Das Beginenwesen in Deutschland
Studien und Katalog
Frank-Michael Reichstein
Die mittelalterlichen Beginen gehören zu den äußerst kontrovers diskutierten Phänomenen der Frauengeschichte. Ihre ungewöhnliche Lebensart zwischen Kloster und Welt veranlasste schon vor zwei Jahrhunderten Historiker zur Veröffentlichung zahlreicher lokaler Darstellungen in heute nahezu unzugänglichen Vereinszeitschriften.
Seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Beschäftigung mit der Geschichte dieser semireligiösen Frauen zunehmend zur Domäne feministischer Frauenforschung. Durch Ideologisierungen und Quellenferne entstand teilweise ein völlig überpointiertes Bild der Beginen als Reformerinnen und Revolutionärinnen.
Mit dieser Studie wird erstmalig eine Monographie zum deutschen Beginenwesen mit einer Regesten- und Hausregelsammlung für Beginen in 672 Ortschaften erstellt, um neue Grundlagen für eine sachliche Betrachtung zu schaffen. Das Beginenwesen verkörperte keine Bewegung mit selbständigen Zielen. Keineswegs galten Beginengemeinschaften grundsätzlich als häresieverdächtige Randgruppe, sondern ordneten sich den allgemeinen Zielen der im 13. Jahrhundert verstärkt auftretenden Bußbewegung unter.