Im Jahr 2020 jährte sich die demokratische Reorganisation der Karl-Franzens-Universität Graz nach den Jahren des Nationalsozialismus, die mit der Vertreibung von oppositionellen und jüdischen WissenschafterInnen ebenso wie der ideologischen Gleichschaltung großer Teile der Professorenschaft einen akademischen und moralischen Niedergang brachten, zum 75. Mal. Doch während in Bezug auf die Republik Österreich und die österreichische Gesellschaft Fragen nach dem Bruch mit dem Nationalsozialismus oder der Kontinuität zum Nationalsozialismus ebenso wie der Bewertung des 8. Mai 1945 als der „Stunde Null“ kontrovers diskutiert werden bzw. wurden, blieb eine diesbezügliche Debatte innerhalb der Universität weitgehend aus. Ein Forschungsprojekt hat diese Lücke nun geschlossen und sich mit der personellen und institutionellen Neubegründung bzw. den Kontinuitäten ebenso wie mit der (Re-)Etablierung demokratischer Strukturen, die sich letztlich auch in den vermittelten Inhalten der Lehre widerspiegeln, beschäftigt. Zudem werden in diesem Band die Maßnahmen der Entnazifizierung und des Neubeginns 1945 an den einzelnen österreichischen Universitäten und Hochschulen vorgestellt.
Aktualisiert: 2022-11-17
Autor:
Paulus Ebner,
Johannes Feichtinger,
Ina Friedmann,
Georg Gänser,
Heimo Halbrainer,
Andreas Huber,
Marco Jandl,
Anna Klieber,
Sandra Klos,
Thomas Knapp,
Johannes Koll,
Susanne Korbel,
Ilse Korotin,
Andrea Kreditsch,
Gerald Lamprecht,
Markus Helmut Lenhart,
Julia Mair,
Walter Manoschek,
Gunnar Mertz,
Juliane Mikoletzky,
Hans Pfefferle,
Roman Pfefferle,
Lisa Rettl,
Dirk Rupnow,
Bernhard Thonhofer,
Hans-Peter Weingand,
Alexandra Wieser
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Fallbeispiele zur Thematik aus nationaler und internationaler Perspektive.
Der Band bietet einen Überblick über den Stand der NSForschung in der Musikwissenschaft im deutschsprachigen Raum. 1963 gegründet, ist die Grazer Kunstuniversität eine vergleichsweise junge Institution. Allerdings hatten einflussreiche Entscheidungsträger sowie zahlreiche Angehörige der Grazer Musikakademie und ihrer Vorgängerinstitution des Steiermärkischen Landeskonservatoriums auch bedeutende Positionen im NSMusikausbildungssystem inne.
Der Band möchte zu einer tiefergehenden Reflexion und weiterer Erforschung dieses dunklen Kapitels der Geschichte anregen und eine kritische Selbstreflexion in Gang bringen, die auf die Zukunft abzielt und der Verantwortung der Universitäten für gesellschaftliche Erinnerungskultur und Entwicklung von Leitbildern Rechnung trägt.
Mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung beleuchten die einzelnen Bände der Reihe FOKUS MUSIK Schnittpunkte von Wissenschaft und Kunst, von Forschung und (re)produktiver Musikausübung.
Aktualisiert: 2021-09-23
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Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden politisch und ‚rassisch‘ verfolgte BürgerInnen und Institutionen ihrer Besitztümer beraubt oder mussten diese fluchtbedingt zurücklassen. Darunter befanden sich nicht nur wertvolle Kunstobjekte, sondern auch Bücher und sogar ganze Bibliotheken, die auf verschiedenen Wegen – einerseits über die Gestapo, Oberfinanzprokuratur und so genannte ‚Judenauktionen‘, andererseits über Dublettentausch, ‚Geschenke‘ und Antiquariate – an öffentliche Bibliotheken gelangt sind und bis heute gelangen können.
Ziel der bibliothekarischen Provenienzforschung ist es, verfolgungsbedingt entzogenes Buchgut aus der Zeit des Nationalsozialismus ausfindig zu machen, zu dokumentieren und, wo dies möglich ist, an die Nachfahren der Enteigneten zurückzugeben.
Solange Bücher aus zweiter Hand in Umlauf sind, ist diese Arbeit niemals abgeschlossen. Doch viele bibliothekarische NS-Provenienzforschungsprojekte sind zeitlich begrenzt, so dass sich die Frage stellt, was von den sorgsam zusammengetragenen Ergebnissen übrig bleibt.
Im vorliegenden Band wird der Frage nachgegangen, wie die gewonnenen Erkenntnisse optimal bewahrt, zugänglich gehalten und verwertet werden können. Die Beiträge spannen dabei einen weiten Bogen vom Erinnerungsdiskurs über die Rekonstruktion von Sammlungen bis hin zu den technischen Dokumentations- und Recherchemöglichkeiten.
Aktualisiert: 2020-01-07
Autor:
Stefan Alker-Windbichler,
Maria Christidis,
Sebastian Finsterwalder,
Murray G. Hall,
Roswitha Hammer,
Gabriele Koiner,
Sabine Krämer,
Gerald Lamprecht,
Markus Helmut Lenhart,
Ringo Narewski,
Peter Scherrer,
Pia Schölnberger,
Birgit Scholz,
Markus Stumpf,
Rob J. M. Tausk,
Regina Zodl
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Im 19. Jahrhundert löste das Konzept der Nation in zunehmendem Maße die Religion als Identifikationsmodell ab. Dadurch sahen sich jene Gemeinschaften, die die Definitionskriterien dieses Begriffes (scheinbar) nicht erfüllten, vor das Problem gestellt, ein eigenes Bild von sich zu entwerfen. Die Lösungsstrategien waren genauso vielfältig wie die Themenbereiche, die davon berührt wurden. So wurden auch die Kunsttheorie und Kunstpraxis von der einsetzenden Diskussion voll erfasst. Ein besonders spannendes Kapitel ist der innerjüdische Diskurs um eine jüdisch-nationale Kunst von seinen Anfängen um 1900 bis in die späten 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Bogen spannt sich von David Kaufmanns Beitrag zur Haggada von Sarajevo über Martin Bubers Schriften bis hin zu den Künstlern der Kultur-Lige. Deren Illustrationen jiddischer Bücher stellten schließlich den Versuch dar, den theoretischen Diskurs in die künstlerische Praxis zu überführen. Dreh- und Angelpunkt war die Frage, was jüdische Kunst eigentlich sei. Die Antworten, die Kunsthistoriker, Politiker und Künstler, teils miteinander, teils gegeneinander, hierfür gefunden haben, entstanden im engen Wechselspiel mit den gesellschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit.
Der Autor:
Markus Helmut Lenhart, Mag. Dr., Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Religionswissenschaften und Pharmazie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 2006 Lehrbeauftragter am Institut für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit November 2008 Institutslektor am Österreichzentrum der Hebräischen Universität Jerusalem.
Aktualisiert: 2020-05-01
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