Zur Sozialterminologie der iranischen Manichäer
Eine semantische Analyse im Vergleich zu den nichtmanichäischen iranischen Quellen
Iris Colditz
Die iranisch-manichäischen Fragmente der Berliner Turfansammlung des 4. bis 11. Jahrhunderts n. Chr., einzigartige Selbstzeugnisse der Religion Manis, geben mit ihren wertvollen zeitgenössischen Milieuschilderungen aus dem täglichen Leben ebenso Einblick in die Gesellschaft des Iran der Sasanidenzeit. Diese Arbeit untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Sozialterminologien der mitteliranischen Manichaica und der nichtmanichäischen iranischen Quellen, wie den sasanidischen Inschriften und der Pahlavi-Literatur. Dafür werden in sechs Hauptkapiteln ausgewählte „Problemwörter“ sozialen Inhalts (azad, bannag/bandag, iškoh/iskoh, tuwan/tawag, wuzurg, wispuhr) sowie weitere Syn- und Antonyme hinsichtlich ihrer Etymologie, semantischen Entwicklung und Wechselbeziehungen untereinander sowie ihrer Verwendung im sozialen, didaktisch-moralischen, religiösen und allgemeinsprachlichen Kontext analysiert. Damit wird sowohl ein Beitrag zur Sozialgeschichte Irans als auch zur Problematik der Anpassung manichäischer Terminologie an das jeweilige Missionsgebiet geleistet.