ist das mein kind, ist das meine mutter
Auszüge aus Mit smykkeskrin
Ursula Andkjær Olsen, Clara Sondermann
ist das mein kind, ist das meine mutter ist ein Auszug aus Ursula Andkjær Olsens Gedichtband Mit smykkeskrin (Gyldendal, 2020), den die Autorin mit der der Übersetzerin Clara Sondermann ausgewählt hat. Darin werden der Körper, der in Verbindung mit anderen Körper steht, genau unter die Lupe genommen: In welchen Kreisläufen wirken unsere Körper, in welchen Abhängigkeiten stehen sie? Was produzieren, was konsumieren wir? In Mit smykkeskrin (Deutsch: Mein Schmuckkästchen) stecke das fast unendliche Unbehagen des Körpers, schreibt Olsen. Clara Sondermann antwortet in ihrem Nachwort: „Ich lese die Gedichte genauso. Und doch habe ich sie mit leichtem Herzen übersetzt. Mit einer Leichtigkeit, wie sie sich nach dem Aussprechen einer Tatsache einstellt, die lange unausgesprochen in der Luft lag.“
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irgendwo
in sich
die erinnerung haben
aus mindestens zwei
zusammenhängenden organismen
bestanden zu haben
der eine im anderen
der sich daran erinnert, in einem dritten gewesen zu sein
sich vielleicht erinnert
eine zivilisation aus ketten aus mindestens zwei organismen
niemand ist allein
ein unbezahlbares schloss,
das einmal in einem anderen schloss war
genauso unbezahlbar
eine frühere einheit wurde geteilt und
eine zivilisation
nicht wie ein beutel voll kugeln
kein freies spiel
wie
ein kästchen mit ketten
mit kontinuierlichen knoten
die ganze zeit
zierde und erstickung