Bei der Untersuchung handelt es sich um einen typologischen Vergleich der Werke des Russen Velimir Chlebnikovs und des Deutschen Hugo Ball. Beide nehmen führende Positionen in den avantgardistischen Gruppen (russischer Kubofuturismus und Züricher Dadaismus) ein. Beide Dichter zeichnet ein charakteristischer Titelwahn aus – Chlebnikov bezeichnet sich als „Vorsitzender des Erdballs“, Ball ernennt sich selbst zum „magischen Bischof“. Der Komplex von Ideen und Vorstellungen der beiden tradiert die theurgischen und religiös-philosophischen Vorstellungen des russischen mythopoetischen Symbolismus. Bezeichnend sind dabei die Verfahren der spezifischen mythopoetischen Intertextualität, der Synkretismus, die Karnevalisierung. Dargelegt wird die besondere Bedeutung der Kontrafaktur, als eines intertextuellen bzw. intermedialen Verfahrens des Rückgriffs auf archetypische Muster: Die avantgardistischen Performances beider Dichter tragen deutliche Züge einer Kontrafaktur von liturgischen Handlungen; einige der Texte orientieren sich an der Ästhetik der Ikone; andere lassen sich als Kontrafakturen von Nietzsches Also sprach Zarathustra lesen. Die Analyse der Werke und Briefe Balls im Hinblick auf russische Namen, Motive und Konzepte belegt im Detail, dass die Rezeption der russischen Kultur bei Ball umfassend und wirkungsmächtig war. Von Bedeutung waren für ihn neben der Kunst und Kunsttheorie Kandinskijs diverse Texte der russischen religiösen Philosophie und esoterischen Literatur. Blavatskajas Werke werden als Quellen vielen kunsttheoretischen Formulierungen Chlebnikovs nachgewiesen. Beide Dichter greifen auf die Tradition der Verwirklichung bzw. Rekonstruktion einer universellen Ursprache zurück, wobei Chlebnikov insbesondere Leibniz rezipiert, während Ball sich an Pseudo-Dionysius Areopagita orientiert. In einem historischen Exkurs werden entsprechende Konzepte dieser Tradition vorgestellt (Dante Alighieri, Raimundus Lullus, Giordano Bruno, Böhme, Bacon, Komenský, Leibniz u.a.). Die mythopoetische Selbstidentifikation mit dem Nomothet und die Suche nach einer Äquivalenz des Wortes und des Bildes erlaubt einige Texte, Porträts, Selbstdarstellungen und Performances der beiden Dichter vor dem Hintergrund der Semiotik der orthodoxen Ikonenmalerei zu deuten.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Was verbindet Gregor von Rezzori, den selbsterklärten „Kulturverhöhner“ und angeblich teilnahmslosen Beobachter seiner Zeit, mit der tragischen Geschichte des 20. Jahrhunderts? Anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers, Journalisten, Übersetzers, Drehbuchautors und gelegentlichen Schauspielers diskutieren Germanisten und Kulturwissenschaftler aus sechs europäischen Ländern Rezzoris Werk als einen komplexen Prozess der historischen Verortung und Verhandlung. Der Fokus ihrer wechselnden interdisziplinären Perspektiven liegt dabei auf den Erzählstrategien, die souverän mit den Mechanismen von Selbst- und Fremdbildkonstruktionen spielen, und dem oft satirischen, märchenhaften, ja sogar karnevalesken Grundton, der Rezzoris Schilderungen von Orten, Menschen(-konflikten) und geschichtlichen Zäsuren anhaftet.
Aktualisiert: 2022-12-12
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Diese Arbeit befasst sich mit der religiösen Dichtung Fedor Nikolaevič Glinkas (1786-1880) und deren Verankerung in nicht-orthodoxen esoterischen Überlieferungen, wie sie v.a. in der russischen Freimaurerei aufgegriffen wurden. In der Auseinandersetzung mit Esoterikern wie Louis-Claude de Saint-Martin – aber auch unter Bezugnahme auf das – entwickelt Glinka ein originelles literarisches Konzept: Dichtung soll bei zunehmender Auflösung religiöser Heilsgewissheit metaphysische Sinnstiftung leisten. Damit stellt sich Glinka eine Aufgabe, die bislang der Religion vorbehalten war. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die Modernität der Begründung von religiöser Lyrik und Versepik bei F.N. Glinka: Welche Rolle spielt dabei die Esoterik? Auf welche Weise hängt diese Umstellung metaphysischer Orientierung mit der «Autonomie» der Literatur zusammen? Inwiefern nimmt Glinka die spätere symbolistische Mythopoetik vorweg? Welchen Beitrag leistet die Systemtheorie Luhmanns als moderne Gesellschaftstheorie zur funktionalen Erklärung des Zusammenhangs von Religion und Literatur?
Aktualisiert: 2019-12-19
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Die von Richard Wagner ins Spiel gebrachte Vorstellung vom Gesamtkunstwerk, in dem die von einem neuen Mythos beflügelten Künste sich in gegenseitiger Bereicherung zu gesteigerter Wirkung vereinen, hat immer wieder die Gemüter bewegt - bis heute. Nach wie vor bewegen sich die Gesamtkunstwerk-Konzepte zwischen den von Wagner vorgegebenen Polen: Auf der einen Seite steht das synästhetische Laboratorium der Moderne, auf der anderen stehen die unterschiedlichen Versuche, den Künsten durch begeisternde Mythen zu erhöhter gesellschaftlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen. In beiden Fällen sind die künstlerischen Realisierungen - gemessen an solchen Totalitätsvisionen - oft enttäuschend ausgefallen. Geblieben sind Absichtserklärungen, synästhetische Experimente und inzwischen diskreditierte ideologische Projekte.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes präsentieren unterschiedliche Positionen und Aspekte der Gesamtkunstwerk-Problematik, von ihrer Vorgeschichte um 1800 über die Konzeption Wagners, verschiedene Ansätze im frühen 20. Jahrhundert und ästhetisch inszenierte Ganzheitlichkeiten in totalitären Kulturen bis hin zum 'Gesamtkunstwerk Madonna' als extremer Verkörperung gegenwärtiger Kulturindustrie.
Aktualisiert: 2019-11-18
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