Was ist Literatur in Rom?
Eine antike Option der Schriftkultur
Gregor Vogt-Spira
Den Ausgangspunkt dieses Essays bilden Auffälligkeiten in der Einschätzung des Verhältnisses von Wirklichkeit und Literatur. Das auch in Rom selbst gepflogene Stereotyp, eigentlich unliterarisch zu sein, führt sodann auf die zentrale Rolle, die den Sinnen für Literatur beigemessen wird, und damit zu den epistemologischen Grundlagen, dem vorausgesetzten Kognitionsmodell. Von hier aus wird unter den Leitbegriffen ‚Präsenz, Partizipation und Steuerung‘ Licht auf eine Reihe von Zügen und Eigentümlichkeiten des römischen Literatursystems, auch im Unterschied zum griechischen, fallen. Der Abschluß wird schließlich dem überraschenden Bedeutungsgewinn von Literatur in Rom gelten, der sich in der Schaffung einer eigenen Geschichte niederschlägt.
Gregor Vogt-Spira ist Professor für Klassische Philologie/Latinistik an der Universität Marburg und Generalsekretär des deutsch-italienischen Zentrums „Villa Vigoni” am Comer See in Italien. Der vorliegende Text ist seine Antrittsvorlesung an der Universität Marburg von Januar 2008.