‚Glühende Rätsel äugen sich an‘
Nelly Sachs und Heinz Holliger
Gesine Schauerte
Nelly Sachs war Schreiben ‚Mittel, den Atem vor dem Ersticken zu retten‘. Ihre Gedichte sprechen sich einem unauflösbar anderen Du zu, suchen Begegnung im unverfügbaren Zwischenraum. Gegenüber Heinz Holliger wünscht sich Nelly Sachs ‚den Text als Haltestelle und dann der lange Atem der Musik u. Gebärde‘ – Musik als das Andere des Textes, als ‚Ausatmung‘ des Wortes, über das Gesagte hinaus an die Wurzeln des Sagens zu reichen. Auch Holliger glaubt ’nicht mehr an die Eigenständigkeit des Materials‘, kann nicht mehr auf ein ‚Repertoire von Symbolen‘ zurückgreifen. Für ihn finden ‚Wort und Musik an den Grenzen (wenn nicht gar jenseits der Grenzen) zueinander.‘ Er löst die ‚Rätsel‘ nicht, sondern wahrt sie mit musikalischen Mitteln.
Interdisziplinär angelegt, fragt die Studie nach einem grundlegend dialogischen Methodenbegriff, der Lyrik und Musik je und je gerecht zu werden vermag. Die analytischen Befunde werden u.a. gestützt durch Forschungen im Stockholmer Nachlass der Dichterin, Sichtung ihrer Korrespondenz sowie durch Auswertung der Basler Kompositionsskizzen von Heinz Holliger.