»Bonne Police«
Frühneuzeitliches Verständnis von der guten Ordnung eines Staates in Frankreich
Andrea Iseli
Gute Policey – bonne police, wie die Zeitgenossen das Bemühen der Obrigkeiten um eine gute Ordnung ihrer Staaten nannten, ist ein zentraler Aspekt für das Verständnis von Staat und Gesellschaft der frühen Neuzeit in weiten Teilen Europas.
In Frankreich zeigt eine breite Literatur zu dieser Thematik seit Beginn des 16. Jahrhunderts sowohl die Verquickung der police mit den politischen Strukturen von Städten und Regionen als auch die Vielfalt der Policeymaterien und schließlich die breite Palette juristischer Verfahren und politischer Möglichkeiten bei der Umsetzung in die Praxis.
Trotz dieser hohen Komplexität der Materie und der großen Vielfalt der unterschiedlichen Facetten von police in Theorie und Praxis zeichnet sich ein gemeinsamer Kernbereich ab: Es ging um Politik, um Regierungshandeln und um die den Regierenden zu Verfügung stehenden Instrumente, mit denen der öffentliche Raum und das öffentliche Zusammenwirken der Gesellschaftsmitglieder zu organisieren waren.
Immer schlüssigere Antworten auf die Frage nach effizienter Regierungsarbeit, eine allmähliche Entwicklung und Erprobung neuer Verwaltungstechniken erfolgten dabei nicht nur auf oberster Stufe am königlichen Hof. Parallel zu den Bemühungen der zentralen Verwaltung suchten und fanden die untergeordneten Körperschaften, Städte, Gemeinden und Provinzen ihre eigenen regierungs- und verwaltungstechnischen Antworten.