Bin ich nicht selber schon Flucht?
Deutschsprachige Lyriker aus Südosteuropa in Israel. Ein Lesebuch
Ulrich van Loyen
„Bin ich nicht selber schon am Abgrund? Bin ich nicht selber schon Flucht?“, fragt ein früher Vers des aus Pressburg stammenden Tuvia Rübner, der 1941 ins britische Mandatsgebiet Palästina einwanderte und zu einem der wichtigsten Lyriker Israels wurde. Der Vers verdichtet den der deutschsprachigen Romantik eigentümlichen Topos der Heimatlosigkeit und des Drangs, vom Ursprung weggehend den Ursprung neu sich anzueignen. Das vorliegende Buch geht diesem Motiv anhand der Lebensläufe und lyrischen Stimmen einiger mitteleuropäischer Autoren in Israel nach, sucht nach ihrem Bild von Herkunft und Zukunft und lässt nicht zuletzt das Porträt ihres Landes aufscheinen, das als uneingelöstes, ja uneinlösbares Versprechen gelten darf. So bildet Israel als poetischer Entwurf die Mitte der hier versammelten Texte sowie der einleitenden literarischen Reportage. Mit Texten von Dan Pagis, Tuvia Rübner, Ilana Shmueli, Manfred Winkler und Else Keren und einem Vorwort von Ulrich van Loyen.