Grundlagen der Kiefernwirtschaft
Versuchsflächenergebnisse und Entscheidungshilfen
Karl-Willi Lockow
Die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris L.) ist aufgrund der bodenkundlichen und klimatischen Verhältnisse und ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten eine der Hauptbaumarten unseres Landes. Gesicherte Bewirtschaftungserkenntnisse sind daher zur Wahrung der Nachhaltigkeit und im Interesse einer hohen Wertschöpfung wichtige Voraussetzungen.Aus Wachstums- und Entwicklungsabläufen auf langfristigen Versuchsflächen abgeleitet, werden der forstlichen Praxis auf zahlenmäßiger Grundlage fundierte und neueste Erkenntnisse zur Bewirtschaftung dieser Baumart in Abhängigkeit vom Standort und der Bestandesbehandlung im nordostdeutschen Tiefland vermittelt. Im Mittelpunkt stehen Wachstum und Entwicklung, Zuwachs, Ertrag und Stabilität. Sich im Wachstums- und Entwicklungsprozess der Kiefer vollziehende quantitative und qualitative Veränderungen werden mit mathematischen und statistischen Methoden ausgewertet, Gesetzmäßigkeiten abgeleitet und die Wirkungen von Gratiskräften der Natur quantifiziert.Alle gewonnenen Erkenntnisse münden in waldbaulichen und betriebswirtschaftlichen Schlussfolgerungen und Empfehlungen, Handlungsanleitungen sowie in praktikablen graphischen, numerischen und tabellarischen Entscheidungshilfen. Unter Beachtung der konkreten Gegebenheiten ermöglichen sie es dem Wirtschafter, Walderneuerung, Erziehung, Pflege und Nutzung der Kiefer effizient zu realisieren.Aus Wachstumsanalysen in Mischbestandesstrukturen werden Schlussfolgerungen zum Aufbau ökologisch wertvoller, ertragreicher Kiefern/Buchen- und Kiefern/Traubeneichen-Mischbestände abgeleitet.Da die Bewirtschaftung der Kiefer eine hohe Volumen- und Qualitätsleistung anstrebt, wird der Durchforstung im Jungbestandesalter besondere Bedeutung beigemessen. In dieser Entwicklungsphase erfolgt die Entscheidung über die künftige Ertragsleistung und Wertschöpfung dieser Baumart. Hier kommen neue Erkenntnisse der Kiefernwirtschaft, die in Eberswalde entwickelte Kieferntypenlehre, zur Anwendung. Sie schließt die Erziehung von Wertholz, hohe Volumenleistung und optimale natürliche Stabilität ein.Zur Leistungskontrolle der Kiefernbestände werden leicht handhabbare Entscheidungshilfen entwickelt und Kriterien zur Beurteilung abiotischer Risikofaktoren vorgelegt.Aus einem über 100 Jahre in Beobachtung stehenden Provenienzversuch werden Schlussfolgerungen zur Quantitäts- und Qualitätsleistung verschiedener Kiefernherkünfte gezogen.Tafeln zur Schätzung der Trockenmasse und Nährstoffspeicherung von Einzelbäumen und Waldbeständen bieten die Möglichkeit, die Wirkung von Nährstoffentzügen durch Wirtschaftsmaßnahmen auf die Bodenfruchtbarkeit zu beurteilen und auf regionaler Basis ökologisch relevante Nutzungsstrategien abzuleiten. Die Tafeln sind geeignet, das Kohlenstoffspeicherpotenzial von Kiefernbeständen einzuschätzen. Unter dem Aspekt des Klimawandels besitzen sie umweltökologische Bedeutung.