Häuserbuch der Stadt Dessau II/6
Bahnhofsviertel – Kaiserplatz
Kathleen Neubert, Günter Ziegler
Die sich entwickelnden Dessauer Stadtviertel im 19. und 20. Jahrhundert stehen im Zentrum des als Fortsetzungsreihe angelegten Häuserbuchs der Stadt Dessau II.
Der sechste Band widmet sich dem Wandel des einstigen Kaiserplatzes im Bahnhofsviertel, dem heutigen Friedensplatz.
Ursprünglich entstanden aus den Bahnhofsanlagen, die mit dem Bau des ersten Dessauer Bahnhofes in den Jahren 1839/40 einher gingen, entwickelte sich der Kaiserplatz in den nächsten Jahrzehnten zu einer repräsentativen Grünanlage mit Häusern aus der Gründerzeit.
In Anlehnung an die ihn durchschneidende Kaiserstraße erhielt er 1883 seinen Namen. Doch schon zuvor prägten ihn zwei halbkreisförmige Plätze westlich und östlich der Kaiserstraße mit dem 1872 errichteten Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1870/71 einerseits und dem 1892 aufgestellten Kaiserdenkmal andererseits.
1938 führte schließlich der Neubau des Dessauer Theaters zu einem einschneidenden Eingriff in die Platzanlage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag auch der Kaiserplatz in Schutt und Asche und hatte seine einstige Anmutung verloren. Nach 1950 begann der Wiederaufbau in zwei Bauphasen und seit der Mitte der 1960er Jahre die Ausgestaltung des Platzes mit Kunstobjekten verschiedener Künstler wie Fritz Kühn, Bernd Göbel oder Gerhard Geyer.
Mit großer Akribie spüren die Autoren Günter Ziegler und Kathleen Neubert den Lebensgeschichten der mit dem Platz verbundenen Eigentümer und Bewohner nach, der u. a. auch den Bildhauer Richard Kieser, den Musiker August Klughardt, Industrielle wie Emil Venator und den Flugzeugpionier Hugo Junkers zu seinen Bewohnern zählte. So bezog Junkers in Haus Nr. 16 seine erste Dessauer Wohnung und errichtete am Kaiserplatz 21 das Hauptbüro für den Junkers-Konzern. Auch einige seiner engsten Vertrauten lebten zeitweise am Kaiserplatz wie z. B. Herrmann Schleissing oder der Ingenieur Otto Mader, der durch aerodynamische Untersuchungen im Kanalstrom bekannt wurde.