"Schönen guten Abend beim Wetter!" Ein paar Zuschauer blinzelten wohl zweimal, als ihnen 2009 eine junge Frau mit ostanatolischen Wurzeln den ORF-Wetterbericht präsentierte: Eser Akbaba. Der Wirbelwind mit dem wilden Lockenkopf war schon bald nicht mehr von den Bildschirmen wegzudenken. Und viele dachten: Na bitte, Integration gelungen. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte.
Eser Akbaba erzählt davon, mit welchen Schwierigkeiten ihre Familie konfrontiert war, als sie in Österreich ankam, was es heißt, als Gastarbeiterkind zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Sie zeigt, wie sie es trotz all der Turbulenzen in ihrem Leben und der Vorurteile, denen sie sich stellen musste, geschafft hat, unerschrocken zu bleiben, ihren Traumjob zu verwirklichen und mit ihrem sozialen Engagement ein Vorbild für viele Menschen zu werden.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Dank des Fernsehens erleben die Österreicher gesellschaftliche Umbrüche, historische Höhe- und Tiefpunkte genauso wie sportliche und kulturelle Ereignisse hautnah mit. Nun können Sie die interessante und emotionale Aufarbeitung in einer akribischen und vielfältigen Zusammenschau nachlesen und bekommen Ihre ganz persönliche Rückschau der letzten Jahrzehnte Fernsehgeschichte.
Annähernd 200 Beiträge aus allen Redaktionen und Abteilungen des ORF vermitteln eine thematisch und historisch bunte Vielfalt, die persönliche wie gesellschaftliche Erinnerungen wiederaufleben lässt.
Der redaktionelle Bogen spannt sich von Geschichten über Design, Technik, Teletext, Online, TV-Thek bis zu persönlichen Erinnerungen ehemaliger TV-Sprecherinnen.
Der unschätzbare Foto-Reichtum des ORF-Archivs macht dieses umfassende wie bilderreiche Kompendium zu einem spannenden Lese- und Schmöker-Vergnügen für alle Österreicherinnen und Österreicher.
Aktualisiert: 2023-05-08
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Aktualisiert: 2023-04-16
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Aktualisiert: 2023-03-15
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Ursula Schweiger-Stenzel stammt aus einer katholisch-jüdischen Familie. Ihr Urgroßvater mütterlicherseits war Kantor und Religionslehrer in Sechshaus (heute der 15. Wiener Gemeindebezirk), ihr Großvater wirkte bis zu seinem Lebensende im Jahr 1921 als Oberkantor im Leopoldstädter Tempel. Da der Vater Stenzels, Abkömmling einer noch tief in der Monarchie verwurzelten Beamtenfamilie bei der Nordbahn, bedingungslos zu seiner jüdischen Frau hielt, und dank etlicher Helfer konnte die Familie trotz widrigster Umstände in Wien überleben. Am 22. September 1945 wurde Stenzel dann als zweites Kind ihrer Eltern geboren. Bis zum Einstieg in den Beruf belegte sie Publizistik, Politik und Zeitgeschichte an der Universität Wien und verbrachte viel Zeit bei ihrer in der DDR verheirateten Schwester, deren Ehe aber katastrophal endete.
Hochdramatisch liest sich daher der erste Teil der nun von Ursula Stenzel vorgelegten, reich bebilderten Autobiografie, in der sie auch auf das Schicksal der Schwester ihres Vaters und deren jüdischen Mannes eingeht, die unter dramatischen Umständen in die USA emigrieren konnten – Sozialdemokraten der ersten Stunde und Zeitzeugen der ersten Republik.
Im zweiten Teil wendet sich Ursula Stenzel ihrer journalistischen Karriere im ORF zu, wo sie als Nachrichtensprecherin zu einem der bekanntesten Gesichter des Landes wurde. 1995 holte Wolfgang Schüssel sie in die Politik, bis 2005 war sie Abgeordnete zum Europäischen Parlament und Leiterin der ÖVP-Delegation in Brüssel. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind ebenso gespickt mit Hintergrundinformationen und Anekdoten wie jene an ihre Laufbahn im ORF. 2005 wurde sie Bezirksvorsteherin im 1. Wiener Gemeindebezirk, wechselte jedoch 2015 zur FPÖ, für die sie in den Wiener Landtag einzog. Wie sehr sie – vom Tiefgaragenprojekt am Neuen Markt bis zum Kampf gegen das Hochhausprojekt am Heumarkt – nach wie vor für stadtpolitische Belange brennt, merkt man ihrem Buch ebenso an wie die tiefe Verbundenheit mit dem kulturellen Leben der Stadt. Von 1983 an war Stenzel bis zu dessen Tod 2009 mit dem Burgschauspieler Heinrich Schweiger verheiratet, dem sie ein eigenes Kapitel widmet.
Erfrischend ist Stenzels freimütiges Bekenntnis zu verschiedenen „Hoppalas“ und auch Fehlern. Ihr ehrlich-ungeschminkter Bericht über die Zeit als Politikerin, über ihr Verhältnis zu ÖVP und FPÖ ist versehen mit internen Einblicken und unerwarteten Erkenntnissen. Mehr als ein halbes Jahrhundert österreichischer Geschichte wird in diesen Zeilen lebendig.
Aktualisiert: 2022-01-14
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Ursula Schweiger-Stenzel stammt aus einer katholisch-jüdischen Familie. Ihr Urgroßvater mütterlicherseits war Kantor und Religionslehrer in Sechshaus (heute der 15. Wiener Gemeindebezirk), ihr Großvater wirkte bis zu seinem Lebensende im Jahr 1921 als Oberkantor im Leopoldstädter Tempel. Da der Vater Stenzels, Abkömmling einer noch tief in der Monarchie verwurzelten Beamtenfamilie bei der Nordbahn, bedingungslos zu seiner jüdischen Frau hielt, und dank etlicher Helfer konnte die Familie trotz widrigster Umstände in Wien überleben. Am 22. September 1945 wurde Stenzel dann als zweites Kind ihrer Eltern geboren. Bis zum Einstieg in den Beruf belegte sie Publizistik, Politik und Zeitgeschichte an der Universität Wien und verbrachte viel Zeit bei ihrer in der DDR verheirateten Schwester, deren Ehe aber katastrophal endete.
Hochdramatisch liest sich daher der erste Teil der nun von Ursula Stenzel vorgelegten, reich bebilderten Autobiografie, in der sie auch auf das Schicksal der Schwester ihres Vaters und deren jüdischen Mannes eingeht, die unter dramatischen Umständen in die USA emigrieren konnten – Sozialdemokraten der ersten Stunde und Zeitzeugen der ersten Republik.
Im zweiten Teil wendet sich Ursula Stenzel ihrer journalistischen Karriere im ORF zu, wo sie als Nachrichtensprecherin zu einem der bekanntesten Gesichter des Landes wurde. 1995 holte Wolfgang Schüssel sie in die Politik, bis 2005 war sie Abgeordnete zum Europäischen Parlament und Leiterin der ÖVP-Delegation in Brüssel. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind ebenso gespickt mit Hintergrundinformationen und Anekdoten wie jene an ihre Laufbahn im ORF. 2005 wurde sie Bezirksvorsteherin im 1. Wiener Gemeindebezirk, wechselte jedoch 2015 zur FPÖ, für die sie in den Wiener Landtag einzog. Wie sehr sie – vom Tiefgaragenprojekt am Neuen Markt bis zum Kampf gegen das Hochhausprojekt am Heumarkt – nach wie vor für stadtpolitische Belange brennt, merkt man ihrem Buch ebenso an wie die tiefe Verbundenheit mit dem kulturellen Leben der Stadt. Von 1983 an war Stenzel bis zu dessen Tod 2009 mit dem Burgschauspieler Heinrich Schweiger verheiratet, dem sie ein eigenes Kapitel widmet.
Erfrischend ist Stenzels freimütiges Bekenntnis zu verschiedenen „Hoppalas“ und auch Fehlern. Ihr ehrlich-ungeschminkter Bericht über die Zeit als Politikerin, über ihr Verhältnis zu ÖVP und FPÖ ist versehen mit internen Einblicken und unerwarteten Erkenntnissen. Mehr als ein halbes Jahrhundert österreichischer Geschichte wird in diesen Zeilen lebendig.
Aktualisiert: 2022-01-14
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Ursula Schweiger-Stenzel stammt aus einer katholisch-jüdischen Familie. Ihr Urgroßvater mütterlicherseits war Kantor und Religionslehrer in Sechshaus (heute der 15. Wiener Gemeindebezirk), ihr Großvater wirkte bis zu seinem Lebensende im Jahr 1921 als Oberkantor im Leopoldstädter Tempel. Da der Vater Stenzels, Abkömmling einer noch tief in der Monarchie verwurzelten Beamtenfamilie bei der Nordbahn, bedingungslos zu seiner jüdischen Frau hielt, und dank etlicher Helfer konnte die Familie trotz widrigster Umstände in Wien überleben. Am 22. September 1945 wurde Stenzel dann als zweites Kind ihrer Eltern geboren. Bis zum Einstieg in den Beruf belegte sie Publizistik, Politik und Zeitgeschichte an der Universität Wien und verbrachte viel Zeit bei ihrer in der DDR verheirateten Schwester, deren Ehe aber katastrophal endete.
Hochdramatisch liest sich daher der erste Teil der nun von Ursula Stenzel vorgelegten, reich bebilderten Autobiografie, in der sie auch auf das Schicksal der Schwester ihres Vaters und deren jüdischen Mannes eingeht, die unter dramatischen Umständen in die USA emigrieren konnten – Sozialdemokraten der ersten Stunde und Zeitzeugen der ersten Republik.
Im zweiten Teil wendet sich Ursula Stenzel ihrer journalistischen Karriere im ORF zu, wo sie als Nachrichtensprecherin zu einem der bekanntesten Gesichter des Landes wurde. 1995 holte Wolfgang Schüssel sie in die Politik, bis 2005 war sie Abgeordnete zum Europäischen Parlament und Leiterin der ÖVP-Delegation in Brüssel. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind ebenso gespickt mit Hintergrundinformationen und Anekdoten wie jene an ihre Laufbahn im ORF. 2005 wurde sie Bezirksvorsteherin im 1. Wiener Gemeindebezirk, wechselte jedoch 2015 zur FPÖ, für die sie in den Wiener Landtag einzog. Wie sehr sie – vom Tiefgaragenprojekt am Neuen Markt bis zum Kampf gegen das Hochhausprojekt am Heumarkt – nach wie vor für stadtpolitische Belange brennt, merkt man ihrem Buch ebenso an wie die tiefe Verbundenheit mit dem kulturellen Leben der Stadt. Von 1983 an war Stenzel bis zu dessen Tod 2009 mit dem Burgschauspieler Heinrich Schweiger verheiratet, dem sie ein eigenes Kapitel widmet.
Erfrischend ist Stenzels freimütiges Bekenntnis zu verschiedenen „Hoppalas“ und auch Fehlern. Ihr ehrlich-ungeschminkter Bericht über die Zeit als Politikerin, über ihr Verhältnis zu ÖVP und FPÖ ist versehen mit internen Einblicken und unerwarteten Erkenntnissen. Mehr als ein halbes Jahrhundert österreichischer Geschichte wird in diesen Zeilen lebendig.
Aktualisiert: 2022-04-28
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"Schönen guten Abend beim Wetter!" Ein paar Zuschauer blinzelten wohl zweimal, als ihnen 2009 eine junge Frau mit ostanatolischen Wurzeln den ORF-Wetterbericht präsentierte: Eser Akbaba. Der Wirbelwind mit dem wilden Lockenkopf war schon bald nicht mehr von den Bildschirmen wegzudenken. Und viele dachten: Na bitte, Integration gelungen. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte.
Eser Akbaba erzählt davon, mit welchen Schwierigkeiten ihre Familie konfrontiert war, als sie in Österreich ankam, was es heißt, als Gastarbeiterkind zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Sie zeigt, wie sie es trotz all der Turbulenzen in ihrem Leben und der Vorurteile, denen sie sich stellen musste, geschafft hat, unerschrocken zu bleiben, ihren Traumjob zu verwirklichen und mit ihrem sozialen Engagement ein Vorbild für viele Menschen zu werden.
Aktualisiert: 2023-02-14
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Dank des Fernsehens erleben die Österreicher gesellschaftliche Umbrüche, historische Höhe- und Tiefpunkte genauso wie sportliche und kulturelle Ereignisse hautnah mit. Nun können Sie die interessante und emotionale Aufarbeitung in einer akribischen und vielfältigen Zusammenschau nachlesen und bekommen Ihre ganz persönliche Rückschau der letzten Jahrzehnte Fernsehgeschichte.
Annähernd 200 Beiträge aus allen Redaktionen und Abteilungen des ORF vermitteln eine thematisch und historisch bunte Vielfalt, die persönliche wie gesellschaftliche Erinnerungen wiederaufleben lässt.
Der redaktionelle Bogen spannt sich von Geschichten über Design, Technik, Teletext, Online, TV-Thek bis zu persönlichen Erinnerungen ehemaliger TV-Sprecherinnen.
Der unschätzbare Foto-Reichtum des ORF-Archivs macht dieses umfassende wie bilderreiche Kompendium zu einem spannenden Lese- und Schmöker-Vergnügen für alle Österreicherinnen und Österreicher.
Aktualisiert: 2020-04-20
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Dank des Fernsehens erleben die Österreicher gesellschaftliche Umbrüche, historische Höhe- und Tiefpunkte genauso wie sportliche und kulturelle Ereignisse hautnah mit. Nun können Sie die interessante und emotionale Aufarbeitung in einer akribischen und vielfältigen Zusammenschau nachlesen und bekommen Ihre ganz persönliche Rückschau der letzten Jahrzehnte Fernsehgeschichte.
Annähernd 200 Beiträge aus allen Redaktionen und Abteilungen des ORF vermitteln eine thematisch und historisch bunte Vielfalt, die persönliche wie gesellschaftliche Erinnerungen wiederaufleben lässt.
Der redaktionelle Bogen spannt sich von Geschichten über Design, Technik, Teletext, Online, TV-Thek bis zu persönlichen Erinnerungen ehemaliger TV-Sprecherinnen.
Der unschätzbare Foto-Reichtum des ORF-Archivs macht dieses umfassende wie bilderreiche Kompendium zu einem spannenden Lese- und Schmöker-Vergnügen für alle Österreicherinnen und Österreicher.
Aktualisiert: 2020-01-22
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Ana Zablatnik, 1923 in Ludmannsdorf/Bilcovs im südlichen Teil Kärntens geboren, ist Angehörige der slowenischen Minderheit. Sie und ihre Familie waren bereits früh Demütigungen ausgesetzt. Die Androhung einer Deportation (»Aussiedlung«) 1942 durch die Nazis, von der sie und ihre Familie glücklicherweise verschont blieben, führte zu ihrem Entschluss, Kontakt zu den PartisanInnen der »Osvobodilna fronta« (Slowenische Befreiungsfront) aufznehmen, die 1943 auch in der Umgebung ihres Heimatorts aktiv wurden. Am 6. Mai 1944 wurde sie verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis in Klagenfurt eingeliefert. Ab Anfang 1945 wartete sie im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus auf den Prozess vor dem berüchtigten Volksgerichtshof, zu dem es aber nicht mehr kam. Sie wurde in den letzten Kriegstagen freigelassen. Ihre widerständige Haltung gegen jede Form von Diskriminierung hat sie sich bis zu ihrem Tod im März 2010 bewahrt.
Aktualisiert: 2022-12-31
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Das Schreiben ist für Peter Handke ein »Zur-Geltung- Bringen des Übersehenen«. Zu schreiben begonnen hat er schon sehr früh – in seiner Schulzeit. Dann jedoch sei das Schreiben versiegt und erst wieder während seines Jurastudiums in Graz an die Oberfläche gestiegen. 1966 erscheint Handkes erster Roman Hornissen im Suhrkamp Verlag. In diesem wie allen nachfolgenden Romanen, Bühnenstücken, Gedichten, Erzählungen und Filmen lotet Peter Handke die Möglichkeiten der menschlichen Existenz aus. Er nähert sich dieser Fragestellung immer und immer wieder aus unterschiedlichsten Perspektiven: Das Schönste sind die Varianten, die Nuancen und die Details. Nahezu achtzig Werke, zuletzt Kali und Spuren der Verirrten, hat Peter Handke zur Sprache gebracht, die Übersetzungen nicht mitgezählt.
Unsere Spuren wären sie aufgezeichnet: was für ein Bild würden sie wohl ergeben?
Über dem Gespräch mag als Arbeitstitel Spurensuche stehen. Es kreist um das Schreiben, um den Blick auf die Welt, um die Mächtigkeit des Schmerzes und der Angst wie auch um die Natur — in ihr unterwegs zu sein.
Aktualisiert: 2022-12-31
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Dieses Gespräch entstand während des Filmportraits »Lojze Wieser – unter Druck« (ORF, Produzent Franz Grabner 2008). Es war der erste zweisprachige, deutsch-slowenische Film, der im österreichischen Fernsehen gezeigt wurde. Anfangs ein Gespräch mit Lojze Wieser, wurde es, als Peter Handke mit Pilzen von seinem Waldspaziergang zurückkam, ein wundervolles, dynamisches Zweiergespräch. Es waren keine »magischen Pilze – magic mushrooms«, aber schon bald nahm das Gespräch eine magische Qualität an.
In meiner 20-Jährigen journalistischen Karriere habe ich schon sehr viele verschiedene Menschen interviewt. Gorbatschow hielt einen Monolog, Yoko Ono, »stream of consciousness-ed«, aber Lojze Wieser und Peter Handke haben etwas Besonderes gemacht – sie haben sich duelliert – zwei alte Freunde, die ihren Intellekt geschickt sprühen lassen und in einer jovialen Mischung aus Respekt und dem Anderen immer um eine Nasenlänge voraus zu sein sich einen Schlagabtausch liefern. Vertreter von höchstem Gedankengut: Auf der einen Seite waren sie voll der Weisheit ihrer Jahre, und auf der anderen Seite wie verspielte Buben, die sich gegenseitig provozieren.
Es war ein Privileg, an einem sonnigen Herbsttag, mit Blick auf die Adria in ihrer Gegenwart zu sein. Plaudernd, hoch oben in der Karst-Landschaft, fühlte es sich an, als wären wir in einem hängenden Garten und alle ethnischen Unterschiede werden irrelevant. Ihre Abenteuer in der slowenischen und deutschen Sprache führten zurück nach Babylon.
»Man sagt ja immer, dass der Turmbau von Babel, das sei so eine Katastrophe gewesen, für die Menschheit. Dass alle Sprachen sich verwirrt hätten. Ich finde, eher das Gegenteil: Es ist ein großer Moment gewesen, wo die vielen verschiedenen Sprachen entstanden sind und auf diese Weise die Bilderwelt immer fruchtbar [geworden] ist. Es ist eine große, eine segensreiche Geschichte gewesen. Nicht der Turmbau, aber die Sprachenauseinanderdriftung!«
Indem er die Legende von Babylon auf den Kopf stellt, findet Handke klare Worte um den babel Babylons eher zu feiern als zu bestrafen. Sprachenauseinanderdriftung – was für wunderbares deutsch-englisches »babel«-Wort! Es ist eine Vorahnung von Lojze Wiesers Vision, die er ein paar Tage später im Gespräch mit mir formulierte. Dass Sprache ein Prozess ist, eine dauernde Weiterentwicklung erfährt, sich verändert, aus anderen schöpft, was in der Folge auch zu neuen Sprachen führen kann.
Der babylonische Dialog nimmt seinen Platz neben Italo Calvino´s »Notizen für das nächste Jahrtausend« ein, als Aufschluss für das Potenzial der Literatur. Calvino sagt, dass Mannigfaltigkeit nach wie vor eine Haupteigenschaft und notwendig für das Überleben der Literatur im 21. Jahrhundert sei. (Frederick Baker)
Aktualisiert: 2022-12-31
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„Bei den Toten bin ich gerne, sie tun mir nichts und sind auch Menschen“ „Der allerschönste und allerschlimmste Ort, an dem ich mich aufhalte, ist immer noch mein Gestell, mein Knochengerüst, in dem ich hause seit Anfang März des Jahres 1953, aber ich war mit ihm und mit mir auch einige Zeit im indischen Varanasi, in Rom, Berlin, Paris, Venedig, in Frankfurt, in Biel und anderswo zu Hause“, schreibt Josef Winkler, der sich einmal ironisierend als »Allerheiligenhistoriker« bezeichnet hat, und kehrt damit einmal mehr zu einem seiner grossen Themen zurück: zu den Toten. »Bei den Toten bin ich gerne, sie tun mir nichts und sind auch Menschen“. In »Roppongi, Requiem für einen Vater« werden einander indische Todesriten und der Tod in Österreich gegenübergestellt und auch in seinem Buch »Ich reis mir eine Wimper aus, und stech’ dich damit tot« kreisen die Geschichten um dieses Thema. Immer wieder, ob in Kärnten, in Italien, in Indien oder Mexiko, tauchen in der Geschichtensammlung Unfälle auf. Was Winkler manchmal als Obsession angekreidet wird, enträtselt sich bei genauerer Lektüre vielleicht als der sehnliche Wunsch, die Frage nach dem Sinn des Lebens aus einer ganz anderen Perspektive, nämlich vom Tod her zu beantworten. Das sich zur-Sprache-bringen ist für Josef Winkler eine mühevolle Arbeit, die ihn allerdings leicht macht: »Wenn mir ein Satz nicht wie ein Mühlstein um den Hals hängt, wozu soll ich ihn dann loswerden?« fragt Winkler schreibend. Es gilt für Josef Winkler, was Albert Camus einst über Sisyphos gesagt hat: »Il faut s’imaginer Sisyphe heureux.« (Etwa: »Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.«) Das Walzen eines Steines, die wiederkehrende Befreiung vom Mühlstein, kann einen Menschen so sehr beschäftigen, dass er darin seine existentielle Erfüllung darin findet. »In einem Zeitalter, in dem Markttauglichkeit das einzige Qualitatskriterium für Literatur zu werden droht, brauchen wir Texte wie die Josef Winklers, rücksichtslos und risikoreich, hinter denen, von der ersten bis zur letzten Zeile, ein Autor steht mit seiner ganzen Existenz. Möge er noch lange seine Recherchen überleben.« Dieser Satz stammt nicht aus der Laudatio, die über Josef Winkler und dessen Werk anlässlich der Verleihung des Grossen Österreichischen Staatspreises 2007 gehalten wurde. Diese Zeilen der Wertschatzung notierte der Schriftsteller Antonio Fian im Jahr 2003, in dem Jahr, in dem der Kärntner Autor sein Buch »Leichnam, seine Familie belauernd« veroffentlichte.
(Das Gespräch wurde am 9. Oktober 2008 IM GESPRÄCH im Radio-Kulturprogramm Ö1 gesendet.)
Aktualisiert: 2022-12-31
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Lenka Reinerová war die letzte lebende Kronzeugin der Prager deutschsprachigen Literatur aus der Generation Franz Kafka, Max Brod, Egon Erwin Kisch. Sie war Tschechin, Deutsche, Jüdin und bekennende Europäerin in einer Person, mit einem unerschütterlichen Glauben an das Gute, an die Gleichheit und die Gerechtigkeit. Sie hat die letzten Tage Habsburgs erlebt, Masaryks Erste Republik, die deutsche Besatzung, die erstarrten Jahre im Kommunismus und das Scheitern des »Prager Frühlings«, die samtene Revolution und heute den von ihr nicht gerade geliebten Kapitalismus. Der Radiojournalist Norbert Schreiber (Hessischer Rundfunk) besuchte die Literatin, die in den kulturellen Zirkeln der 20er und 30er Jahre in Prag ein und aus ging, von den Nazis und Kommunisten verfolgt, als Exilantin eine Irrfahrt rund um Welt erlebte. Lenka Reinerovä starb am 27. Juni 2008 im Alter von 92 Jahren in Prag. Mit ihrem Tod ist diese Epoche der 20er und 30er Jahre in Prag aus dem Leben in die Bücher versunken. Ihre Stimme erklingt im »Prager Deutsch« Ein letztes Dokument aus einer untergegangenen Welt.
Lenka Reinerová, die „Grande Dame“ der Prager deutschsprachigen Literatur, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Nach einem bewegten Leben, als Exilantin ständig auf der Flucht, hat die Autorin auch internationale Anerkennung erhalten. Lenka Reinerová ist im Prag der 30er Jahre aufgewachsen. Das multikulturelle Prag des deutschen, jüdischen und tschechischen Zusammenlebens hat sie geprägt.
Am 17. Mai 1916 wurde Lenka Reinerová in Prag geboren. Als Journalistin kam sie mit den Vertretern der deutschen Emigration in Kontakt, vor allem mit ihrem Freund und Mentor Egon Erwin Kisch, bevor sie selbst verfolgt wurde und emigrierte. Ihre Fluchtwege führten über Frankreich, Marokko nach Mexiko. Sie verlor ihre gesamte Familie, die den Holocaust nicht überlebte. Eine Warnung ihrer Schwester hatte sie davon abgehalten, ins Nazi-Deutschland von einem Auslandsaufenthalt zurückzukehren. Reinerová wurde nach dem Krieg auch Opfer der kommunistischen Säuberungen und verbrachte ein Jahr im Gefängnis.
Norbert Schreiber traf die Schriftstellerin in ihrer Prager Wohnung zum hr2-Kultur Doppelkopfgespräch kurze Zeit bevor sie nach langjähriger Krankheit verstarb. Ihr gesamtes Leben lag ihr das deutsch-tschechische Verhältnis am Herzen und das von ihr gegründete Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren.
Lesen und hören. Einsam und doch gemeinsam. Eine Verbindung, die die Tonalitat der Sprache zum Klingen bringt und die uns in gedruckter Form beim Lesen die Möglichkeit gibt, die Entwicklung des Gedankens in all seiner Zerbrechlichkeit nachzuzeichnen, dem Sich – Hintasten zu folgen, alle Seiten der Unsicherheit zu spüren, und dem Lesenden das Zugeneigtsein – zum Gedanken, zum Autor, zur Autorin, zum Thema – finden lasst. Die Idee kam von Norbert Scheiber vom Hessischen Rundfunk. Man müsse sehen, wie die vielen Geäprache, die von ihm und seiner Kollegenschaft im Laufe der Jahrzehnte geführt wurden, für die Leserschaft nutzbar gemacht werden. Wie macht man eine CD, die man gut lesen kann, und wie macht man ein Buch, das man gut hören kann? Es folgten viele Gespräche und Abwägungen. Viele sinnvolle und zu verwerfende Gedanken wurden gewälzt und nicht zuletzt viele Versuche in der Buchbinderei gemacht, bis die richtige Form der Umsetzung gefunden war. GEHÖRT GELESEN ward geboren. Ein Buch mit doppeltem Umschlag, wo sich im aufklappbaren und doch nicht flattrigen Schutzumschlag die CD zum Herausnehmen und Hören befindet und das sich von aussen doch nicht von einem Buch unterscheidet. Nun liegt der zweite Band der neuen Reihe GEHÖRT GELESEN im Wieser Verlag vor.
Aktualisiert: 2021-12-28
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Ich meine, Herr Hessel, ein bisschen gerechter Zorn ist immer gut.
Gerechter Zorn! Das nehme ich gerne an. Gerne. Wissen Sie, ich habe zwei verschiedene Arten von Feinden – was mein Büchlein angeht. Die einen, die verstehe ich sehr gut, die sagen, was bedeutet denn das, sich empören, na ja, gut, aber es nützt ja nichts. Man empört sich, dann ist man wütend, gut, na und, alles geht weiter. Denen sage ich, sie haben wahrscheinlich nur den Titel meines Buchs gelesen und vielleicht nicht den ganzen Text, denn ich sage ja immer wieder auch im Text, es gibt ganz gewisse Probleme, die müssen jetzt geklärt werden, und da hilft nicht nur Empörung, sondern dafür ist eben auch Engagement notwendig, sich einsetzen.
Nach dem großen Interesse, das meine beiden Bücher ,Empört Euch‘ und ,Engagiert Euch‘ geweckt haben, wird dieses sehr offen geführte, intensive Gespräch mit Michael Kerbler – geführt im Österreichischen Parlament – meine Argumente nachvollziehbar
machen und vertiefen helfen. Nicht zuletzt macht die CD von unserer Debatte Nuancen meiner Argumente hörbar, die das gedruckte Wort nicht bieten kann. Dieses Gespräch in Wien, noch dazu an diesem wichtigen Ort, aufgezeichnet vom Österreichischen
Rundfunk, ist für mich ein Dokument von Dauer. Es ist ein zum Nachdenken anregendes und Richtung gebendes Buch, das – so hoffe ich – in dieser Zeit des Umbruchs dazu beitragen wird, dass sich die Nebel der Orientierungslosigkeit ein wenig zu lichten beginnen.“
Stéphane Hessel über seine Begegnung in Wien mit Michael Kerbler
Aktualisiert: 2022-12-30
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Er zählt zu den großen Persönlichkeiten der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: Václav Havel. Neben Michail Gorbatschow, Lech Walesa und Karol Wojtyla, also Johannes Paul II, hat Havel das Antlitz Osteuropas nachhaltig verändert. Der weltbekannte Dramatiker und Essayist war einer der Wortführer der Kritiker des kommunistischen Regimes in der CSSR. Schon 1967, also vor dem später von Panzern des Warschauer Paktes niedergewalzten Prager Frühling, protestierte er gegen Machtwillkür und Zensur. Postwendend wurde der Schriftsteller mit einem Publikationsverbot belegt. Havel gehörte zu den Initiatoren der Charta 77 und war der bekannteste Sprecher dieser Bürgerrechtsbewegung. Mehrmals wurde er zu Gefängnisstrafen und zu Hausarrest verurteilt. Am Ende des Jahres 1989 – nach der gelungenen »Samtenen Revolution« – war Havel der erste frei gewählte Präsident in der Prager Burg.
Aktualisiert: 2022-12-31
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Herta Müller wurde am 8. Oktober 2009 von der Königlich-Schwedischen Akademie in Stockholm der Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Drei Tage zuvor sprach sie im Rahmen der Sendung »Im Gespräch« des Österreichischen Rundfunks mit Renata Schmidtkunz über ihren jüngsten Roman »Atemschaukel«, ihr Leben im Rumänien Ceausescus, ihre Verfolgung durch die Securitate und die Verachtung, die ihr von ihren Volksgenossen, den Donauschwaben im Banat zuteilwurde. Und über ihren Freund und Co-Autor des Romans »Atemschaukel«, den 2006 verstorbenen Lyriker Oskar Pastior.
Aktualisiert: 2022-12-31
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