‚Ein Dilettant des Lebens will ich nicht sein‘
Felix Salten zwischen Zionismus und Jungwiener Moderne
Manfred Dickel
Als einer „der unbekanntesten unter den weltberühmten Schriftstellern“ ist Felix Salten (1869-1945) bezeichnet worden. Er ist der Erfinder von „Bambi“ und der mutmaßliche Autor des Skandalromans „Josephine Mutzenbacher“. In der Literaturgeschichte bekannt geworden aber ist Salten als agiles Mitglied des Dichterkreises um Hofmannsthal und Schnitzler. Daneben erwarb sich Salten als Journalist einflussreiche Reputation. Er war Präsident des PEN-Clubs, ein Weggefährte Theodor Herzls in den Anfangsjahren der zionistischen Bewegung und im Gespräch schließlich als einer seiner Nachfolger. Und dennoch wurde er nach 1933 als Nazisympathisant verdächtigt. Das Misstrauen verfolgte ihn – Höhepunkt eines Lebens von grotesken Spannungen – über seinen Tod im Exil hinaus.
Der vorliegende Text ist auf einen spezifischen Aspekt von Saltens Lebenslauf konzentriert, auf sein Judesein. Diesen „biographischen Raum“ (P. Bourdieu) bedingen historische, ideologische und kommunikative Szenerien, in denen verborgene Konfliktstoffe der kreativen Milieus in „Wien um 1900“ wahrnehmbar werden.