Der Blaue Reiter. Journal für Philosophie / Heimat
Klaus Giel, Otto P Obermeier, Siegfried Reusch, Burghart Schmidt, Luzia Simons, Christoph Türcke
Heimat wurde und wird bis zur Unkenntlichkeit verklärt und verkitscht, von den unterschiedlichsten Ideologien stilisiert, benutzt und missbraucht. Mythologisch aufgeladene, sentimentale Erinnerung gehört ebenso zum Begriffsfeld Heimat wie banale geografische Ortsbestimmung. Das, was mit Heimat gemeint ist, schwingt zwischen intim Persönlichem und Weltpolitik, ist Anspruch auf Zugehörigkeit wie Fluchtpunkt und Anlass zum Aufbruch. Heimat ist Projektionsfläche der unterschiedlichsten Sehnsüchte – vor allem der nach einer heilen Welt; sie kann Geborgenheit vermitteln, aber auch als Gefängnis empfunden werden, ist Antrieb zur Bewahrung des Überlieferten wie Triebkraft zur Veränderung. Manch einer gerät in Sonntagsstimmung, wenn er dem Begriff Heimat begegnet, andere würden ihn am liebsten zur Ablage an ein historisches Wörterbuch verweisen. Während die einen an der Enge der Heimat leiden, kranken die anderen am Verlust derselben, werden heimwehkrank – kurz: Heimat ist ein vielschichtiger Begriff.