Denkfigur Rhythmus
Probleme und Potenziale des Rhythmusbegriffs in den Künsten
Boris Roman Gibhardt
In jüngeren geisteswissenschaftlichen Debatten hat der Rhythmusbegriff eine neue Aufmerksamkeit erfahren; dabei wurden und werden oft historische Konzeptionen der Rede von Rhythmen herangezogen, um zu einem für heutige Fragen anschließbaren Rhythmusbegriff zu gelangen. Ob sich auf diese Weise ein tragfähiges Konzept der Rede von Rhythmen, gerade für die Analyse von Zeit und Darstellung in Text- und Bildkünsten, gewinnen lässt, dürfte aber nicht gesichert sein. Denn in den historischen Verwendungen des Rhythmus-Begriffs vor allem um 1900 wurden zwar immer wieder grundsätzliche Muster der zeitlichen, räumlichen oder körperlichen Wahrnehmung verhandelt, zugleich aber sperren sich diese Konzeptionen auf bemerkenswerte Weise dagegen, in einen systematischen Begriff zu münden. Von dieser Spannung ausgehend, unternimmt es der Band, das bislang eher unhinterfragte Verhältnis zwischen historischem und systematischem Interesse am Rhythmusbegriff zu beleuchten und zu problematisieren. Anstatt nach einer Auflösung des historischen und systematischen Blickwinkels zu streben, macht der Band die Spannung beider Perspektiven offen sichtbar und erprobt auf diese Weise einen eigenen Zugang zur Rede von Rhythmen.