Vorstellung mancherley fremder und seltener Thiere
Brigitte Klosterberg, Johann Daniel Meyer
Die Bibliothek der Franckeschen Stiftungen hält reiche Schätze bereit. Und nicht wenige der Bücher, die in den langen Holzregalen des barocken Kulissenmagazins stehen, verlangen geradezu danach, neu aufgelegt und dem Publikum unserer Tage nahegebracht zu werden. In den Jahren 1748 bis 1756 veröffentlichte der Nürnberger Miniaturmaler Johann Daniel Meyer sein dreibändiges Werk Angenehmer und nützlicher Zeit=Vertreib mit Betrachtung curioser Vorstellungen allerhand kriechender, fliegender und schwimmender Thiere [.] als auch [.] ihrer Scelete oder Bein=Cörper, das mit 240 kolorierten Kupferstichen illustriert ist. Auf der Grundlage von durch Klaus E. Göltz angefertigten Neuaufnahmen aus dem Exemplar der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen präsentiert Brigitte Klosterberg nun eine Auswahl von 32 besonders originellen Illustrationen in einem hochwertigen bibliophil ausgestatteten Katalog.
Meyers Werk eignet sich in besonderer Weise dazu, den heutigen Betrachter in die Denkungsart des 18. Jahrhunderts einzuführen. Entstanden im Zeitalter der beginnenden Aufklärung stellt dieser Bildband noch ganz selbstverständlich die Verbindung zwischen barocker Opulenz und frühmoderner Wissenschaftlichkeit her. Die Phantasie des Forschers verband sich, als Grundlage allen menschlichen Fortschritts verstanden, noch reibungslos mit wissenschaftlichem Anspruch, was zu kuriosen Darstellungen wir derjenigen eines gehörnten Hasen, eines sogenannten Wolpertingers, führen konnte, dessen Abbildung in einem vergleichbaren Werk unserer Tage unvorstellbar wäre.