Antikensehnsucht und Lebenswirklichkeit – Franz I., Graf zu Erbach-Erbach (1754–1823)
Adlige Inszenierung und Selbstthematisierung in Krisen- und Umbruchzeiten
Ann-Kathrin Heiß
Eine kulturhistorische Analyse der Biografie von Franz I. zeigt, dass Lebensbrüche auch Gelegenheiten zu Neuanfängen bieten konnten. Im Jahr 1775 nach einer Kavaliersreise zurückgekehrt, kam für ihn das Leben als Regent nur schleppend in Gang. Er beschäftigte sich vornehmlich mit Dingen, denen seit jeher sein Interesse galt: griechische und römische Antiken und eine (Antiken-)Sammlung. Als für Franz I. das Leben als Regent endlich in geregelten Bahnen verlief, reiste er erneut nach Italien. Zurück in Erbach führte bald der Reichsdeputationshauptschluss zu gravierenden Veränderungen. Franz I. war nun zum Privatmann deklassiert. Entschlossen inszenierte er sich als Altertumsforscher neu. In den Vordergrund seiner Betätigung rückte nun die AuseinanderSetzung mit der Sammlung. Eine letzte Antiquität führt zur Vollendung seiner Sammlung und markiert zugleich den Schlusspunkt seines Schaffens. Franz I. stirbt am 8. März 1823 in Erbach.