Eine Studie zur Aktualität einer alten Fabel: die Geschichte der Heimkehr, wie sie das 19. Jahrhundert erzählt.
Ein Fremder steht vor der Tür und gibt sich als ein seit Langem verschollenes Familienmitglied zu erkennen. Wo er die Jahre verbracht hat, ist kaum zu erfahren. In der Welt der Daheimgebliebenen kommt er nicht mehr zurecht. Diese spannungsvolle Konstellation bildet, bisher nicht systematisch bearbeitet, einen häufigen Erzählanlass in der Literatur des deutschsprachigen Realismus. Sie wirft so ein Schlaglicht auf eine Epoche der Massenauswanderung aus Europa, die jedoch nicht nur in eine Richtung verlief, sondern auch das Problem des sozial ortlos gewordenen Remigranten mit sich brachte.
Während sich die jüngere Realismus-Forschung vor allem auf Prozesse der kolonialen Expansion konzentrierte, lenkt Eva Eßlingers Buch den Blick zurück auf das Heimatgeschehen. Die Figur des Heimkehrers hat eine lange, in die Antike zurückreichende literarische Tradition. Anders aber als Odysseus und der biblische verlorene Sohn finden die Weitgereisten des 19. Jahrhunderts nicht mehr in die Welt ihrer Herkunft zurück. Als Literaturprogramm der Moderne erzählt die Heimkehr von Sprachverlust, unüberwindlicher Fremdheit und persönlichem Scheitern.
Aktualisiert: 2023-03-29
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Eine Studie zur Aktualität einer alten Fabel: die Geschichte der Heimkehr, wie sie das 19. Jahrhundert erzählt.
Ein Fremder steht vor der Tür und gibt sich als ein seit Langem verschollenes Familienmitglied zu erkennen. Wo er die Jahre verbracht hat, ist kaum zu erfahren. In der Welt der Daheimgebliebenen kommt er nicht mehr zurecht. Diese spannungsvolle Konstellation bildet, bisher nicht systematisch bearbeitet, einen häufigen Erzählanlass in der Literatur des deutschsprachigen Realismus. Sie wirft so ein Schlaglicht auf eine Epoche der Massenauswanderung aus Europa, die jedoch nicht nur in eine Richtung verlief, sondern auch das Problem des sozial ortlos gewordenen Remigranten mit sich brachte.
Während sich die jüngere Realismus-Forschung vor allem auf Prozesse der kolonialen Expansion konzentrierte, lenkt Eva Eßlingers Buch den Blick zurück auf das Heimatgeschehen. Die Figur des Heimkehrers hat eine lange, in die Antike zurückreichende literarische Tradition. Anders aber als Odysseus und der biblische verlorene Sohn finden die Weitgereisten des 19. Jahrhunderts nicht mehr in die Welt ihrer Herkunft zurück. Als Literaturprogramm der Moderne erzählt die Heimkehr von Sprachverlust, unüberwindlicher Fremdheit und persönlichem Scheitern.
Aktualisiert: 2023-03-29
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In der entzauberten Welt der Moderne herrscht bekanntlich die Prosa. Nicht nur Hegel versieht diese Diagnose der zur Prosa geordneten Wirklichkeit mit einer chromatischen Pointe: Er assoziiert die Prosa der Philosophie als eine moderne Form des Wissens mit der Farbe Grau und hebt sie ab von der farbenfrohen Welt der Dichtung, der Poesie. Ausgehend von Hegel und anderen Theoretikern des Romans, der Bildenden Kunst sowie der Fotografie widmen sich die Beiträge des Sammelbandes den Farbsemantiken literarischer und nichtliterarischer Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. In konkreten Einzelanalysen geben sie Antwort auf die Frage, in welchen Farben moderne Erzähl- und Bildmedien auf die Prosaisierung der Welt reagieren. Ob grün oder grau, grell oder dumpf, bläulich schimmernd oder aschfahl: In ihren Farbspielen reflektiert die Kunst nicht nur ihr Verhältnis zur Wirklichkeit, sondern immer auch ihre eigene prosaische Verfasstheit.
Aktualisiert: 2023-04-04
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Die Familie hat sich als eine unerwartet stabile Institution erwiesen - trotz oder gerade wegen der Abgesänge, die regelmäßig auf sie angestimmt werden
Diese Fortdauer beruht weniger auf einem durch Eltern- und Kinderliebe geprägten Innenleben als auf einem unablässigen Grenzverkehr, der zwischen der Familie und ihrer Außenwelt vermittelt. Er reguliert, welche Positionen und Dynamiken aus der Familie aus- und welche in sie einzuschließen sind. Und mit einem Mal zeigt sich, dass sich gerade an der Grenze zum Reich der Familie viele höchst unterschiedliche Fragen stellen: Um was für eine Art Beziehung handelt es sich bei der Ehe, wenn sie als bürgerlicher Vertrag verstanden wird? Wie verhält sich die Zeitlichkeit von Fortpflanzung und Sexualität zur erträumten Statik zeitloser Familienidyllen? Wie lässt sich das Dienstpersonal aus dem intimen Zirkel en famille ausschließen? Welche Veränderungen sind zu erwarten, wenn die Seitenverwandten
- die Onkel, Tanten, Cousinen und Schwäger - der Familie ökonomisch assistieren? Und wie kann die Ehe ohne religiöse Sanktion gesellschaftliche Ordnung stiften? Lässt sich moderne Kindheit ohne den Schutzraum der bürgerlichen Kleinfamilie denken? Und last but not least: Welche Traumstoffe und Bilder werden in den Innenraum der Familie importiert und wie werden sie unter der Hand bereinigt?
Um das eigentümliche Überleben der Familie zu verstehen, muss man die Konstellationen untersuchen, in denen gerade Fragen nach den Grenzbedingungen der Familie virulent werden. Das tun die Autorinnen und Autoren dieses gemeinsam geschriebenen Buchs, indem sie die Familie in ihren historischen Formationen von der Ausbildung im 18. Jahrhundert bis hinein ins 20. Jahrhundert in den Blick nehmen. Dabei befragen sie literarische, sozialreformerische und medizinische Texte ebenso wie aufklärerische und rechtshistorische Abhandlungen.
Aktualisiert: 2019-10-16
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In der entzauberten Welt der Moderne herrscht bekanntlich die Prosa. Nicht nur Hegel versieht diese Diagnose der zur Prosa geordneten Wirklichkeit mit einer chromatischen Pointe: Er assoziiert die Prosa der Philosophie als eine moderne Form des Wissens mit der Farbe Grau und hebt sie ab von der farbenfrohen Welt der Dichtung, der Poesie. Ausgehend von Hegel und anderen Theoretikern des Romans, der Bildenden Kunst sowie der Fotografie widmen sich die Beiträge des Sammelbandes den Farbsemantiken literarischer und nichtliterarischer Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. In konkreten Einzelanalysen geben sie Antwort auf die Frage, in welchen Farben moderne Erzähl- und Bildmedien auf die Prosaisierung der Welt reagieren. Ob grün oder grau, grell oder dumpf, bläulich schimmernd oder aschfahl: In ihren Farbspielen reflektiert die Kunst nicht nur ihr Verhältnis zur Wirklichkeit, sondern immer auch ihre eigene prosaische Verfasstheit.
Aktualisiert: 2020-04-27
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Die prekäre Existenz weiblicher Hausangestellter in Küchen, Kinderzimmern und Ehebetten hat eine Vorgeschichte, die so alt ist wie die Geschichte des modernen Romans.Mit Richardsons Erfolgsroman Pamela (1740) betritt eine Figur, die bis dahin eine Randexistenz in der Komödie zu fristen hatte, die Bühne des modernen Romans: das Dienstmädchen. Ihre Karriere führt sie durch alle Gesellschaftsschichten und literarischen Gattungen. Man begegnet ihr als soziale Aufsteigerin bei Richardson, als gepeinigte Unschuld bei de Sade, frömmelnde Alte und »einfaches Herz« bei Flaubert, hysterische Magd, schließlich als Ehemonster bei Elias Canetti - bevor sie in der Angestelltenwelt des modernen Films untergeht. Über zweihundert Jahre ist sie die Verkörperung einer bis heute unaufgelösten Paradoxie: nämlich dass die Welt der bürgerlichen Familie sich zu einem intimen Binnenraum schließt, strukturell aber von der Dauerpräsenz familienfremder Personen abhängig bleibt. Das Buch analysiert den bürgerlichen Familiendiskurs von seinen Rändern und Ausgrenzungen her - in prominenter Weise bei Sigmund Freud, dessen Fallstudien vielfach von weiblichen Dienstboten handeln, die im Vater-Mutter-Kind-Mythos der Psychoanalyse keinen Platz finden.
Aktualisiert: 2023-04-24
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Aktualisiert: 2023-03-28
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