Mein Gröden
Die Tagebücher der Filomena Prinoth-Moroder (1885–1920)
Marion Ladurner, Oswald Überegger
Das TAGEBUCH der Arztgattin FILOMENA PRINOTH-MORODER aus St. Ulrich dokumentiert die Lebenswelt des GRÖDEN- UND GADERTALES über einen ungewöhnlich langen Zeitraum von rund vierzig Jahren. Dabei handelt es sich um eine für die neuere TIROLER GESCHICHTE zentrale Epoche ÖKONOMISCHER MODERNISIERUNG, GESELLSCHAFTLICHER DIFFERENZIERUNG und POLITISCHER UMWÄLZUNGEN. Die Aufzeichnungen beinhalten eine Fülle von Informationen, die für ALLTAGS- UND MENTALITÄTSGESCHICHTLICHE, aber auch für KULTURGESCHICHTLICHE UND ETHNOLOGISCHE FRAGESTELLUNGEN interessant sind. Es spiegeln sich darin Ereignisse und Entwicklungen familiärer und MIKROGESELLSCHAFTLICHER LEBENSZUSAMMENHÄNGE innerhalb einer stark katholisch-konservativ geprägten Lebenswelt im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert wider. Zudem gewährt das Tagebuch Einblick in die Berufs-, Lebens- und Freizeitorganisation einer Arztfamilie als Teil des LÄNDLICHEN BILDUNGSBÜRGERTUMS in Kontrast zum bäuerlich geprägten Lebensumfeld.
Von besonderem Interesse sind die umfangreichen Einträge über die Zeit des ERSTEN WELTKRIEGS. Anschaulich beschreibt Prinoth-Moroder den sich vollziehenden GESELLSCHAFTLICHEN DESILLUSIONIERUNGSPROZESS, thematisiert die Konfrontation der dörflichen Gesellschaft mit der MANGELWIRTSCHAFT des Kriegsstaates und berichtet über den KRIEGSALLTAG AM LAND.