Vorstellungen von „Deutschtum“ in Ungarn in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts.
Auf der Suche nach dem Eigenen in der Fremde
Frank Bauer
Seit dem Mittelalter spielte die deutschsprachige Minderheit im Königreich Ungarn eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Leben des Landes. Frank Bauer analysiert in seiner kulturgeschichtlichen Studie die Darstellung dieser Bevölkerungsgruppe in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts. Welche Topoi und Narrative verbanden deren Autoren mit den Deutschungarn? Welchen Konjunkturen und Zäsuren waren diese Zuschreibungen unterworfen? Wie wurden sie räumlich auf einer Mental Map verortet? Frank Bauer nimmt Aushandlungsprozesse in den Blick, in denen die Autoren den „kulturellen Nenner“ der Deutschungarn suchten. Er zeigt zudem, wie diese von den in Ungarn ansässigen Magyaren, Rumänen und Slowaken abgegrenzt wurden. Dabei weist er nach, dass die den Deutschungarn zugeschriebenen Tugenden weitgehend deckungsgleich waren mit dem (Selbst-)Bild des deutschen Bürgertums jener Zeit und in einer engen Beziehung zu der sich entwickelnden kolonialen Debatte im Deutschen Reich standen.