Der Blutruf (Mt 27,25)
Eine schweizerische Wirkungsgeschichte 1900–1950
Zsolt Keller, Max Kuechler
Heilige Texte sind gefährlich: Ihre Auslegung kann dazu dienen, auch unheilige Ereignisse zu rechtfertigen.Der Ruf der Juden: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!« (Mt 27,25) spielt in der Debatte über den Antijudaismus bis heute eine große Rolle.Keller verortet den Vers in seinem zeitgeschichtlichen Kontext: in der Zeit, als das Christentum aus dem Judentum entstand. Die daher bedingte Polemik des Textes wurde nicht immer mit aufgeklärten Augen betrachtet, sondern erzeugt bis heute judenfeindliche Reaktionen.Texte der Passionsliturgie, Pressenotizen, Interpretationshilfen zum Kriegsgeschehen u.a. werden analysiert und zu Zeugnissen dafür, wie Fehldeutungen von Mt 27,25 und ihre Rezeption das kirchliche Leben und manche schweigend zugestehende Haltung in der Schweiz geprägt haben.