Iphigenia in Aulis
Trauerspiel in fünf Akten
Klaus Gerlach, Konrad Levezow
Jakob Andreas Konrad Levezow wird am 3. September 1770 in Stettin geboren, er stirbt am 13. Oktober 1835 in Berlin.
Seine „Iphigenia in Aulis“ ist weder eine Übersetzung noch eine Bearbeitung des Euripideischen Dramas, sondern eine Transformation des Mythos in die Gegenwart, in das Jahr 1804. Der antike Stoff, die Fabel von der Iphigenia in Aulis, wird so umgeformt, dass ein modernes Drama entsteht, das ohne die Aktualität der preußischen Verhältnisse nach 1800 nicht entstanden wäre. Durch das 1800 in Berlin erschienene Werk „Die Bestimmung des Menschen“ von Johann Gottlieb Fichte ist das Trauerspiel eben so stark beeinflusst wie durch die Napoleonischen Kriege, die in Preußen als starke Bedrohung empfunden werden. Zwei Jahre nach der Uraufführung des Stückes fliehen der preußische König und sein Hof nach Ost-
preußen und der Kaiser der Franzosen zieht in Berlin ein.
Levezow ist sich bewusst, einen Gegenentwurf zu Goethes „Iphigenie auf Tauris“ geliefert zu haben. Das Stück zeigt die Entwicklung der unbekümmert im häuslichen Glück lebenden Iphigenia, die unwissend geopfert werden soll, um den erfolgreichen Ausgang eines Krieges zu garantieren, zu einer selbstbewussten Persönlichkeit, die ihre Opfer-Rolle so gestaltet, dass sie ihrer eigenen Überzeugung entspricht