Insurance Distribution Directive (IDD) – eine Richtlinie für mehr Ethik in der Assekuranz?
Christopher Spitzer, Fred Wagner
Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der Assekuranz mit ihren Funktionen der Risikotragung und dem Wohlstandserhalt für die Verbraucher sowie der Befriedigung des menschlichen Grundbedürfnisses nach Existenzsicherung ist unbestritten. Dennoch stehen die Branche im Allgemeinen und der Versicherungsvertrieb im Speziellen seit Jahren in der Kritik. Den Versicherungsvermittlern wird unethisches Verhalten vorgeworfen, indem den Verbrauchern undurchsichtige und überflüssige Versicherungsprodukte angedient würden und mehr Wert auf Provisionen als auf den Bedarf der Kunden gelegt werde. Mit der Insurance Distribution Directive (IDD) hat die Europäische Union (EU) im Jahr 2016 ein Regelwerk in Kraft gesetzt, das am 23. Februar 2018 in Deutschland Anwendung fand und den Verbraucherschutz im Versicherungsvertrieb stärken und europaweit vereinheitlichen soll.
Vor diesem Hintergrund befasst sich die Arbeit mit den Veränderungen, die die IDD für den Versicherungsvertrieb mitbringt, und ob diese zu einem höheren Schutz der Verbraucher führen. Dazu wird die Frage untersucht, inwieweit die IDD aus Sicht der Verbraucher zu einem ethischeren Handeln im Vertrieb von Versicherungsprodukten führt.
Nachdem die Bestimmungen der IDD anhand von Handlungsfeldern übersichtlich dargestellt werden, befasst sich die Arbeit mit der Wirtschaftsethik, um einen Bewertungsmaßstab für ethisches Handeln zu entwickeln. Im Anschluss werden die ethischen Problemfelder im deutschen Versicherungsvertrieb aus Sicht der Verbraucher behandelt, um danach unter Anwendung des zuvor entwickelten ethischen Bewertungsmaßstabs zu untersuchen, ob die Bestimmungen der IDD dem damit identifizierten Handlungsbedarf nachkommen. Der Autor zeigt auf, dass es den Bestimmungen der IDD nicht gelingt, die ethischen Problemfelder im deutschen Versicherungsvertrieb vollständig aufzulösen.