Clemens Brentano: Sämtliche Werke und Briefe / Prosa III,2: Italienische Märchen II: Gockel und Hinkel/ Gockel, Hinkel und Gackeleia
Historisch-kritische Ausgabe / Text
Anne Bohnenkamp-Renken, Ulrich Breuer, Ulrike Landfester, Christoph Perels, Hartwig Schultz, Christof Wingertszahn
Das Märchen von der Familie des Raugrafen Gockel von Hanau, seiner Frau Hinkel Gräfin von Hennegau und ihrer Tochter Komtess Gackeleia gehört zu den schönsten Kleinoden des romantischen Kunstmärchenschatzes. Die handschriftliche Urfassung verfasste Clemens Brentano 1816 nach einer Vorlage aus Giambattista Basiles Pentamerone. Später überarbeitete und erweiterte er sein Werk, das schließlich 1838 mit einem Umfang von über 300 Seiten im Druck erschien. An der Oberfläche ist der Text eine bunte Mischung aus überschäumenden Wortspielen, so rührenden wie grotesken Handlungselementen und phantasievollen Märchenfiguren. In der Tiefendimension aber handelt es sich um ein bis ins Detail durchkonstruiertes, hochkomplexes Kunstwerk, das von dem reichen Wissen des unermüdlichen Lesers Brentano ebenso durchtränkt ist wie von seinen zeitgeschichtlichen Eindrücken und lebensweltlichen Erfahrungen: Emilie Linder und die Brüder Grimm, Ritterromane und Zeitungsenten, die Bankiers-Familie Rothschild und die Salinen von Bad Orb, das napoleonische Frankreich und das mythische Ländchen Vaduz finden sich in dieser Dichtung, deren Reiz nicht zuletzt in der Leidenschaft liegt, mit der ihr Verfasser darin um die Identifikation von Poesie und Religion ringt.