Auf der Suche nach dem Kern des Naturrechts
Ein Vergleich der schwachen säkularen Naturrechtslehren Radbruchs, Coings, Harts, Welzels und Fullers ab 1945
Arndt Künnecke
Hat das Gedankengut der sog. Naturrechtsrenaissance der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte des vorigen Jahrhunderts noch irgendeinen Bezug zur Gegenwart oder ist es allenfalls von historischem Interesse? Dieser Frage geht der Autor anhand eines Vergleichs der schwachen säkularen Naturrechtslehren Gustav Radbruchs, Helmut Coings, Herbert L. A. Harts, Hans Welzels und Lon L. Fullers zwischen 1945 und dem Ende der sechziger Jahre nach. Nach einer Einführung in den historischen Kontext sowie einer ausführlichen Darstellung der einzelnen Naturrechtslehren werden diese im Hauptteil des Buches unter verschiedenen Aspekten miteinander verglichen. Denn erst ein Vergleich mit anderen Naturrechtslehren ermöglicht es, die Besonderheiten der einzelnen Konzepte herauszustellen. Mit dem US-Amerikaner Fuller wird dabei auch ein in Deutschland bisher zu Unrecht wenig beachteter Naturrechtsvertreter erstmals in deutscher Sprache ausführlich gewürdigt. Im Anschluss an diesen Vergleich schlägt der Autor den Bogen von der Nachkriegszeit zur Gegenwart: So wenig wie die Naturrechtsrenaissance ausschließlich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stattfinden konnte, erschöpft sich die Anwendbarkeit ihrer Naturrechtslehren in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Z. B. berief sich der Bundesgerichtshof in seinen Urteilen zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts ausdrücklich auf die Radbruchsche Formel. Von dieser Wiederbelebung des Naturrechts ausgehend, untersucht der Autor, ob es neben der Radbruchchen Formel auch andere Naturrechtslehren der Nachkriegszeit gibt, die zur Behandlung ähnlicher Problemfälle in der Gegenwart geeignet sind. Abschließend gibt er – unter Anknüpfung an überzeugende Inhalte der verglichenen schwachen säkularen Naturrechtslehren – Denkanstöße für eine Fortführung der Naturrechtsdiskussion in der Gegenwart.