Der stille Handel
Alfred Roßner – Lebensretter im Schatten der SS
Hannah Miska
Der Textilkaufmann Alfred Roßner geht 1940 in das von den Deutschen besetzte Oberschlesien, um die »arisierte« Textilfabrik seines jüdischen Freundes zu übernehmen – und um seine große Liebe Lena, im Oktober 1938 aus Deutschland nach Polen abgeschoben, wiederzufinden. Er lässt sich damit auf ein Leben ein, das er so nicht vorhergesehen hat: Terror, Korruption, Gewissenlosigkeit und Herrenmenschendenken kennzeichnen von nun an seinen Alltag mit der SS und den Besatzern.
Unter der einheimischen Zivilbevölkerung herrschen Angst, Verzweiflung und Hunger. Im Gegensatz zur Mehrheit seiner Landsleute hilft Roßner verfolgten polnischen und jüdischen Menschen und kann zahlreiche Juden vor dem Tod bewahren. Er gehört damit zu den wenigen, die inmitten dieser verrohten Gesellschaft ihren moralischen Kompass nicht verlieren. Sein Beispiel zeigt auf, welche Handlungsspielräume es gab.
Lange war Alfred Roßner, 1995 von Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt, weder in seinem Jugendort Falkenstein noch über das Vogtland hinaus bekannt. Mit dieser 2018 erstmals erschienenen Romanbiografie sollte er daher ins Gedächtnis der Menschen zurückgeholt und vor dem Vergessen bewahrt werden. Zugleich entstand ein Buch, das von Mut, widerständigem Verhalten und Zivilcourage in Zeiten von Krieg und Unterdrückung erzählt.