Gesetzgeber als Helden
Figuren der Ermächtigung zwischen Antike und Moderne
Georg Eckart, Sebastian Meurer
Eine Geschichte des Gesetzgebers als Figur der Ermächtigung, als Heldenfigur, von der Antike bis zur Moderne.
Gesetzgeber stellen einen eigenen Heldentypus dar. Insbesondere vom 17. bis zum 19. Jahrhundert haben Figuren von Gesetz- oder Verfassungsgebern in Europa und den Amerikas breite Geltung erlangt: von James Harringtons fiktivem Olphaus Megaletor über verklärte Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika bis hin zu gescheiterten Verfassungsschöpfern der Frankfurter Paulskirche. Ihre Verehrung, mit der eine Zuweisung von Ermächtigungen verbunden war, erwuchs auf der Basis eines präfigurativen Kanons. Antike Gestalten wie Lykurg und Solon, aber auch der biblische Moses, selbst Konfuzius dienten als Vorbilder. Solche idealisierten Alleinherrscher zeichneten sich durch geradezu übermenschliche Tugendzuschreibungen aus. Immerhin mussten sich die heroisierten Gesetzgeber als besonderer Vollmachten würdig erweisen – um diese nach vollbrachter Tat zugunsten des Gemeinwohls aus freien Stücken wieder aufzugeben. So trat der Gesetzgeber oftmals als anti-tyrannischer Held des Verzichts auf, der sich selbst nach Inkrafttreten der neuen Gesetze überflüssig macht und dessen Tugend als eine Art legislatives Gründungscharisma weiterwirkt.