Theo-Logik
Über den Beitrag des Jansenismus zur formalen Methode in Theologie und Religionsphilosophie
Frederik Herzberg, Thomas Schirrmacher
Die formale Logik kommt heute in den Curricula Evangelisch-Theologischer Fakultäten und Theologischer Seminare kaum noch vor; dabei ist sie ein äußerst wertvolles, wenn nicht unverzichtbares methodisches Werkzeug sowohl in Exegese wie Dogmatik und im interdisziplinären Gespräch mit Philosophie und Wissenschaftstheorie. In früheren Jahrhunderten ist der formalen Logik denn auch ein entsprechend hoher Stellenwert in der theologischen Ausbildung zugemessen worden. Ganz besonders gilt dies für den Jansenismus — eine Bewegung, die (zunächst innerhalb der römisch-katholischen Kirche) durch eine akzentuierte augustinische Gnadenlehre, durch die Forderung nach ernsthafter persönlicher Frömmigkeit und durch die Hochschätzung des sakramentalen Lebens der Kirche Aufmerksamkeit erregte. Führende Intellektuelle des 17. Jahrhunderts waren Jansenisten, darunter Antoine Arnauld, Pierre Nicole und Blaise Pascal. Der Jansenismus besitzt ein erhebliches Brückenpotential für die bekenntnis-ökumenischen Annäherungen unserer Zeit und verdient schon deshalb stärkere theologiehistorische Würdigung. Die vorliegende Arbeit zeigt in ihrem ersten Teil den ungebrochenen hochschuldidaktischen Wert und die konfessionelle Weite des jansenistischen (von Arnauld und Nicole verfassten) Lehrbuchklassikers, der „Logik von Port-Royal“, auf. Im zweiten Teil wird der Nachweis für die Bedeutsamkeit formaler Methoden in der Religionsphilosophie am Beispiel eines apologetischen Arguments jansenistischer Provenienz (der Pascalschen Wette) erbracht. Frederik Herzberg hat Mathematik, Philosophie und Politische Wissenschaft an der Universität Bonn sowie später Theologie am Martin Bucer Seminar studiert. Nach dem Diplom in Mathematik und Promotionen in Mathematik (Universität Bonn) sowie in Finanzmathematik (Universität Oxford) hat er sich für das Fach Wirtschaftstheorie habilitiert (Universität Bielefeld) und auch im Bereich der Theoretischen Philosophie geforscht. In erster Linie befasst er sich mit Anwendungen von Wahrscheinlichkeitstheorie und Mathematischer Logik, insbesondere in der Entscheidungstheorie und der formalen Erkenntnistheorie, sowie mit Hochschuldidaktik. Forschungsstipendien haben ihn an die Mathematischen Institute der Universität von Kalifornien in Berkeley sowie der Universität Princeton (New Jersey) und an die Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München geführt. Seine theologischen Studien setzt er an der Universität Aberdeen (Schottland) fort. Frederik Herzberg ist verheiratet und Vater eines Sohnes.