplexe Thema realisiert werden konnte. In diesem Heft konnte auch die Rubrik "Interview" wieder gefüllt werden. Anke Graneß und Stefan Skupien haben mit Prof. Muyiwa Falaiye, dem Leiter des Philosophieinstituts der Universität Lagos (Nigeria) ein Gespräch über seine Sicht des Projekts einer afrikanischen Philosophie geführt. Die beiden Beiträge im "forum" beziehen sich jeweils auf eine historische Thematik. Hamid Reza Yousefi stellt in seinem Beitrag "Die Entdeckung der Vernunft" Zarathustra als eine zentrale Gestalt achsenzeitlicher Aufklärung vor und nicht, wie meist üblich, als einen Religionsstifter. Im Mittelpunkt des Beitrags von Eun-Jeung Lee steht der koreanische Politiker und Denker Chong Yag-yong (1762-1836), der sich vermittelt durch die Schriften des Jesuitenmissionars Matteo Ricci bereits früh mit der westlichen Wissenschaft und dem Christentum beschäftigte und diese in sein Denken einarbeitete.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Gerechtigkeit

Gerechtigkeit von Abu-Zayd,  Nasr, Cho,  Sungtaek, Dussel,  Enrique, Mouffe,  Chantal, Oruka,  H Odera, Schelkshorn,  Hans, Shorny,  Michael
polylog verändert sich: mit der Nr. 7, die nur wenig verspätet (und im gewohnten Umfang) im Sommer erscheinen wird, wird Ihnen Hans SCHELKSHORN, der von nun an an meiner Stelle die Redaktionsarbeit koordinieren wird, von kleineren Veränderungen in der Redaktion und einiges hinsichtlich unserer Kooperationen berichten. Hans SCHELKSHORN hat auch das diesmalige "thema" betreut: Gerechtigkeit. Mit dem forum-Beitrag von Chantal MOUFFE setzen wir die Diskussionen in früheren polylog-Heften (angefangen mit polylog Nr. 2 zu Konsenstheorie in Afrika) zum Thema Demokratietheorie fort. Bertold BERNREUTER traf Luis VILLORO, das Gespräch, das er mit ihm an mehreren Tagen geführt hat, finden Sie (in einer gekürzten Form) ab Seite 62. Michael Shorny
Aktualisiert: 2020-12-31
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Kwasi Wiredus Konsensethik. Ein afrikanisches Modell

Kwasi Wiredus Konsensethik. Ein afrikanisches Modell von Bischof,  Hartwig, Eze,  Emmanuel Chukwudu, Graneß,  Anke, Gürses,  Hakan, Presbey,  Gail, Shorny,  Michael, Weidtmann,  Niels, Wiredu,  Kwasi
Nachdem sich der Schwerpunkt der ersten Nummer unserer Zeitschrift verschiedenen theoretischen Fragen und Ansätzen eines interkulturellen Philosophierens gewidmet hat, steigen wir mit der Nummer zwei nun in die Praxis eines interkulturellen Philosophierens ein. Dies bedeutet natürlich nicht, daß damit alle theoretischen Probleme schon hinter uns liegen. Ganz im Gegenteil: alle in der letzten Nummer vorgestellten Konzepte und Fragen müssen und werden in den nächsten Nummern weiterdiskutiert werden. Den Anfang macht heute HAKAN GÜRSES mit seinen Überlegungen zum Kulturbegriff. Aber interkulturelles Philosophieren kann nicht nur in theoretischen Überlegungen über Begriffe wie Kultur, Philosophie oder Fragen des Verstehens bestehen, sondern besteht ganz wesentlich im philosophischen Polylog der Kulturen und Tradititonen selbst. Aus diesem Grund wendet sich das Thema dieser Nummer einer bestimmten Region der Erde zu, die auf der Landkarte der Philosophie bis heute vielfach nicht verzeichnet ist. So werden hier bisher ungehörte Stimmen in den Polylog einbezogen und in einem ersten Schritt für unser Denken fruchtbar gemacht. Mit der Diskussion eines zeitgenössischen philosophischen Projekts aus Afrika zu beginnen, schien uns aus zwei Gründen interessant: Zum einen wollen wir dazu beitragen, die bisher marginalisierten Theorien afrikanischer Philosophen und Philosophinnen mehr ins Zentrum der weltphilosophischen Debatten zu rücken. Zum anderen scheint uns das Projekt einer Konsensethik viele fruchtbare Ansatzpunkte zu bieten, die es gilt, in einem interkulturellen Polylog weiterzudenken, und zwar unter dem Gesichtspunkt einer universalgültigen Ethik ebenso wie unter dem Gesichtspunkt der Lösung regionaler Konflikte. Die Diskussion des Ansatzes im Projekt von KWASI WIREDU durch die verschiedenen BeiträgerInnen dieser Nummer weist hier bereits Wege zum Weiterdenken auf. Weitere Stimmen wären für uns von großem Interesse und werden in den Foren der nächsten Nummern zu Wort kommen.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Geld. Wie von ‚Geld‘ sprechen? – Eine interdisziplinäre Annäherung

Geld. Wie von ‚Geld‘ sprechen? – Eine interdisziplinäre Annäherung von Brodbeck,  Karl-Heinz, Crespo Cuaresma,  Jesús, Hanafi,  Hassan, Schelkshorn,  Hans, Schmidhuber,  Martina, Senft,  Gerhard, Shorny,  Michael, Singh,  Simron Jit, Wallner,  Benedikt, Zamir,  Zahid
Die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise hat schlagartig die Instabilitäten und irrationalen Exzesse der globalisierten kapitalistischen Marktwirtschaft vor Augen geführt, die inzwischen alle Völker und Kulturen in einem System tiefer Abhängigkeitsverhältnisse gefangen hält. Das anonyme Geldsystem, das scheinbar problemlos kulturelle Grenzen überschreitet und wohl die mächtigste Klammer der gegenwärtigen Weltgesellschaft darstellt, steht in einem kontrastreichen Spannungsverhältnis zu den kulturellen und religiösen Konfliktfeldern unserer Zeit. Während die Mechanismen der globalen Marktwirtschaft primär durch eine mathematisierte Wirtschaftswissenschaft analysiert werden, setzen sich die Philosophie und die Humanwissenschaften mit hohem hermeneutischem Aufwand vor allem mit trans- bzw. interkulturellen bzw. -religiösen Prozessen auseinander. Vor diesem Hintergrund erklären sich einerseits die Notwendigkeit, andererseits aber auch die Schwierigkeiten einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema 'Geld' im Kontext eines interkulturellen Diskurses. In den vorliegenden Beiträgen dieses Schwerpunktheftes von Polylog, das vor allem dank der Initiative und des Engagements von Dr. Benedikt Wallner möglich geworden ist, wurde bewusst der Akzent auf eine interdisziplinäre Auseinandersetzung gelegt, die geistesgeschichtliche, historische, wirtschaftswissenschaftliche, anthropologische und philosophische Zugänge umfasst. Darüber hinaus stellen die einzelnen Autoren auch selbst vielfache Bezüge, die über ihre eigene Fachdisziplin hinausgehen, her.    Im ersten Beitrag über Das Geld, die Null und das Subjekt der Moderne geht Karl-Heinz Brodbeck den geistesgeschichtlichen Ursprüngen der kapitalistischen Marktwirtschaft nach, die in einer bestimmten Sicht des Geldes liegen. Im Unterschied zu Marx und Simmel, die 'hinter' dem Geld Arbeitswerte oder subjektive Wertschätzungen ansetzten, bestimmt Brodbeck das Geld als eine 'Denkform', in der sich Menschen vergesellschaften. Die Gründzüge des Geldes als Denkform werden nach Brodbeck bereits in Leonardo Pisanos Liber abaci (1202) in aller Klarheit herausgestellt. Darin zeigt sich auch, dass der Aufstieg der Geldwirtschaft in Europa seit dem Hochmittelalter durch die Übernahme der Zahl Null aus dem indischen, genauer dem buddhistischen Denken befördert worden ist, da dieses Zahlensystem unendliche Quantitäten zu denken erlaubt. Aus der Denkform des Geldes lassen sich nach Brodbeck nicht nur die Momente der neuzeitlichen Idee eines grenzenlosen Wachstums, sondern auch die mathematische Naturwissenschaft, wie sie von Galilei und Descartes begründet worden ist, herleiten.    Ein anschauliches und zugleich aktuelles Beispiel für den Zusammenhang zwischen 'Geld' und 'Denkform' bietet der Beitrag von Simron Jit Singh Vom Überfluss zur Knappheit. Simron Jit Singh beschreibt am Beispiel der Bewohner der Nikobaren, einer Inselgruppe vor der Ostküste Indiens, die dramatischen Auswirkungen der Umstellung vom Tauschhandel zur Geldwirtschaft auf das gesellschaftliche Leben. Die Nikobaresen konnten, wie Simron Jit Singh in einer historischen Rückblende aufzeigt, trotz dänischer und britischer Kolonialherrschaft und der Eingliederung in den indischen Staat ihre Lebensform als Jäger und Sammler bis in die jüngste Vergangenheit hin behaupten. Dank ihrer günstigen Lage an der historischen Gewürzstraße betrieben die Nikobaresen zudem bereits in früher Zeit Tauschhandel. Die Einführung des Geldsystems setzte, wie Simron Jit Singh aufzeigt, mit dem Tsunami von 2004 ein. Denn erst die Geldwelle nach der Flutwelle, hauptsächlich in Form von Spenden der Hilfsorganisationen, sollte ihr Leben nachhaltig verändern, da die plötzliche Zufuhr großer Geldmengen zu einer dramatischen Erosion der traditionellen sozialen Beziehungen und Institutionen, einschließlich der Werte und Regeln für die Nutzung von Ressourcen, führte. Der einstige Wohlstand der Nikobaresen mit ihren 'begrenzten Wünschen und unbegrenzten Mitteln' ist nach Simron Jit Singh heute durch einen Zustand der unbegrenzten Wünsche und begrenzten Mittel ersetzt worden, mit der Folge, dass eine jahrtausende alte Tradition selbstbestimmten Lebens abrupt beendet und durch eine vollständige Abhängigkeit von staatlichen und nicht-staatlichen Modernisierungsagenturen abgelöst worden ist. Wir haben hier den – natürlich nur aus Sicht der Wissenschaft – 'glücklichen' Fall vor uns, die 2004 plötzlich einsetzende Transition der flächendeckenden Einführung von Geld gleichsam live beobachten zu können: Simron Jit Singh forscht bereits seit 1999 vor Ort auf der Inselgruppe, hat deren Geschichte in europäischen und indischen Archiven durchstöbert und hat die tiefgreifenden kulturellen Veränderungen selbst beobachten können.    Die folgenden Beiträge sind mit unterschiedlichen Akzentuierungen jeweils wirtschaftswissenschaftlich orientiert. Jesús Crespo-Cuaresma führt in seinem Beitrag Was wissen Ökonomen über Geld? in die aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Theorieansätze über die Entstehung des Geldes ein. Den unterschiedlichen Modellen, in denen die Einführung des Geldes in Naturaltausch-Ökonomien rekonstruiert wird, liegt jedoch nach Jesús Crespo-Cuaresma die erkenntnistheoretische Prämisse der unsichtbaren Hand zugrunde, so dass die Einführung des Geldes als unbeabsichtigtes Ergebnis rational handelnder Individuen erscheint. Im Gegensatz dazu deuten soziologische und philosophische Zugänge Geld als 'soziale Beziehung' bzw. als Medium von Machtverhältnissen, die in den wirtschaftswissenschaftlichen Modellen systematisch ausgeblendet werden. Die aktuelle Finanzkrise hat nun nach Jesús Crespo-Cuaresma die methodische Abstraktion von institutionellen Bedingungen einer breiten Kritik ausgesetzt. Im Zuge einer grundlegenden Neuorientierung der Ökonomie ist im Hinblick auf die Entstehung des Geldes daher nach Jesús Crespo-Cuaresma eine Analyse der Wechselwirkung zwischen institutionellen Settings und dem Verhalten des Individuums zwingend erforderlich.    Zahid Zamir stellt in seinem Beitrag Wirtschaft ohne Zins? Mythos oder Realität? das islamische Zinsverbot als wichtiges Element für eine Neuordnung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems heraus. Das Verbot des Zinses (Riba) findet sich, wie Zahid Zamir einleitend klarstellt, in allen wichtigen Quellen des Islam. Dennoch stellt sich der Islam nicht prinzipiell gegen eine dynamische Marktwirtschaft. Im Gegenteil, Sparen und Investitionen, die zentralen Determinanten ökonomischen Wachstums, sind, wie Zahid Zamir auch im Rekurs auf westliche Ökonomen, insbesondere John Maynard Keynes, aufzeigt, nicht vom Zins abhängig. Mehr noch, der Zinssatz bewirke Inflation und Arbeitslosigkeit, erhöhte Zinssätze verhindern hingegen mögliche Investitionen. Die Alternative zum Zinssystem ist nach Zahid Zamir die Gewinnbeteiligung von Arbeitern und Geldgebern. Denn das sogenannte PLS-('Profit-and-Loss-Sharing')-System enthält für sämtliche Akteure Anreize zur Produktivitätssteigerung.    Die beiden letzten Beiträge wenden sich aus unterschiedlichen Perspektiven der aktuellen Finanz- bzw. Wirtschaftskrise zu. Gerhard Senft vergleicht in seinem Beitrag '… ein krankhafter Zustand des Geldmarktes' die gegenwärtige Finanzkrise mit dem Wiener Börsenkrach von 1873, ein Vergleich, der nach Senft erhellender ist als die heute übliche Bezugnahme auf die Folgen der Wirtschaftskrise von 1929. Die Parallelen sind tatsächlich verblüffend. Damals wie heute brach die Krise nach einer extremen Boom-Periode aus, die in der Gründerzeit vor allem durch die Bauwirtschaft, in der jüngeren Vergangenheit hingegen durch die Informationstechnologie getragen wurde. In beiden Fällen war die Kontrolltätigkeit des Staates jeweils sukzessiv zurückgenommen worden. Die Finanzkrise von 1873 hatte jedoch, wie Gerhard Senft betont, nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern leitete auch in geopolitischer Hinsicht gravierende Verschiebungen ein. Denn seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beginnt der Aufstieg USA als neue Führungsmacht in der Weltpolitik. Vieles deutet nach Gerhard Senft darauf hin, dass auch die gegenwärtige Finanzkrise zu einer Veränderung der weltpolitischen Machtkonstellation führen wird, in der vor allem China und Indien, die sich in der Vergangenheit vehement gegen eine Liberalisierung der Kapitalmärkte gesträubt haben, eine neue Führungsrolle in der Gestaltung der globalen Märkte übernehmen werden.    Benedikt Wallner, der als Rechtsanwalt in Wien bereits tausende Klienten gegenüber der Finanzwirtschaft vertreten hat, beleuchtet nicht nur die zunehmende Abhängigkeit der Einzelnen vom Geld, sondern auch die ideologischen Horizonte des gegenwärtigen Finanzsystems, das in vielerlei Hinsicht ersatzreligiöse Aspekte aufweist. Das sakral aufgeladene Geld verbindet sich nach Benedikt Wallner mit einem Heilsversprechen, in dem dem Einzelnen die Erlösung von den Kontingenzen menschlichen Lebens in Aussicht gestellt wird. Seiner Auffassung nach funktioniert das Geldherrschaftssystem durchaus zufriedenstellend und effizient für seine Erfinder, so dass die Rede von der 'Krise' einer Verortung bedarf. So wie es für Marx immer unverständlich blieb, dass der Arbeiter als eigentlicher Produzent der Güter in der kapitalistischen Ideologie der Selbstvermehrung des Kapitals verschwindet, so fragt auch Wallner am Schluss seines Beitrags, wie es möglich ist, dass in der entwickelten Industriegesellschaft zwar alles Geld 'von den Märkten' und damit vom Konsumenten kommt, jedoch dieser Konsument – den früheren Leibeigenen nicht unähnlich – sich nach wie vor nur in der Rolle des den Zehent abliefernden Untertanen wiederfindet.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Andere Geschichten der Philosophie

Andere Geschichten der Philosophie von Baatz,  Ursula, Huxoll,  Johannes, Magallón Anaya,  Mario, Oladipo,  Olusegun, Plott,  John C., Senghaas,  Dieter, Shorny,  Michael, Wimmer,  Franz M
"Andere Geschichten der Philosophie" sind für uns in erster Linie interkulturelle Philosophiegeschichten, wiewohl wir uns bewußt sind, daß auch andere Perspektiven für Neuorientierungen der Philosophiegeschichtsschreibung unverzichtbar sind (z.B. feministische). Es ist ist dies das letzte "thema", das wir in der Redaktion kollektiv betreuten: Das "thema" der Nr. 4 unter dem Arbeitstitel "Kulturelle Verhältnisse - Geschlechterverhältnisse" betreut Nausikaa Schirilla. Die vorliegende Nummer bringt im "forum" zwei Diskussionsbeiträge zum "thema" der Nr. 2 (zu Wiredus Vorschlägen zu einer Konsensethik): Olusegun Oladipo, dessen Beitrag wir aus Termingründen in der Nr. 2 nicht mehr berücksichtigen konnten und Dieter Senghaas, der Transdisziplinarität nicht nur einmahnt, sondern auch einbringt.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Hybridität

Hybridität von Fludernik,  Monika, García Canclini,  Nestor, Graneß,  Anke, Gronemann,  Claudia, Schirilla,  Nausikaa, Shorny,  Michael, Tomaschitz,  Wolfgang, Wollrad,  Eske
Die vorliegende Ausgabe von polylog setzt sich im Schwerpunktthema mit dem Begriff der Hybridität auseinander, einem der Schlu¨sselbegriffe postkolonialen Denkens, der jedoch wie alle Leitideen in philosophischen Debatten äußerst vieldeutig ist. Die Klärung der verschiedenen Bedeutungen des Begriffs der Hybridität bei repräsentativen Autoren wie Homi Bhaba oder Néstor García Canclini war daher ein wichtiges Anliegen dieses themas, das von Anke Graness und Nausikaa Schirilla redaktionell betreut worden ist. Im forum fu¨hrt Wolfgang Tomaschitz in dem Artikel 'Die Leiber des Ganzen' in das Denken von Herbert von Guenther ein, der sich in besonderer Weise der Problematik der Übersetzung buddhistischer Philosophie in das westliche Denken gestellt hat. Im Kulturthema werden die rassistischen und ideologischen Konnotationen des Begriffs des 'Weißseins' ausgeleuchtet. Ich darf Sie auch auf die neue Homepage von polylog – www.polylog.net – verweisen, wo Sie einerseits eine Übersicht u¨ber sämtliche Beiträge der bisherigen Ausgaben von polylog finden, andererseits auch Artikel in vollständiger Länge, die in der Printversion nur geku¨rzt veröffentlicht werden konnten.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Formen des Philosophierens

Formen des Philosophierens von Amaladass,  Anand, Ambos,  Tina Claudia, Assmann,  Jan, Elberfeld,  Rolf, Kimmerle,  Heinz, Ross,  Martin, Shorny,  Michael, Tiedemann,  Paul
Die vorliegende Ausgabe von polylog widmet sich im Schwerpunktthema den Darstellungsformen der Philosophie. Dieses Thema ist zwar im interkulturellen Diskurs stets präsent, hat jedoch noch immer nicht die erforderliche Aufmerksamkeit gefunden. Dank des Engagements von Tina Ambos und Martin Ross ist es gelungen, in diesem Heft zumindest einige Aspekte dieses weitreichenden Themas zu behandeln, das im u¨brigen auch fu¨r eine Relecture der europäischen Philosophie fruchtbare Perspektiven enthält. Im Forum fasst Paul Tiedemann ju¨ngere sinologische Studien u¨ber den Begriff der Menschenwu¨rde innerhalb des chinesischen Denkens zusammen. Dabei macht Tiedemann zu Recht darauf aufmerksam, dass bereits innerhalb des europäischen Denkens unterschiedliche Begriffe der Menschenwu¨rde entwickelt worden sind und sich erst im Renaissancedenken ein Verständnis der dignitas hominis herausbildet, an das das spätere Menschenrechtsdenken anknu¨pfen konnte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welcher Begriff von Menschenwu¨rde dem aktuellen 'Streit der Sinologen' u¨ber chinesische Quellen des Menschenrechtsdenkens zugrunde liegt. Es wäre fu¨r uns äußerst erfreulich, wenn diese Frage in den nächsten Heften mit neuen Beiträgen weiter behandelt werden könnte.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Biotechnologie in interkultureller Perspektive

Biotechnologie in interkultureller Perspektive von Amaladass,  Anand, Baier,  Karl, Gehring,  Petra, Graneß,  Anke, Ilkiliç,  Ilhan, Schirilla,  Nausikaa, Schlieter,  Jens, Sherwin,  Byron L., Shorny,  Michael, Tangwa,  Godfrey B
Das Schwerpunkthema der vorliegenden Ausgabe von polylog ist in der Reaktion bereits seit längerer Zeit diskutiert worden. Nach Vorarbeiten von Rolf Elberfeld konnte das Projekt, die Probleme der Humangenetik aus interkultureller Perspektive zu beleuchten, dank des Engagements von Anke Graneß und Nausikaa Schirilla nun tatsächlich realisiert werden. In den Beiträgen des forum ist der Blick nach Asien gerichtet. Anand Amaladass (Chennai) gibt einen Einblick in indische Ontologien. Karl Baier fu¨hrt die Diskussion um transreligiöse Prozesse, die von Roland Faber in polylog 9 (2003) angestoßen worden ist, mit dem Beitrag 'Kyôto goes Bultmann' weiter.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Erkenntnisquellen

Erkenntnisquellen von Baatz,  Ursula, Garfield,  Jay L., Kim,  Shin-Ja, Lawrence,  David B., Schelkshorn,  Hans, Shear-Yashuv,  Aharon, Shorny,  Michael, Steger,  Manfred B, Stuchlik,  Jakob, Villoro,  Luis
Das diesmalige Thema - Erkenntnisquellen der Philosophie - wird, wie immer, nicht erschöpfend, sondern fragmentatisch vorgestellt. Die beiden Forum-Beiträge von Jay GARFIELD und Shin-Ja KIM knüpfen an das Thema an. Und daß uns die Ereignisse um die Regierungsbildung in Österreich nicht unberührt gelassen haben, führt Hans SCHELKSHORN in einem kleinen Essay "In eigener Sache" aus.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Das zweite Europa

Das zweite Europa von Bora,  Tanil, Ceming,  Katharina, Diaconu,  Madalina, Gniazdowski,  Andrzej, Kopriwitza,  Tschasslaw W., Schelkshorn,  Hans, Shorny,  Michael, Tomaschitz,  Wolfgang, Vosicky,  Lukas M, Winter,  Franz
Die neue Ausgabe von polylog steht ganz unter dem Zeichen des Schwerpunktthemas 'Das zweite Europa'. Die Konzeption ist von einem kleinen Team – Madalina Diaconu, Wolfgang Tomaschitz und Johann Schelkshorn – erarbeitet worden, die Hauptlast der Autorensuche hat jedoch Madalina Diaconu getragen. Unser Dank gilt aber auch Prof. Christian Ehalt von der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem eine Intensivierung der kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Wien und den osteuropäischen Ländern seit langem ein großes Anliegen ist und der dieser Ausgabe von polylog eine Förderung zuteil werden ließ. Die Auseinandersetzung mit dem 'Zweiten Europa' ist nicht auf die Beiträge im thema bechränkt. In der Rubrik im gespräch finden Sie ein Interview, das Martin Ross und Martin Weiss mit Giovanni Vattimo in Straßburg fu¨hrten. Giovanni Vattimo war Europa-Abgeordneter und nimmt zu aktuellen Fragen der europäischen Integration und zur weltpolitischen Lage im allgemeinen Stellung. Im kulturthema konnten wir Lukas Marcel Vosicky fu¨r einen Beitrag u¨ber die Roma, Osteuropas größter Minderheit, gewinnen – ein Beitrag, der uns besonders wichtig war. Das Schwerpunktthema reicht dieses Mal auch in das forum hinein. Franz Winter untersucht in seinem Beitrag den Umgang E. M. Ciorans mit buddhistischer und 'asiatischer' Religiosität. Erst der letzte Beitrag lässt die Grenzen Europas hinter sich. Katharina Christina Ceming setzt sich mit dem politisch brisanten Thema des Hindufundamentalismus auseinander. Hinweisen möchte ich Sie auch auf den Literaturbericht von Tina Claudia Chini, in dem Grundsatzfragen zum Projekt einer interkulturellen Philosophie angesprochen werden, denen sich polylog in Zukunft wird stellen mu¨ssen.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Subjektivität. Asiatisch-europäische Konstellationen

Subjektivität. Asiatisch-europäische Konstellationen von Baier,  Karl, Heubel,  Fabian, Kimmerle,  Heinz, King,  Richard A. H., Schmidt,  Stephan, Sellmer,  Sven, Shorny,  Michael, Suter,  Rafael
Der Themen-Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe versammelt ausnahmsweise nicht Beiträge von Autoren aus unterschiedlichen Kulturen zu einem bestimmten Thema. Die vorliegenden Aufsätze zur Problematik der Subjektivität gehen auf einen Workshop zrück, den das Forum für asiatische Philosophie der Deutschen Gesellschaft für Philosophie im September 2007 im Rahmen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens) veranstaltete.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Menschenrechte zwischen Wirtschaft, Recht und Ethik

Menschenrechte zwischen Wirtschaft, Recht und Ethik von Barsa,  Pavel, Kim,  Yersu, Mayer,  Ann Elizabeth, Paul,  Gregor, Shorny,  Michael, Thaler,  Mathias, Wallner,  Benedikt, Wimmer,  Franz M
Die vorliegende Ausgabe von polylog stellt eine Ausnahme dar. Im Unterschied zum allgemeinen Konzept dieser Zeitschrift, in dem neben den Beiträgen zum jeweiligen Schwerpunkt auch Artikel zu anderen Themen publiziert werden, präsentieren wir mit der Nummer 14 ein reines Themenheft, und zwar u¨ber Menschenrechte. Die Bedeutung des Themas muss angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen nicht eigens erläutert werden. Konkreter Anlass fu¨r diese Nummer von polylog war eine Menschenrechts-Konferenz der 'Wiener Gesellschaft fu¨r interkulturelle Philosophie' (WIGIP) vom Dezember 2004. Franz Martin Wimmer und Mathias Thaler, die Organisatoren der Tagung, haben dankenswerterweise auch die redaktionelle Betreuung der Beiträge u¨bernommen. Ohne ihr Engagement wäre dieses Heft nicht zustande gekommen.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Philosophie im Islam

Philosophie im Islam von Ben Abdeljelil,  Jameleddine, Dhouib,  Sarhan, Diagne,  Souleymane Bachir, Graneß,  Anke, Hanafi,  Sari, Kurtoglu,  Zerrin, Lemke,  Harald, Manoochehri,  Abbas, Shorny,  Michael, Turki,  Mohamed
Die vorliegende Ausgabe von polylog ist den Philosophien in islamischen Gesellschaften gewidmet. Um sattsam bekannte Reduktionismen in der öffentlichen Debatte u¨ber 'den' Islam aufzubrechen, sind bewusst unterschiedliche Ansätze islamischer Philosophie in verschiedenen Regionen, von Nordafrika u¨ber die Tu¨rkei, den Vorderen Orient, Indien bis zu Indonesien, aufgenommen worden. Die Betreuung dieses auch politisch zweifellos heiklen Schwerpunktthemas haben dankenswerterweise Anke Graneß und Jamel Ben Abdeljelil u¨bernommen. Durch die vielen Übersetzungsarbeiten, das Erstellen eines Interviews und der Betreuung eines sachlich einschlägigen Rezensionsteils waren jedoch an der Vorbereitung dieses Heftes zahlreiche Mitglieder der Redaktion in einem hohen Ausmaß beteiligt. Im forum finden Sie einen äußerst originellen Beitrag von Harald Lemke u¨ber Gastrosophie, ein Thema, das innerhalb der interkulturellen Philosophie in Zukunft gewiss noch weiter erforscht werden sollte.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Das Projekt der interkulturellen Philosophie heute

Das Projekt der interkulturellen Philosophie heute von Bickmann,  Claudia, Dhawan,  Nikita, Elberfeld,  Rolf, Fornet-Betancourt,  Raúl, Graneß,  Anke, Gutema,  Bekele, Kresse,  Kai, Mall,  Ram Adhar, Schirilla,  Nausikaa, Shorny,  Michael, Stenger,  Georg, Wimmer,  Franz Martin
Ziel der nun vorliegenden Nummer 25, die ja ein kleines Jubiläum darstellt, ist es, eine Zwischenbilanz der Entwicklung auf dem noch jungen Gebiet der interkulturellen Philosophie zu ziehen. Mit Freude konnten wir feststellen, dass sich seit unserer ersten Nummer im Jahr 1998 nunmehr ein lebendiger interkultureller polylog entsponnen hat, der sich nicht nur in den letzten 24 Nummern unserer Zeitschrift widerspiegelt. Generell ist die Anzahl an Publikationen zu nichteuropäischen Philosophien in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, wie u. a. der Artikel von Kai Kresse in dieser Nummer anhand der Philosophie in Afrika deutlich macht. Ebenso die Anzahl an Publikationen, die sich mit Fragen, Problemen und Themen eines interkulturellen Philosophierens beschäftigen. Interkulturelle Philosophie ist zudem zu einem selbstverständlichen Bestandteil auf Philosophiekongressen geworden und mit dem Einsetzen einer Professur 'Philosophie in der globalen Welt' am Institut für Philosophie der Universität Wien wurde dieser Bereich erstmals im deutschen Sprachraum an einer Universität institutionell verankert. Trotz aller vielversprechenden Entwicklungen bleibt noch viel zu tun, wie Nausikaa Schirillas Untersuchung 'Interkulturelles Philosophieren im Studium der Philosophie' zur Verankerung der interkulturellen Philosophie in den BACurricula an deutschen und österreichischen Universitäten zeigt. Nur ein Fünftel der untersuchten Curricula berücksichtigt in der Ausbildung zukünftiger Philosophen nichteuropäische Philosophietraditionen und Fragen eines interkulturellen Philosophierens. Es bleibt also noch viel zu tun, um dem Anspruch gerecht zu werden, den Enrique Dussel in seinem Artikel 'Eine neue Epoche in der Geschichte der Philosophie: Der Weltdialog zwischen philosophischen Traditionen' in der Nummer 24 formuliert hat. In unserem Teil 'forum' stellt Bekele Gutema diesmal eine überaus interessante Figur aus der Geschichte der Philosophie vor: den Philosophen Anton Wilhelm Amo, der von 1730 bis 1747 als erster Philosophieprofessor afrikanischer Abstammung an deutschen Universitäten lehrte. Der Titel unserer Zeitschrift polylog, verstanden als ein vielstimmiges, offenes und gleichberechtigtes Gespräch soll von unseren Lesern und Leserinnen auch als Angebot verstanden werden, um rege mit uns in Kontakt und in Diskussion zu treten und Meinungen, Anregungen und natürlich auch Kritiken mit uns auszutauschen. polylog soll keine Einbahnstraße sein! Wir freuen uns auf einen regen Austausch und das Fortführen eines polylogs auch außerhalb der Zeitschrift. Wohin das Projekt eines interkulturellen Philosophierens in Zukunft führen wird, ist noch weitgehend offen. Lassen Sie uns diese Zukunft gemeinsam gestalten! Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Anke Graneß
Aktualisiert: 2020-12-31
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Frau & Kultur. Kolonisierung von Differenz

Frau & Kultur. Kolonisierung von Differenz von Armbruster,  Heidi, Baatz,  Ursula, Braidotti,  Rosi, Gutiérrez Rodriguez,  Encarnacion, Herra,  Rafael Angel, Kimmerle,  Heinz, Schirilla,  Nausikaa, Shorny,  Michael, Spivak,  Gayatri Ch
Wir freuen uns sehr, daß die Weiterverzweigung dieses Publikationsprojektes mit dem von BERTOLD BERNREUTER aus München initiierten "Polylog. Forum für interkulturelles Philosophieren" am 15. Jänner 2000 einen großen Schritt machen wird und zwar auf www.polylog.org. Das Thema dieser spannenden Nummer "Frau & Kultur. Kolonisierung von Differenz" betreute fachkundig Nauskaa SCHIRILLA.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Weltzivilgesellschaft

Weltzivilgesellschaft von Azzelini,  Dario, d'Souza,  Radha, Glasius,  Marlies, Marchart,  Oliver, Paya,  Ali, Quintern,  Detlev, Sheikhalaslamzadeh,  Ashraf, Shorny,  Michael, Tomaschitz,  Wolfgang
Das Thema "Weltzivilgesellschaft" ist zwar in gewisser Hinsicht das "soziologische Medium", in dem sich interkulturelle Prozesse und auch interkulturelle Philosophien bewegen, dennoch kommt eine philosophische Auseinandersetzung mit dieser Problematik erst allmählich in Gang. Aus diesem Grund gilt unser besonderer Dank Wolfgang Tomaschitz, der sich bereits seit längerem mit dem Thema "Weltzivilgesellschaft" beschäftigt und die redaktionelle Betreuung des Themenschwerpunktes dieser Ausgabe von polylog übernommen hat. Im forum finden Sie einen Beitrag von Ashraf Sheikhalaslamzadeh über die Philosophie der Liebe bei Mohammad Jalal ad-Din Rumi, der vor 800 Jahren geboren wurde und zu den großen Gestalten des Sufismus zählt. Detlev Quintern stellt in seinem Beitrag den Humanismus der philosophisch orientierten Gemeinschaft Ihwan as-Safa vor, die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts n.Chr. historisch nachweisbar ist.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Toleranz

Toleranz von Amaladass,  Anand, Ben Abdeljelil,  Jameleddine, Boteva-Richter,  Bianca, Holzleithner,  Elisabeth, Loh,  Werner, Mall,  Ram Adhar, Olivé,  León, Riedenauer,  Markus, Schelkshorn,  Hans, Shorny,  Michael, Wimmer,  Franz Martin
Hans Schelkshorn Toleranz Ein umstrittener Begriff interkultureller Philosophie Einleitung Der Begriff der 'Toleranz' ist im interkulturellen Bereich bereits seit längerem nicht ohne Gründe in Verruf geraten. Erstens ist der Begriff der 'Toleranz' allein in der westlichen Tradition ausgebildet worden; zweitens scheint 'Toleranz' die bloße Duldung, nicht jedoch die Anerkennung anderer zu implizieren. Dennoch haben wir uns vor allem im Blick auf die enorme Wirkungsgeschichte in und außerhalb Europas für eine erneute Auseinandersetzung mit dem Begriff 'Toleranz' entschieden. Dabei sollte allerdings das Spektrum der Problematisierung nicht auf den engen Bereich begriffsgeschichtlicher Analysen eingeschränkt werden. Aus diesem Grund werden in verschiedenen Beiträgen jeweils die Ambivalenzen von Theorie und Praxis der Toleranz schonungslos aufgezeigt, aber auch von Äquivalenten, wie z. B. die Konzeption eines indischen Inklusivismus oder die vormoderne Konzeption eines Religionsfriedens bei Nikolaus von Kues. Jameleddine Ben-Abdeljelil und Franz-Martin Wimmer stellen ihrem Beitrag eine allgemeine und zugleich betont realistische Begriffsdefinition von 'Toleranz' voran. Toleranz bezeichnet demnach ein Set an Normen, durch die eine qualitative Mehrheit ihre Beziehungen gegenüber einer Minderheit regelt, und zwar in ihrem eigenen Interesse, allerdings ohne Absicht, den Anderen zu eliminieren. Von dieser Definition von Toleranz her können nach Ben-Abdeljelil/Wimmer sowohl die Toleranzideen in der europäischen Aufklärung als auch in der islamischen Philosophie bzw. Theologie des Mittelalters als je spezifische Ausprägungen behandelt werden. In der Auseinandersetzung mit islamischen Toleranzkonzepten wenden sich die Autoren gegen essentialistische Ansätze, die stets auf die verengende Alternative zusteuern, ob es in 'der' islamischen Tradition 'die' Toleranz gibt oder nicht. Ben-Abdeljelil/Wimmer schlagen demgegenüber den 'weiten' Weg über die Kulturgeschichte ein, da sich der Islam von Anfang an in ethnisch und kulturell äußerst heterogenen Gesellschaften ausgebreitet hat. Aus diesem Grund sind bereits in früher Zeit unterschiedliche interreligiöse Konstellationen entstanden, in denen das Verhältnis zwischen Islam und anderen Religionen jeweils auf unterschiedliche Weise bestimmt worden ist. Als Beispiele dafür werden die vielschichtig 'verwobenen Diskurse' zwischen Juden, Christen und Muslimen in Andalusien, die Verbindungen zwischen der Traditionskritik der Karäer, einer jüdischen Sekte, und der Schia im islamischen Beeich, und die Apologetik von Maimonides angeführt. Im Unterschied zu den vormodernen Formen gegenseitiger Beeinflussung kommt es durch Kolonialismus und nationalistische Selbstbehauptungsbewegungen in der Neuzeit zu monokulturellen Verengungen, denen nach Ansicht der Autoren durch einen neuen Begriff einer 'aktiven Toleranz' zu begegnen wäre. Auf ein frühes Modell aktiver Toleranz wird zuletzt auf das 'Haus der Weisheit' in Bagdad (8. Jh. u. Z.) verwiesen, wo nicht nur Vertreter aller bekannten Religionen, sondern auch Atheisten und Materialisten zu Gesprächen eingeladen worden sind. Markus Riedenauer greift in seinem Beitrag Aufgeklärte Religion als Bedingung interreligiösen Diskurses nach Nikolaus Cusanus ein, wie er selbst betont, vormoderne Gestalt des Umgangs mit religiöser Differenz auf. Denn Nikolaus von Kues setzt sich in der berühmten Schrift De Pace Fidei (Der Friede im Glauben; 1453) das Ziel, verschiedene Religionen durch ein vertieftes Denken des Absoluten auch auf theoretischer Ebene zu einen. Im Unterschied zur späteren Entwicklung der Toleranz-Idee, die das Konfliktpotential religiöser Differenz vor allem durch politische bzw. rechtliche Regelungen und klare Kompetenztrennungen zu entschärfen versuchte, ist daher bei Nikolaus von Kues noch ein ungebrochener Glaube an die Wahrheitsfähigkeit religiöser Fragen mächtig. Dennoch ist in jüngerer Zeit das Interesse Cusanus deutlich gestiegen. Die Gründe dafür liegen, wie Riedenauer aufzeigt, vor allem im Erkenntnis- und Religionsbegriff des Cusaners, in dem bereits in aller Deutlichkeit die geschichtliche Gestalt von Religionen als je perspektivische Entwürfe des menschlichen Geistes und damit als Kulturphänomene begriffen werden. Die Einsicht in die geschichtliche Bedingtheit religiöser Traditionen bildet allerdings bloß die Grundlage für ein Gespräch der Religionen, indem nach Nikolaus von Kues jeder Gesprächspartner zum Absoluten selbst vorzudringen hat. Trotz der unübersehbaren christlichen Vorgaben, in der die Grenzen seiner Utopie eines Religionsfriedens deutlich zutage treten, enthält der Anspruch seines Denkens durchaus aktuelle Bedeutung. Denn angesichts der fundamentalistischen Verhärtungen in fast allen Religionen der Erde stoßen äußerliche Strategien einer Befriedung religiös motivierter Konflikte auf Grenzen. Der rechtlichen Zähmung der Religion muss eine innere Selbstaufklärung folgen, in der die eigenen Wahrheitsansprüche nicht bloß aus pragmatischen Gründen der Friedenssicherung, sondern auch aus religionsphilosophischen Gründen auf das wahrhaft Absolute hin relativiert werden. Elisabeth Holzleithner zeichnet in ihrem Beitrag Toleranz: Geistesgeschichtliche Perspektiven eines umstrittenen Begriffs die wichtigsten Stationen nach, in denen sich in der neuzeitlichen Philosophie Europas die Idee religiöser Toleranz herausgebi ldet hat. Eine wichtige Voraussetzung der Toleranzidee wird nach Holzleithner bereits bei Pierre Bodin gelegt, der in seiner politischen Philosophie die Aufgabe staatlicher Macht auf die Sicherung des Friedens einschränkt. John Locke spricht darüber hinaus dem Staat prinzipiell die Kompetenz in Glaubensfragen ab. Pierre Bayle hingegen bricht als erster mit der von Locke noch bekräftigten Annahme, dass Religion für die öffentliche Moral unverzichtbar sei. Trotz aller Verdienste Bayles entwickelt sich nach Holzleithner die Toleranzidee nicht nach der Logik eines linearen Fortschrittsdenkens. Vielmehr bleiben bereits bei Bayle, aber auch bei Kant Probleme offen, die nur in einer integralen Rekonstruktion der europäischen Toleranzidee, in der Differenzierungen und Einsichten aus allen Etappen miteinander verbunden werden, zu lösen sind. Im Beitrag Inklusivismus als indische Denkform der Toleranz setzt sich Anand Amaladass, Indologe und Jesuit aus Chennai, mit einem Toleranz-Diskurs auseinander, der vor allem von neohinduistischen Denkern und euroamerikanischen Indologen geführt worden ist. Im 19. Jahrhundert hatte der Neohindu Radhakrishnan in seiner Ausgabe der Bhagavadgita den Abschnitt von Kap. 7,20ff., wo Krsna sich als universelle, in allen Kulten gegenwärtige göttliche Macht vorstellt, mit dem Wort Toleranz (toleration) überschrieben. Der neohinduistische inklusivistische Toleranzbegriff ist, wie Amaladass, bereits eine Reaktion auf die westliche, insbesondere auf Hegel zurückgehende Konzeptionen der Aufhebung des indischen Denkens in einer universalen, im Christentum kulminierenden Religionsgeschichte. Dennoch ist der Versuch, religiöse Toleranz als Inklusivismus zu denken, wie die Debatte zwischen den Indologen Hacker, Halbfass u. a. zeigt, höchst ambivalent; denn auch in der neohindustischen Aufhebung anderer Religionen drohen wie zuvor bei westlichen Denkern sämtliche Differenzen zu verschwinden. Ohne Anerkennung des Anderen bricht allerdings eine wesentliche Voraussetzung eines interreligiösen Dialogs zusammen, so dass Toleranz zur bloßen Duldung herabsinkt. Im Unterschied zu Ben-Abdeljelil geht León Olivé (Mexiko) von einem normativen Begriff von Toleranz aus. Toleranz muss – so die zentrale These von Olivé – in ein Normen- und Institutionengefüge eingebettet sein, das auf den Prinzipien der Gleichberechtigung und sozialen Gerechtigkeit aufbaut. Toleranz im strengen Sinn des Wortes ist als 'horizontale Toleranz' zu fassen, in der die Beziehungen zwischen Menschen und Gruppen ihre Konflikte auf der Basis der Gleichberechtigung und konsentierter Verfahrensregeln zu lösen versuchen. Die 'vertikale Toleranz' hingegen, in der dominante Gruppen untergeordnete Gruppen 'tolerieren', dient nach Olivé bloß der Verschleierung von Machtverhältnissen. Toleranz wird daher systematisch mit der Idee sozialer Gerechtigkeit verbunden, die die Bedingungen für die Befriedigung der legitimen Grundbedürfnisse aller Mitglieder einer Gesellschaft und die Verwirklichung und Ausübung ihrer Fähigkeiten sicherstellt.
Aktualisiert: 2020-12-31
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