Die Zeichnungen Federico Baroccis im Martin-von-Wagner-Museum Würzburg
Stefan Kummer, Stephanie Ruhwinkel
Federico Barocci (1535-1612), ein maßgeblicher Wegbereiter des Barock, hinterließ ein umfangreiches graphisches Werk, rund 2000 Blätter, die als Entwürfe zu seinen Gemälden einen aufschlussreichen Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers gestatten.
Mit insgesamt 47 Studien, die mit ihm in Verbindung gebracht werden, besitzt das Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg nach dem Berliner Kupferstichkabinett die größte Sammlung Deutschlands. – Trotzdem existiert bis heute keine das gesamte Konvolut umfassende Untersuchung, so dass es das Anliegen dieser Publikation ist, diese Studien erstmals in Gestalt eines raisonnierenden Bestandskataloges komplett zu erfassen und die noch offenen Zuschreibungsfragen zu erörtern. Neben der Katalogisierung und der kritischen Diskussion des bisherigen Forschungsstandes erfolgt außerdem eine weiterführende Beschäftigung mit der Entwurfstechnik des Künstlers. In einem stilistischen Vergleich zu anderen Zeichnungssammlungen werden Baroccis Entwurfsmethoden, die von ihm in seinen Studien eingesetzten Zeichenmittel (insbesondere farbige Kreiden und Pastelle) sowie die Funktion und der Stil der Studien untersucht.
Auch wenn die Sammlung nur einen kleinen Ausschnitt aus dem zeichnerischen Werk Baroccis zeigt, kann dargestellt werden, dass das Konvolut nahezu jeden für Barocci charakteristischen Zeichnungstyp enthält und somit unter dem Anspruch der kompletten Repräsentierung der unterschiedlichen Zeichentechniken des Künstlers von Martin von Wagner zusammengestellt worden war, der damit die unterschiedlichsten Ausdrucksformen der Entwurfspraxis Baroccis in seiner Sammlung präsentieren konnte.