sonne geschlossener wimpern mond
gedichte
Dirk Uwe Hansen
Pressetext Dirk Uwe Hansen | sonne geschlossener wimpern mond
dirk uwe hansen | sonne geschlossener wimpern mond | gedichte | reihe licht [band 01]
WIE ATEM WIE ERDE WIE LUFT / WIE EIN STEIN / FLACH WIE DIE WELT
Mit seinem neuen Gedichtband sonne geschlossener wimpern mond leitet der Greifswalder Dichter, Übersetzer und Altphilologe Dirk Uwe Hansen die neue literarische Reihe licht im gutleut verlag ein. Er stellt drei neue Gedichtzyklen vor, beginnend mit dem Zyklus Kosmogonie, der von den Weltentstehungsmythen der griechischen Antike inspiriert ist. Zusammen mit den Zyklen Naturalienkabinett und Grammatologie entsteht ein Mosaik, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschmelzen. Dirk Uwe Hansen spürt dem Wesen der Dinge nach, will sowohl die Teile eines Ganzen, als auch die Beziehung dieser Teile zum Ganzen verstehen. Initial für diese Arbeit war seine Entdeckung, dass den Textfragmenten der vorsokratischen Philsophen ein poetisches Potenzial innewohnt. Aus dem in einem seiner Notizhefte zusammengetragenen Material entstanden so nach und nach die traumhaften Gedichte, in denen die Elemente der Erde in verschiedene Aggratzustände übergehen, Welten entstehen und wieder vergehen (»akusilaos // ist eins ist alles ist unbekannt / sind geteilt zwei dunkel / schnittmengentrennung und drei / winde / einer für / jeden tausendsten fluss fließt / wandelt unter der erde geschlecht / wird zwei wieder eins wieder unsichtbar»).
Dirk Uwe Hansen betrachtet die mythischen Erzählungen von Vorsokratiker wie Thales, Parmenides oder Heraklit als Versuche einer Weltaneignung durch Beschreibung. Die zunächst unabhängig voneinander entstandenen Gedichtzyklen stellen verschiedene Formen menschlichen Weltaneignung dar, sind aber gleichzeitig auch als Dirk Uwe Hansens eigene poetische Erfassung der Wirklichkeit zu betrachten, die er in einem Dreitschritt von der Theorie zur Anschauung des Gegebenen, bis hin zur Erfassung desselben im Medium der Schrift vollzieht. Die unter dem Titel Naturalienkabinett versammelten Gedichte portraitieren allesamt Gegenstände, die für den Dichter mit einer bestimmten Erinnerung verbunden sind oder ihm beim Schreiben direkt vor Augen lagen, wie der Donnerkeil oder die Auster (»auster // außen verwachsener spiegeleffekt / einschlag in zähes / fließen von ringen ein / einsinken in geschmolzene zeit / zwei schalen mit jeweils / eigener funktion»). Die in der Kosmogonie angestrebten Darstellung der Welt als Ganzem wird so von der Welt in Einzelteilen kontrastiert. In dem Zyklus Grammatologie wendet sich Hansen schließlich den Lettern als der kleinsten Einheit des Erkenntnisinstruments Sprache und erkundet die ganz eigene Individualität von Lettern, nachdem er sich umfassend mit ihrer Geschichte und ihrem Gebrauch auseinandergesetzt hat (»o // zyklopenauge und / größe ohne raum / perspektivisch betrachtet ein / weg und kein ziel in der / mitte ist alles ist leer»).