Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten
Kunst und Deportation
Irmgard Sedler
Die Publikation „Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten“, erschienen anlässlich der gleichlautenden Ausstellung im Siebenbürgischen Museum Gundelsheim von Dezember 2021 bis April 2022, beschreibt die Verbindung von Kunst und Deportation Siebenbürger Sachsen in die sowjetischen Arbeitslager 1945 bis 1949. Sie gibt dem Betrachter Einblicke in die Bedeutung des künstlerischen Schaffens als Überlebenstrategie.
Dieses Werk konzentriert sich auf den kunsttreibenden Faktor bei Menschen, die das Gefangenenleben teilen und zeigt ihre Motivation, auch unter würdelosen Umständen Kunst zu schaffen. Obwohl die künstlerischen Impulse oder der Status der Kunstschaffenden unterschiedlich waren, teilten sie das anspruchsvolle Bedürfnis, über ihre kreativen Fähigkeiten der Würdelosigkeit des Lagerlebens zu entkommen.
In den Arbeitslagern mit deutschen Deportierten gehörte auch die politisch-ideologische Umerziehung zum Kommunismus durch die Lagerleitung: die Propagandakunst. Unter anderem setzte man auf Stalin- und Leninporträts, Wandmalereien mit fleißigen Arbeitern und gepinselte kommunistische Losungen. Die Kunstäußerungen in den Lagern waren im Kleinen ein Abklatsch der groß gedachten und oft in kollektiver „Kunstarbeit“ ausgeführten Gigantomanie-Projekte.
Ein weiteres Thema betrifft die Deportation in Kunst und Literatur in Rumänien nach dem Jahr 1949. Die Künstler, die 1949 zurückkehrten, fanden eine geschwächte sächsische Gemeinschaft vor. Die rumänische Regierung nutzte Kunst und Literatur, um die Leidensgeschichte der Rückkehrer auf eine nie dagewesene Weise zynisch zu verfälschen. Trotz ihrer schmerzhaften Erfahrungen während ihrer fünf Jahre im Arbeitslager, sollten sie als Helden der Arbeit in der Öffentlichkeit dargestellt werden, ohne ihre Leidenserfahrungen zu berücksichtigen.
Ein wichtiger Abschnitt beschäftigt sich mit Künstlern, die erst nach vielen Jahren das Thema Deportation aufgearbeitet haben. Der bekannte Maler Friedrich von Bömches hat seine Lebenserfahrungen, einschließlich seiner Zeit im Kommunismus in Rumänien und in der Leistungsgesellschaft der Bundesrepublik in seinem Spätwerk beleuchtet. Er betrachtete Kunst immer mehr als eine Möglichkeit, mit dem Leben umzugehen. In den 1990er Jahren haben spätere Künstlergenerationen, sowohl Sachsen als auch Rumänen, sich mit den Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern im Donbass auseinandergesetzt.