Die Tagebucheintragungen Ludwig Vinckes zwischen dem Herbst des Jahres 1800 und dem Herbst des Jahres 1803 sind bestimmt durch die traumatische Erfahrung seiner gescheiterten Beziehung zu Malchen Hass, nun verehelichte von Rohr. Gewerblich motivierte Inspektionsreisen in die Grafschaft Mark und das Herzogtum Berg sollten dazu verhelfen, die Krise zu überwinden. Hierzu diente auch seine Beauftragung durch den preußischen Staat, Merino Schafe in Spanien zu kaufen, die man für die Veredelung der eigenen Wollzucht benötigte. Auf seiner nach dem Englandaufenthalt zweiten großen Auslandreise erlebte er in Paris das Abebben der Revolutionsbegeisterung und den Aufstieg Napoleons, dessen Alleinherrschaftsanspruch er genau erspürte. Die Kaufverhandlungen in Spanien und die anschließende private Reise durch die iberische Halbinsel entwickelten sich zu einer der kritischsten Analysen der dortigen politischen und sozialen Verhältnisse im ausgehenden Ancien Régime. Der Erfolg der Ankaufsverhandlungen und der geglückte Seetransport der Herde verstärkten in den Berliner Ministerien die Auffassung, dass Ludwig Vincke für höhere Aufgaben geeignet war. Zurückgekehrt nach Hausberge und Minden wurden die letzten Monate seiner dortigen Amtstätigkeit überschattet durch eine unerwiderte Liebe zu einer Quernheimer Stiftsdame. Seine Berufung zum Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich halfen ihm, auch diese Krise zu überwinden. Seine nur kurze amtliche Tätigkeit in Ostfriesland wird er einige Jahre später als die bisher glücklichsten Jahre seines Lebens bezeichnen.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Die Tagebuchaufzeichnungen Jahre 1810 bis 1813 beinhalten die einzigen Jahre in Ludwig Vinckes Leben in denen er als Privatmann wirtschaftete. Er erfüllte sich einen seiner Lebenswünsche, als Landwirt und Familienvater tätig werden zu können. Die Ehe mit Eleonore von Syberg ermöglichte ihm, das Gut Ickern bei Castrop pachten zu können. Die unterschiedlichen Erwartungen der beiden Neuvermählten an das Eheleben führten indessen früh zu Reibungen. Als Landwirt hatte Vincke sich mit den Agrarreformen des Großherzogtums Berg auseinander zu setzten. Dem Umwandlungsprozess der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse in landwirtschaftliches Eigen Gut begegnete Vincke mit unerwarteter Resistenz. Er gehörte zu den aktiven Gegnern der Reformbürokratie. Politisch fand er sich indessen mit der neuen napoleonischen Landesherrschaft ab. Er wurde ein zwar inaktiver aber loyaler Bürger des Großherzogtums. Die verbreitete Ansicht, Vincke habe in dieser Zeit insgeheim die Insurrektion vorbereitet erweist sich als Geschichtslegende. Auch seine vielzitierte „Verhaftung“ 1813 widersprach dem nicht. Vincke fühlte sich völlig zu Recht unschuldig verfolgt. Dennoch sind die Jahre zwischen 1810 und 1813 von einem schwelenden Konflikt geprägt. Seinem ursprünglichen Lebensziel, sich im öffentlichen Dienst dem Gemeinwohl zu verpflichten stand der Rückzug ins Privatleben entgegen. Bereits sein Demissionsgesuch 1810 stand unter diesem Zwiespalt. Das Jahr 1813 brachte die Umkehr. Vinckes Entscheidung zur Rückkehr in den preußischen Staatsdienst nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde von Skrupeln geprägt. Der Schritt, der ihn in seiner weiteren Laufbahn zu einem Mythos eines regionalen Beamten werden ließ, wurde von Zweifeln und Unwägbarkeiten geprägt.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Der Internist, Tierarzt und Landwirt Dr. Dr. Horst Conrad (geb. 1932) war Leitender Oberarzt der Inneren Medizin im Krankenhaus Landsberg am Lech.
Er verbrachte eine romantische Kindheit in einem Bauerndorf in Niederschlesien. Neben dem Alltag schildert er seine Erlebnisse mit den Tieren des Bauernhofs und macht die Zeitgeschichte mit zahlreichen Anekdoten lebendig.
Die tragischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs gaben seinem Leben eine ernste Wendung. Seine Großfamilie musste fliehen und verlor neben allem Hab und Gut auch die geliebte Heimat.
Was bewog ihn in der Folge dazu, drei Berufsausbildungen abzuschließen und zweimal zu promovieren? Wie fand er seinen Lebensweg als mittelloser Flüchtling, von den Eltern getrennt, bis zum hingebungsvollen Arzt?
Horst Conrad beschreibt einfühlsam, was ihn prägte und wie er seine Berufung zum Beruf machen konnte.
Aktualisiert: 2022-05-05
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Westfalen gilt als ausgeprägte Adelsregion, in der nicht nur die standesherrlichen Familien und der katholische Stiftsadel, sondern auch der protestantische und der preußische Beamtenadel sowie die aus der städtischen Geschäftswelt aufgestiegene geadelte Oberschicht aufeinandertrafen. Die Verlustbilanz dieser Adeligen fiel nach der Auflösung der ständischen Gesellschaft um 1800 keineswegs einheitlich aus. Gemeinsam war ihnen aber das Bestreben, den Stand im einsetzenden Elitenwandel zu behaupten. Dabei war die Abwehrhaltung gegen egalitäre Tendenzen in der modernen Gesellschaft vor allem am Besitz von Grund und Boden ausgerichtet. Diese Resistenz prägte sich in den wechselnden politischen Systemen unterschiedlich aus, wobei ständisches Beharrungsvermögen und zunehmende Demokratisierung immer häufiger kollidierten.
Horst Conrad zeichnet den langen Abschied des Adels von Macht und Privilegien in seinen einzelnen Etappen nach und gibt Einblicke in die sozialen Mechanismen und die besondere Mentalität des regionalen Adels.
Aktualisiert: 2021-09-15
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Westfalen gilt als ausgeprägte Adelsregion, in der nicht nur die standesherrlichen Familien und der katholische Stiftsadel, sondern auch der protestantische und der preußische Beamtenadel sowie die aus der städtischen Geschäftswelt aufgestiegene geadelte Oberschicht aufeinandertrafen. Die Verlustbilanz dieser Adeligen fiel nach der Auflösung der ständischen Gesellschaft um 1800 keineswegs einheitlich aus. Gemeinsam war ihnen aber das Bestreben, den Stand im einsetzenden Elitenwandel zu behaupten. Dabei war die Abwehrhaltung gegen egalitäre Tendenzen in der modernen Gesellschaft vor allem am Besitz von Grund und Boden ausgerichtet. Diese Resistenz prägte sich in den wechselnden politischen Systemen unterschiedlich aus, wobei ständisches Beharrungsvermögen und zunehmende Demokratisierung immer häufiger kollidierten.
Horst Conrad zeichnet den langen Abschied des Adels von Macht und Privilegien in seinen einzelnen Etappen nach und gibt Einblicke in die sozialen Mechanismen und die besondere Mentalität des regionalen Adels.
Aktualisiert: 2021-11-11
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Das vorliegende Tagebuch umfasst die Lebensphase des 19. bis 26jährigen Ludwig von Vincke. Es gewährt Einblicke in seine Erlanger und Göttinger Studentenzeit. In Erlangen kommt es zu ständigen Kontroversen mit den strikten Anhängern der Französischen Revolution unter den Kommilitonen. Vinckes anfängliche Begeisterung für die Revolution ist sichtlich abgekühlt und verstärkt sein monarchisches Denken. Der spätere Vincke als erklärter Verfechter der Reformmonarchie wird hierbei sichtbar. In seiner Studentenzeit lernt Vincke viele Persönlichkeiten kennen, die den preußischen Reformprozess im Vormärz bestimmen werden. Zugleich wird seine enge Verbundenheit mit dem preußischen Westfalen erkennbar für das er jugendliche Zukunftsvisionen entwirft.
Vincke unternimmt in dieser Zeit seine ersten großen Auslandsreisen nach Österreich-Ungarn und nach England. Die Reisen werden zu einem Beleg für den Paradigmawechsel in der Reiseliteratur am Ende des 18ten Jahrhunderts. Die sozialen Zustände und die technischen Neuerungen erwecken immer mehr die Wissbegier. Die Reisen schulen Vinckes Gespür für die Sozialfürsorge im Armen-, Behinderten,- und Strafvollzugsbereich. Zugleich spürbar ist sein Interesse für den technologischen Fortschritt, insbesondere im agrarischen Bereich. Das Tagebuch weist auch ein umfassendes Interesse an der Botanik und Geologie nach.
Vinckes Eintritt in das Berufsleben als Referendar der Kurmärkischen Kammer in Berlin im Juli 1795 vertieft diese Einblicke. Vor allem profiliert er sich als Experte in der Schafzucht und der Wollverarbeitung, einem Führungssektor der Frühindustrialisierung.
Vinckes Tätigkeit als Landrat in Minden ab 1799 führt indessen zur Desillusionierung. Das Amt bietet ihm nicht die freie Entfaltungsmöglichkeit in einem lokalen Rahmen, die er sich von seinem Lebenstraum erhofft hatte. Überschattet wird die Tätigkeit durch Vinckes illusionäre Liebes- und Heiratserwartungen. Weite Teile der Aufzeichnungen seiner Bemühungen um Marianne von Cronenberg und vor allem um Amalie Hass lassen die Erwartungshaltung an ein vollkommenes Beziehungsglück erkennen. Hier erweist sich Vincke noch als Zeitgenosse der Epoche der Empfindsamkeit. Ersichtlich wird dabei auch seine strikte Achtung der väterlichen Autorität.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Der Untergang des Erzbistums Köln führte zur Neuordnung politischer Herrschaft und löste im Herzogtum Westfalen sowohl unter hessischer als auch unter preußischer Herrschaft verwaltungsorganisatorische Prozesse größten Ausmaßes aus. Die Säkularisation von insgesamt 24 geistlichen Institutionen führte zu einer enormen Vermögens- und Eigentumsumschichtung und zum Verlust vieler Kunstschätze.
Aktualisiert: 2020-12-08
Autor:
Günther Becker,
Horst Conrad,
Günter Cronau,
Heinrich J Deisting,
Norbert Föckeler,
Bernd Follmann,
Wolfgang Glüber,
Michael Gosmann,
P Michael Hermes,
Otto Höffer,
Peter M Kleine,
Harm Klueting,
Reinhard Köhne,
Dietmar Lange,
Gerhard Lohage,
Wolfgang Maron,
Heinz Pardun,
Harald Polenz,
Rico Quaschny,
Ingrid Reissland,
Erika Richter,
Gerd Schäfer,
Michael Schmitt,
Jürgen Schulte-Hobein,
Bernward Selter,
Friedhelm Sommer,
Johannes Stemmer,
Silvia Uhlemann,
Hans J Vogel,
Manfred Wolf
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