Verlust des Rettenden oder letzte Rettung
Untersuchungen zur suizidalen Erfahrung
Jann E. Schlimme
In zehn Untersuchungen wird die suizidale Erfahrung mit einer phänomenologischen Methode nachgegangen. Wie ist es, suizidal zu sein? Die ineinander greifenden, aber einzeln lesbaren Untersuchungen befragen die suizidale Erfahrung mit der für dieses Phänomen erforderlichen Tiefe, die auch der suizidale Mensch erreicht: Wozu lebe ich? Wem das Leben hierauf keine sinnstiftende Antwort mehr zu geben vermag, wem das Leben unerträglich geworden ist, wem alles Rettende im Leben verloren ist, dem bliebe zumindest noch der Tod als das radikal Andere des Lebens. Umfassend verzweifelt zeigt sich dem Menschen – ganz unbenommen dessen, wie er sich selbst versteht – sein eigener Tod als ein letztes Rettendes. Die Frage, ob sich der Mensch tatsächlich den Tod geben soll, bleibt hingegen ein Leben lang unentschieden und verweist auf die radikale Offenheit des Lebens. Die Untersuchung stellt diese radikale Offenheit des Lebens in den Mittelpunkt der Überlegungen. Neben verschiedenen philosophiegeschichtlichen Ansätzen werden aktuelle humanwissenschaftliche Positionen diskutiert. Außerdem analysieren vier Kapitel „Fälle‘ aus der Literatur (J. W. Goethes „Die Leiden des jungen Werther‘, I. Bachmanns „Der Fall Franza‘, H. v. Kleist, J. Améry).