Die Lukasbrüder in Wien
Akademiestudium, Mittelalterrezeption, Maltechnik
Alexander Bastek, Eva Reinkowski-Häfner
Die Aufsätze in diesem Band geben neue Einsichten in die bereits vielmals besprochene Zeit der Lukasbrüder an der Wiener Akademie und die künstlerische Entfaltung der jungen Akademieschüler Johann Friedrich Overbeck, Franz Pforr,
Josef Wintergerst, Ludwig Vogel, Josef Sutter und Konrad Hottinger. Das sind zugleich die Anfänge einer romantischen Malerei, die sich explizit religiösen und patriotischen Themen zuwandte und zwar im Rekurs auf die Malerei der alten Meister, insbesondere Dürers und Raffaels. Es lohnt sich, die ersten Schritte dieser Künstlergruppe noch einmal näher zu betrachten, da ihre Konzepte und Bildideen die Malerei des gesamten 19. Jahrhunderts prägten.
Nicht nur die Wiederentdeckung alter Maltechniken, sondern auch die Beschäftigung mit der Geschichte der Kunst und das gemeinsame Zeichnen machen die Lukasbrüder exemplarisch für das Werden der Romantik. In Wien erprobten die Lukasbrüder Verfahren des kollektiven Arbeitens und der produktiven Auseinandersetzung mit Religion und Geschichte. Michael Thimann macht deutlich, dass die Künstler an der romantischen Wiederentdeckung des Mittelalters partizipierten, wie sie sich auch in den Schriften Friedrich Schlegels offenbart. Erstmals wird nun eingehend untersucht, wie sich diese ideengeschichtliche Wende – die Ablösung vom Klassizismus – auch materiell in der Werkpraxis und Maltechnik der Lukasbrüder niederschlug.
Eva Reinkowski-Häfner konnte im von der DFG geförderten Projekt „Kunsttechnologische Forschungen zur Staffeleimalerei der Nazarener“ nachweisen, dass sich die Orientierung an der Malerei der „alten Maler“ auch auf die Maltechnik und Materialverwendung der jungen Schüler auswirkte, wobei sie bereits in den ersten Anfängen eine künstlerische und maltechnische Individualität ausbildeten.