Nomenclatura in usum Scholae Gorlicensis
Johann Byber, Peter O Müller, Martin Mylius
Die lateinisch-deutsche Nomenclatura in usum Scholae Gorlicensis zählt zu den erfolgreichsten Sachgruppenwörterbüchern des 16. Jahrhunderts. Ihre Anfänge sind eng mit der Gründung des Görlitzer Gymnasiums im Jahr 1565 verbunden. Für den Erwerb eines lateinisch-deutschen Grund- und Aufbauwortschatzes konzipierte der in Görlitz tätige Pädagoge Johann Byber dieses Lehrwerk, das später von seinem Schüler Martin Mylius überarbeitet wurde. Es enthält rund 4.000 Artikel, die auf 49 Sachgruppen verteilt sind:
Von Gott vnd Himmel – Von Zeyten vnd Feyertagen – Von Wassern – Von Stellen vnd Landen – Vom Menschen vnd seinen Theilen – Von Kranckheiten – Von Speisen – Vom Tranck – Von Vierfüßigen Thieren – Von Vogeln – Von Würmen vnd Thierlein, denen das Köpflein vom Leibe abgetheilet ist – Von Fischen – Von Beumen vnd Stauden – Von Früchten vnd Nachrichten – Von Feldfrüchten vnd Hülsenfrüchten – Von Theilen allerley Gewechs vnd Früchten – Von Kreutern vnd Blumen – Von Specereyen – Von Feld vnd Acker – Von Pawern vnd Hausrath – Von der Stadt – Die Namen der Lender vnd Völcker – Namen der Stedt – Vom Hause – Von der Stube vnd Tischgereth – Von der Küchen – Von der Schlaffkammer – Vom Stalle – Vom Bade – Von der Schul, Büchern vnd seinen Zugehören – Von der Kirchen, Geistlichen Dingen vnd Personen – Von Gerichtshendeln – Von Weltlichen Emptern – Von Künstlern – Von Handtwercksleuten – Von der Ehe vnd Schwigerschafft – Von der Verwandtschafft – Von Wollwerck – Von Kleidung – Von Farben – Vom Kriege – Vom Schiff – Vom Spiel – Von Metall, Edel vnd gemeinen Steinen – Vom Gelde – Von Maß vnd Gewichten – Von Zalen – Adjektive – Verben.
Das Werk ist nicht nur für wortgeschichtliche Untersuchungen eine ergiebige Quelle, sondern bietet auch einen sehr interessanten kulturgeschichtlichen Einblick in die Alltagswelt des 16. Jahrhunderts. Der große Erfolg der Nomenclatura zeigt sich zudem an einer dreisprachigen lateinisch-deutsch-polnischen Bearbeitung, die nun im deutsch-polnischen Grenzraum auch für den Erwerb lebender Fremdsprachen (Deutsch bzw. Polnisch) verwendet werden konnte. In der zwei- bzw. dreisprachigen Fassung war die Nomenclatura bis weit in das 17. Jahrhundert als Schulwörterbuch in Gebrauch. Zwar liegt der Überlieferungsschwerpunkt im schlesisch-polnischen Raum, doch zeigen Drucke aus Augsburg sowie oberdeutsche Schulordnungen, dass der Rezeptionsradius dieser Wörterbuchfamilie wesentlich weiter reicht.