Die frommen Byzantiner und ihre bösen Nachbarn
Das 7. Jahrhundert (582‒717) in der Chronographie des Theophanes Homologetes. Einleitung, Übersetzung, Kommentar
Johannes Koder
Der Mönch Theophanes († 818) berichtet in einfacher Sprache und einem chronologisch übersichtlich gegliederten Text über den Zeitraum von 284/5 bis 812/3 n. Chr. Theophanes bezeichnet das 7. Jahrhundert als die existenziell entscheidende Epoche für die Geschichte des Byzantinischen Reiches, die von den letzten Perserkriegen bis zu seinen ersten Auseinandersetzungen mit den eben erst durch den Propheten Mohammed zum Islam bekehrten Arabern reicht. Weitere zentrale Themen sind die Ansiedlung von Slawenstämmen in Südosteuropa nach den awarischen Eroberungszügen und die byzantinische Innenpolitik.
Die Einleitung thematisiert den biografischen Hintergrund und die ideologische Basis des Autors, den Einfluss griechischer und orientalischer Quellen auf die Chronik des Theophanes und ihren Einfluss auf die Geschichtsschreibung des westlichen Mittelalters durch die frühe lateinische Übersetzung des vatikanischen Bibliothekars Anastasius Bibliothecarius († 879). Die Einleitung diskutiert außerdem die Darstellung der in der Chronik vorkommenden politischen Anführer und Persönlichkeiten, aber auch Besonderheiten in Stil, Wortschatz und Sprache des Theophanes, sowie die häufig in die Darstellung eingefügten direkten Reden und die meist in Versform gehaltenen Parolen, die die politischen Parteien der Grünen und der Blauen, laut unterstützt durch das Volk, bei Demonstrationen in Konstantinopel riefen.