Touri, go home!
Wie Massentourismus unsere Städte zerstört
Thomas Lindemann
Wenn der Rollkoffer zum Hassobjekt wird: Über Massentourismus in Städten
Selfies vom letzten Städtetrip oder Fotos vom einsamen Palmenstrand gehören zum Standard-Repertoire der Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken. Reisen ist schick, Reisen ist in unserer heutigen Gesellschaft ein Statussymbol. Einst Privileg Gutbetuchter, kann sich heute dank Tourismusbranche fast jeder das Reisen leisten: Billigflüge, Städtetrips und Kreuzfahrten zum Schnäppchenpreis, Hostel-Übernachtungen zu 8 Euro, günstige Eventreisen … Auf der anderen Seite formiert sich immer mehr Widerstand gegen den touristischen Ansturm. Bürger- und Umweltinitiativen bilden sich, Anwohner sind nicht mehr gewillt, Trunkenheit und Partyleben an öffentlichen Plätzen hinzunehmen und den Reisenden bezahlbare Wohnungen als überteuerte Airbnb-Apartments zu überlassen. Aktivisten markieren beispielsweise mit No-Trolley-Aufklebern rollkofferfreie Zonen und wissen das Gesetz auf ihrer Seite: Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Anwohner Anspruch auf Mietminderung haben, wenn das Klackern und Klappern von Touristen-Rollkoffern die Nachtruhe raubt.
Was kann man tun gegen ein Phänomen, dessen Vorzüge wir gern genießen, für dessen negative Auswirkungen aber letztlich alle zahlen? Thomas Lindemann hat sich als Tourist im Selbstversuch in diversen In-Bezirken umgesehen, Politiker und Stadtplaner befragt, Problemlösungen diskutiert. Seine kritische, faktisch fundierte und unterhaltsam zu lesende Reportage vermiest nicht das Reisen, schärft aber den Blick für die Janusköpfigkeit der Tourismus-Industrie.