Der schlanke japanische Staat
Vorbild oder Schreckbild?
Gesine Foljanty-Jost
In einer Phase, in der der Staat bei uns zwischen einer Aufgabenflut und re striktiven Finanzen gefangen zu sein scheint, und seine desolate Finanzlage für Teile der Bevölkerung zunehmend schmerzhaft spürbar wird, sind Wege gefragt, die dem Staat seine Handlungsfähigkeit zumindest teilweise zurück geben, ohne ihn finanziell zu überfordern. In dem vorliegenden Band wird mit Japan ein Land vorgestellt, das durch zweierlei auffällt: der Staat gibt im Industrieländervergleich im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung wenig aus, und seine Leistungsfähigkeit scheint nicht darunter zu leiden. Wir haben diese Kombination in Anlehnung an das lean production-Konzept als das Phänomen des „schlanken Staates“ bezeichnet. Berücksichtigt man die- wie wir meinen gerechtfertigte – Kritik an dem Be griff „schlanke Produktion“ als Schönfärberei, ist die Anlehnung der Formu lierung „schlanker Staat“ vermutlich ebenfalls eher unglücklich und für die Nominierung zum „Unwort des Jahres“ geeignet. Die Problematik gilt auch hier: mit „schlank“ gehen positive Assoziationen einher, die kaum verifiziert sind. Was heißt „schlank“? Sind es die knappen Finanzen, sind es die redu zierten Aufgaben? Und vor allem: wie sieht es mit den Ergebnissen aus? Sind sie wirklich so hervorragend? Angesichts dieser offenen Fragen und einer gehörigen Skepsis an den Er folgen von Staatshandeln in Japan haben Kollegen als Alternative „der ma gere japanische Staat“ oder auch „der Sparstaat“ vorgeschlagen.