Bildung im Hochstift Eichstätt zwischen Spätmittelalter und katholischer Konfessionalisierung
Die Städte Beilngries, Berching und Greding im Oberamt Hirschberg
Franz Heiler
Im Mittelpunkt stehen mit Beilngries, Berching und Greding drei Landstädte im süddeutschen Hochstift Eichstätt, die als Amtssitze im sog. Oberamt Hirschberg administrativ zusammengefaßt sind. Die vorliegende Abhandlung nimmt eine in sich relativ geschlossene Kleinregion zum Gegenstand, als deren Kristallisationspunkte die drei genannten Kleinstädte gelten dürfen. Zugleich wird damit der Blick auf eine Größenkategorie städtischer Ansiedlungen gelegt, deren schulische Einrichtungen bislang von Seiten der Forschung nur wenig Beachtung fanden. Im Unterschied zu anderen Untersuchungen bietet der hier gewählte Zeitrahmen (von den ersten Erwähnungen von Schulen im 14. bzw. 15. Jahrhundert bis ins beginnende 17. Jahrhundert hinein) bewußt die Möglichkeit eines Vergleichs von spätmittelalterlichen und nachreformatorischen Verhältnissen. Ausgehend von den politischen, verfassungsmäßigen, wirtschaftlichen und kirchlichen Rahmenbedingungen um 1500 sowie deren Veränderung unter den Vorzeichen von Reformation und katholischer Konfessionalisierung wird zunächst die Entwicklung des Schulwesens in Beilngries, Berching und Greding von den Anfängen bis kurz nach 1600 aufgezeigt, wobei auch die Klosterschule der Abtei Plankstetten mit berücksichtigt wird. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich jedoch nicht allein auf das Phänomen Schule, sondern bezieht in umfassender Weise alle Aspekte des Bildungswesen mit ein: eingehende Würdigung erfahren die Berchinger Prädikatur und deren Bibliothek sowie die Studienstiftungen aus dem Gebiet des Oberamtes Hirschberg (Edition der Stiftungsurkunden im Anhang). Einen zweiten Schwerpunkt der Untersuchung bilden die aus den drei Städten im genannten Zeitraum hervorgegangenen Studenten. Zunächst steht dabei die Entwicklung des Hochschulbesuchs bis 1600 (bzw. bis 1630) im Mittelpunkt. Komplementär zu den lokalen Quellen gibt der Verlauf der Frequenzkurven Auskunft über das Florieren der Schulen (Höhepunkt des Universitätszugangs etwa zwischen 1470 und 1520). Darüber hinaus thematisiert dieser Teil der Abhandlung die Verteilung der Studenten aus Beilngries, Berching und Greding auf die verschiedenen Universitäten – bevorzugt wurden Wien und Ingolstadt – sowie die Aspekte Studienortwechsel, Studiendauer, studierte Fächer und erworbene akademische Grade. Ergänzt wird die Darstellung durch eine Reihe von Listen im Anhang. Im weiteren wird versucht, die soziale Zusammensetzung der Universitätsbesucherschaft aus den behandelten Orten (einschließlich Plankstetten) näher zu beleuchten, und zwar sowohl auf der Grundlage der gezahlten Immatrikulationsgebühr (z. B. pauperes), als auch auf der Basis der lokalen Überlieferung. Am Ende steht die Frage nach der konkreten „Verwertbarkeit“ von Bildung im Hinblick auf den Arbeitsmarkt (Stichwort „Karrieren“) und, damit zusammenhängend, nach den Auswirkungen des Studiums auf den sozialen Status der Hochschulbesucher. Mit dieser Arbeit wird erstmalig der Blick über die Schule am Ort hinaus auf Universitätsbesuch und spätere Karriere gelenkt und damit die Brücke von hauptsächlich institutionengeschichtlichen hinüber zu bildungssozialgeschichtlichen Fragestellungen geschlagen. Durch die ausgiebige Berücksichtigung der Auswirkungen von katholischer Reform und katholischer Konfessionalisierung verläßt die Studie den üblichen Rahmen lokal- und regionalgeschichtlicher Untersuchungen zur Schulgeschichte und ordnet die Entwicklung im Bildungswesen im Hochstift Eichstätt in den Kontext überregionaler Entwicklungen dieser Epoche ein.