Das politische Leben eines Ritterspiels
Die Sinjska alka als Vehikel politischer Legitimation im 20. Jahrhundert
Boris Stamenic
Die Sinjska alka ist ein kostümiertes Fest in der dalmatinischen Kleinstadt Sinj, dessen Hauptattraktion ein Turnier im Ringreiten darstellt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nutzten Kaiser, Könige und Staatspräsidenten diese Aufführungen als Bühne ihrer Herrschaftsinszenierung. Ritualteilnehmer wiederum beteiligten sich in ihrer Kostümierung als Lanzenreiter an politischen Kundgebungen. Wenngleich die Sinjska alka für Sinj eine große traditionelle und soziale Bedeutung hat, so begründet dies noch nicht die weitreichende politische Dimension des Festes.
Boris Stamenić untersucht, wie sich die Sinjska alka im 20. Jahrhundert über alle Herrschaftsdiskontinuitäten und ideologischen Umbrüche hinweg als Vehikel der Regierungslegitimation behaupten konnte. Dazu fokussiert er die umbruchsbegleitenden Aneignungen, Umdeutungen und Adaptionen des dalmatinischen Festes als ein wichtiges Element der Regionalgeschichte. Die analytische und interpretatorische Verknüpfung der Mikrohistorie und Makrostrukturen ermöglicht dabei einen interessanten Einblick in das politische Leben eines Ritterspiels, das die Geschichte Dalmatiens im 20. Jahrhundert aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel beleuchtet.